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Eine Woche vor Transferschluss geht es auf dem Markt zu wie auf einem Basar. Diego nun doch nach Wolfsburg? Kann Misimovic dann nach Schalke? Der Transfer von Stürmer Hoarau ist indes geplatzt.

Stefan Kießling hat’s gut: Alle paar Tage klopft im Moment irgendein Verein bei dem Leverkusener Stürmer an und fragt nach, ob er seine Tore nicht lieber woanders schießen möchte. Erst warf Schalke 04 den Hut in den Ring und bot 14 Millionen Euro Ablösesumme für Kießling, dann kam der neureiche russische Club Rubin Kasan mit einer Offerte über 20 Millionen Euro. „Wir haben abgelehnt“, berichtete Bayers Sportchef Rudi Völler. Denn Kießling will den Verein überhaupt nicht wechseln – „ich habe meinen Vertrag bei Bayer ja nicht umsonst bis 2015 verlängert.“ Dass der Nationalstürmer dennoch ständig angebaggert wird, zeigt: Der Transfermarkt spielt verrückt.

Eine knappe Woche wird das noch so gehen: Bis zum 31. August läuft die Transferperiode im europäischen Fußball – dann macht die Uefa den Laden dicht und erlaubt Spielerwechsel erst wieder in der Winterpause. Für die Vereine, die ihren Kader noch nicht komplett haben, bedeutet dies: Jetzt wird verhandelt, was das Zeug hält.

Das beste Beispiel ist der VfL Wolfsburg: Nachdem Manager Dieter Hoeneß in der vergangenen Woche die Verhandlungen um Diego offiziell für beendet erklärt hatte, wurde das Pokerspiel gestern wieder aufgenommen: Nach Informationen der „Gazzetta dello Sport“ hat Wolfsburg sein Angebot erhöht und bietet nun die von Juventus Turin geforderten 20 Millionen Euro Ablöse für den Ex-Bremer.

Hoeneß, der seit Monaten mit dem dicken Scheckbuch durch die Gegend reist, ist unter Zugzwang: Zuletzt hatte er sich auch einen Korb bei Hamburgs Flügelflitzer Eljero Elia geholt. „Wir geben Elia nicht her“, entgegnete HSV-Trainer Armin Veh und fragte: „Wo sollte ich dann jetzt noch Ersatz holen?“ Das kann auch Hoeneß nachvollziehen: Schließlich verweigert er aus dem gleichen Grund bisher Zvjezdan Misimovic die Freigabe für Schalke.

Misimovic ist Magaths 1A-Lösung fürs Mittelfeld

Schalkes Manager Felix Magath befindet sich in einer „Beobachterrolle“.
Schalkes Manager Felix Magath befindet sich in einer „Beobachterrolle“.

Schalkes Manager Felix Magath befindet sich deshalb in einer „Beobachterrolle“, wie er sagt – das Heft des Handelns hat er nicht selbst in der Hand: „Ich muss abwarten, bis andere Entscheidungen getroffen sind.“ Misimovic ist Magaths 1A-Lösung fürs Mittelfeld – und solange er noch einen Funken Hoffnung auf das Zustandekommen dieses Transfers hat, wird er kaum seine 1B-Lösung verpflichten. Das ist, wie berichtet, der Brasilianer Julio Baptista von AS Rom, der „dieselbe Position“ wie Misimovic spielen würde.

Doch Magath kann nicht mehr lange warten: Schließlich drängt die Zeit. Und bei der Verpflichtung eines Angreifers hat er bereits umdisponiert: Gestern hakte er den geplanten Transfer von Guillaume Hoarau ab, weil Paris St. Germain unverändert 20 Millionen Euro Ablöse fordert. So ein Transfer sei wie ein Pokerspiel, erklärte Magath: „Es wird hoch angefangen, meistens nähert man sich an, aber in diesem Fall ist es leider bei dem hohen Preis geblieben. Und dann verzichte ich lieber auf den Transfer.“ Nach Informationen aus Frankreich soll Magath dafür nun bei dem brasilianischen Stürmer Brandao von Olympique Marseille angeklopft haben.

Situation auf dem Spielermarkt verändert sich täglich

Die Situation auf dem Spielermarkt verändert sich so kurz vor Transferschluss täglich. Und manchmal geht es dabei zu wie auf dem türkischen Basar. So wurde aus Wolfsburg in diesen Tagen eine Variante in Umlauf gebracht, die an ein wildes Geschacher erinnert: Schalke könne Misimovic vielleicht doch haben – wenn man im Gegenzug Jefferson Farfan an die „Wölfe“ abgeben und noch fünf Millionen Euro zusätzlich oben drauf legen würde. Magath hat diesen Vorschlag bisher nicht kommentiert: Vermutlich, weil er fern jeder Realität ist. Der Transfermarkt spielt halt verrückt.

Übrigens: Was den neureichen russischen Club Rubin Kasan betrifft, so blieb das Geld, das man für Stefan Kießling ausgeben wollte, nicht lange auf dem Konto. Gestern vermeldete Kasan die Verpflichtung des Hoffenheimers Carlos Eduardo. 20 Millionen Euro kostet der Brasilianer. In der Bundesliga gab es bisher nur zwei Spieler, die bei einem Wechsel ins Ausland mehr Geld eingebracht haben: Owen Hargreaves (für 25 Millionen Euro von Bayern München zu Manchester United) und Diego (für 24,5 Millionen Euro von Werder Bremen zu Juventus Turin).