Gelsenkirchen. . Schalkes neuer Trainer Ralf Rangnick kritisierte die bisherige Spielkultur und griff dabei zum Vorschlaghammer. Der 52-Jährige hofft, Manuel Neuer und Jefferson Farfan halten zu können.

Eines der wichtigsten Gespräche hatte Ralf Rangnick schon am frühen Morgen geführt: Noch bevor Schalkes neuer Chef-Trainer am Montag offiziell seinen Dienst aufnahm, rief er bei Manuel Neuer an. Es war nur ein kurzes, persönliches Telefonat, aber es war Rangnick wichtig, seinen Kapitän gleich zu Beginn mit ins Boot zu nehmen. Ihm die Perspektiven aufzuzeigen für die neue Zeitrechnung, die auf Schalke jetzt begonnen hat: die Zeit nach Felix Magath.

Rangnicks Pläne mit Schalke

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    Schon rein äußerlich wurde der Wechsel sichtbar: Nachdem bisher auf dem Podium Felix Magaths Ein-Mann-Show stattgefunden hatte, saß dort wieder ein Führungs-Trio. Ralf Rangnick wurde unterstützt von Manager Horst Heldt und Finanzchef Peter Peters – dessen Aufgabe kann in diesen Zeiten wichtig sein, da die Lage offenbar nicht so gut ist, wie sie zuvor von Magath oft beschrieben wurde. Zu dessen Philosophie sucht Schalke nun eine klare Abgrenzung – auch in sportlicher Hinsicht.

    Rangnick hat die vergangenen Spiele, auch das 0:2 am Sonntag in Leverkusen, nur vor dem Fernseher verfolgt, doch dieser Eindruck reichte ihm, um festzustellen, dass Schalke unter seiner Leitung einen ganz anderen Fußball spielen soll. Der 52-Jährige ist ja eigentlich ein Mann, der es rhetorisch geschickt versteht, Kritik mit feinen Nadelstichen zu setzen. Aber beim gegenwärtigen Zustand der Schalker Spieler-Ansammlung griff er zum Vorschlaghammer: „Ich habe nicht das Gefühl, dass die Mannschaft irgendeine Vorstellung hat, eine Idee, wie sie den Gegner in Bedrängnis bringen soll“, kritisierte er. Und bestätigte damit, ob gewollt oder zufällig, den Eindruck von Manuel Neuer, der nach der Blamage in Mönchengladbach gesagt hatte, Schalke habe „keinen Plan“ gehabt. Bei Rangnick soll der Gegner mit Pressing und Vollgas zu Fehlern gezwungen werden. Doch in Leverkusen hätte er nach seiner Einschätzung „wahrscheinlich gar keinen Zettel gebraucht“, um die Anzahl der Balleroberungen Schalker Spieler zu notieren.

    Das soll sich sofort ändern, am besten schon am 1. April beim FC St. Pauli. Denn trotz der verbleibenden Feiertage in den Pokal-Wettbewerben steht die Sicherung des Klassenerhalts oben an. „Der Spiegel des Leistungsvermögens ist immer die Bundesliga“, betonte Rangnick. „Und sieben Spieltage vor Schluss sagt die Tabelle schon etwas aus.“

    Diese bedrohliche Situation ist der Hauptgrund, warum er bereits jetzt seinen Dienst angetreten hat und nicht erst zum 1. Juli. „Ich habe mich gefragt: Was denken die Spieler und die Fans? Wir brauchen noch Punkte, warum kommt er nicht gleich? Es hätte nicht jeder verstanden, wenn ich in dieser Lage weiter Spanisch gelernt hätte.“ Möglichst schnell will er nun seine Philosophie vermitteln: Eine Philosophie, die auf einer „gemeinsamen Spielidee“, einem Miteinander und einem Team-Gedanken fußt. Erschwert werde dieses Arbeiten allerdings dadurch, dass das Aufgebot zu groß sei – ein weiterer Gruß, der noch an Magath gerichtet war.

    Herkulesaufgaben

    Dass dieser aufgeblähte Kader im Sommer reduziert werden muss, ist wirtschaftlich notwendig. Manager Horst Heldt kündigte an, dass Schalke in der Gehälterskala dann trotzdem immer noch „unter den Top fünf der Bundesliga“ stehen wird. Womit er auch einen Hinweis darauf gab, wo Schalke derzeit, mit einer in der Liga sportlich durchschnittlichen Mannschaft, anzusiedeln ist.

    Die Crux an der Kader-Reduzierung: Rangnick möchte weder auf Manuel Neuer noch auf Jefferson Farfan verzichten – beide Spieler haben nur noch Verträge bis 2012 und müssten, so sie denn noch eine Ablöse einbringen sollen, in diesem Sommer verkauft werden. Für Rangnick ist es „eine der Hauptaufgaben, Manuel Neuer langfristig an Schalke zu binden“. Das möchte Heldt auch – aber für ihn kann es enorm schwer werden. Er will erst einmal in Erfahrung bringen, welche Pläne der Torwart überhaupt hat: „Ich habe das Gefühl“, sagte Heldt nebenbei, „dass man ihn noch gar nicht so richtig gefragt hat.“

    Aber dies war ja bisher auch nicht Heldts Aufgabe . . .