Es sind die kleinen Dinge in einem Fußballspiel, die manchmal die Veränderungen symbolisieren. Als der – wie in letzter Zeit schon immer – souveräne Christoph Metzelder eine sich zuspitzende brenzlige Situation mit all seiner Routine ganz gelassen löste, gab es prasselnden Applaus von den Rängen. Es war für den ehemaligen Dortmunder wie ein warmer Sommerregen auf der Seele, denn diese Beifallskundgebung galt nicht nur seinem 30. Geburtstag.
Metzelder ist endlich auf Schalke angekommen, und er genießt die Situation. „Ich fühle mich sehr wohl hier. Und die Leute im Pott haben ein Gespür dafür, dass nicht nur die Stars gefeiert werden, sondern auch die weiter hinten.“ Außerdem hat die Mannschaft an diesem Abend auch ordentlich zurückgegeben. Der am Ende klare 3:0-Sieg über den FC St. Pauli sei gut „für die Schalker Seele und das gesamte Umfeld“, wie der Abwehrchef es formulierte, der sich im Nachhinein dafür bedankte, „dass die Fans in diesen teilweise frustrierenden Wochen immer da waren“. Nun konnte man einen kleinen Teil zurückgeben, aber es sei nur ein kleiner Schritt gewesen für die Mannschaft, dem noch weitere folgen müssten.
Raúl und Farfan führen Schalke zum Sieg
1/25
Dafür muss der Gegner natürlich auch mitspielen. Zurzeit müssen die Königsblauen auch die richtigen Kontrahenten zur rechten Zeit treffen. Der FC St. Pauli war so ein Wunsch-Kandidat. Die Hamburger wirkten über große Teile des Spiels eben genau wie ein Zweitliga-Aufsteiger auf Bundesliga-Stippvisite.
Da konnte auch ein weiterer „älterer Herr“ im blau-weißen Trikot zur alten Gefährlichkeit zurückfinden. Bei zwei der drei Schalker Treffer in Halbzeit eins und zwei stand Senior Raúl genau da, wo ihn die Fans am liebsten sehen: einschussbereit am gegnerischen Torraum. Zweimal veredelte er die Vorlagen von Uchida und Schmitz und ließ sich von den Fans feiern. Dazwischen lag aber eine Phase im Spiel, die selbst Trainer Felix Magath hinterher Kopfschmerzen bereitete: „Die Mannschaft hat gut angefangen, aber nach der Führung ist sie auf einmal verunsichert gewesen. Mit Glück haben wir da nicht den Ausgleich kassiert.“
Es war aber noch mehr Paulianer Unvermögen, vor allem in Person von Deniz Naki, der zehn Meter frei vor Manuel Neuer den Ball verfehlte und stattdessen nur mit dem Standbein traf. „Wir haben uns vier Hundertprozentige erspielt, sind dann aber nicht konsequent genug und viel zu verspielt, daraus müssen wir etwas Zählbares machen. Und wenn man abschaltet zwischendurch, bekommt man am Ende die Quittung“, lautete das frustrierte Fazit von Trainer Holger Stanislawski.
Das dritte Tor steuerte Klaas-Jan Huntelaar bei, der damit seine kleine persönliche Flaute beendete. Der Holländer freute sich besonders, dass er diesmal nicht den Alleinunterhalter im Angriff mimen musste: „Heute hat Raúl gezeigt, dass er gefährlicher ist, wenn er im Strafraum spielt. Er hat ja beim Trainer eine freie Rolle.“ Es klang so ein bisschen, als wolle Huntelaar sagen: Er kann machen, was er will.
Dass dieses Privileg bei Felix Magath nicht alle genießen, musste zur Pause José Manuel Jurado erfahren. Der Spanier mit seinem Hacke-Spitze-Spiel passt momentan zur prekären Lage wie ein Balletttänzer auf ein Rugby-Feld. Auch da hat Metzelder die Devise: „In diese Saison müssen wir uns reinkämpfen, dass geht nur über Tore und Zweikämpfe.“ Er selbst darf dabei kürzer treten: Mit 30 Jahren darf er nun die eine oder andere Trainingseinheit auch schwänzen.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.