Schalkes Trainer Felix Magath hat dem Spanier Raul eine absolute Ausnahmestellung eingeräumt. Beim Sieg gegen St. Pauli zahlte der Spanier dieses Vertrauen zurück.
Der respektvolle Umgang, den Raúl auf Schalke genießt, wird schon an einer Kleinigkeit deutlich. Wenn Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann den stolzen Spanier ankündigt, dann versieht er dessen Namen stets mit der etwas gediegenen Anrede „Senor“. Es heißt dann übers Stadionmikrofon also immer „Senor Raúl“, und dies geschieht nicht nur, weil die Fans den Namen so besser mitrufen können.
Raúl genießt auf Schalke einen absoluten Ausnahme-Status – dies wird sogar bei Felix Magath deutlich. Schalkes Trainer, der über sich selbst sagt, er könne gar „kein Schalke-Fan“ sein, spricht über Raúl, als wäre er dessen größter Bewunderer: Es sei eine helle Freude, einen solchen Spieler in der Mannschaft zu haben, schwärmt der 57-Jährige. Die Bewunderung geht soweit, dass er sein eigenes Fachwissen nicht über das des dreimaligen Champions-League-Siegers von Real Madrid stellt. Magath, der zu seiner aktiven Karriere ja selbst kein schlechter Balltreter war und den Hamburger SV 1983 zum Gewinn des Europapokals der Landesmeister schoss, sagt sogar: „Raúl braucht von mir keine Tipps und Hinweise.“
Dabei hätte es sich Magath nach dem Schalker 3:0-Erfolg gegen den FC St. Pauli leicht machen können und sich die Formsteigerung von Raúl auch ein bisschen selbst ans Revers heften können. Denn nachdem Schalkes Trainer im Anschluss an das trostlose 0:0 in der Champions League bei Hapoel Tel Aviv gesagt hatte, er würde sich von Raúl mehr Szenen im Strafraum wünschen, schoss der 33-Jährige nun zwei Tore und ebnete Schalke damit den Weg zum lange ersehnten ersten Heimsieg in der Bundesliga. Und weil Klaas-Jan Huntelaar ebenfalls einen Treffer erzielte, nachdem er Raúl in Tel Aviv noch zu mehr Präsenz im Angriff geraten hatte, schien die Kritik am Schalker Sturmspiel gefruchtet zu haben.
Allein: Magath hatte seine Worte an Raúl gar nicht als Kritik an dessen Spiel gemeint. „Er hat in Tel Aviv viel nach hinten gearbeitet, weil er der Mannschaft helfen wollte“, erklärte er. Diese Fleißarbeit rechnete er dem Stürmer umso höher an, weil dieser dadurch seine ureigenen Qualitäten hinten anstellen würde: „Gegen St. Pauli hat er gezeigt, dass er als bester Torjäger der Champions League seine Stärken im Strafraum hat.“
Raúl und Farfan führen Schalke zum Sieg
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Magath hatte von vornherein gesagt, dass er es sich nicht verzeihen würde, wenn die Karriere des Stars auf Schalke unter seiner Leitung einen Knick bekommen würde – entsprechend hegt und pflegt er den Spieler und macht diesen damit quasi immun gegen Kritik. Während Schalkes oberste Entscheidungs-Gewalt sonst alles streng reglementiert, gewährt er Raúl die Freiheiten des Künstlers: „Er darf auf dem Platz spielen, wo er will.“ Vielleicht will er Raúl damit aber auch ein Stück weit bei Laune halten, damit dieser nicht eines Tages auf den Gedanken kommt, warum er sich zum Abschluss seiner Karriere überhaupt noch auf das Abenteuer Schalke eingelassen hat.
Bisher geht diese Taktik trotz des unbefriedigenden Saisonverlaufs auf. Nach dem Spiel gegen St. Pauli betonte Raúl erneut, wie „glücklich und zufrieden“ er sei. Auch die Diskussion über seine Rolle habe er nicht als Kritik empfunden – „das gehört dazu.“
Ein paar Brocken spricht der stolze Spanier mittlerweile sogar schon Deutsch: Bitte und Danke etwa – mit dem Wort Torriecher konnte er allerdings noch nichts anfangen. Doch nach der Übersetzung lächelte er: „Ich glaube schon, dass ich diesen Torriecher noch habe.“
Zweimal hatte Schalkes Stadionsprecher ihn an diesem Abend als Torschützen angekündigt, den „Senor Raul.“
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