Gelsenkirchen.
Trainer Felix Magath hat nach der Vizemeisterschaft in der vergangenen Saison den Umbau der Mannschaft eingeleitet. Doch vor dem Start in die Bundesliga sind auf Schalke noch viele Fragen offen.
Es war in diesem Frühjahr, als sich Schalke mit den Bayern ein Duell um die Meisterschaft lieferte. Felix Magath saß entspannt in einem Fernsehstudio und wurde gefragt: Was wäre wenn? Würde er Schalke nach nur einem Jahr wieder verlassen, wenn er gleich auf Anhieb den Titel holen sollte? Nein, antwortete der Trainer und begründete, dass es dann neue Ziele geben würde: Sein persönliches Anliegen sei, auch als Trainer alle Pokale zu holen, die er als Spieler gewonnen hatte. Nach einer Meisterschaft also auch noch den Europapokal. Der Fernseh-Mann war verdutzt: mit Schalke die Champions League gewinnen? „Selbstverständlich“, entgegnete Magath: „Warum denn nicht?“
Diese Episode zeigt, was Felix Magath beim FC Schal-ke 04 alles für möglich hält. Oder sollte man besser sagen: Was er damals für möglich gehalten hat?
Denn in der Zwischenzeit sind nicht nur einige Monate ins Land gegangen, sondern es hat auch das eine oder andere Ereignis gegeben, das die Welt nicht mehr ganz so königsblau aussehen lässt. Es gab den Tag der Jahreshauptversammlung, als es die zu später Stunde noch anwesenden Mitglieder ablehnten, Magath mit noch mehr Macht auszustatten. Ein herber Dämpfer, auf den der Macht- und Erfolgsmensch heute noch häufig missbilligend anspielt. Der 57-Jährige musste erkennen, dass ein Verein wie Schalke 04 anders auf Umstrukturierungen reagiert als ein Fußball-Unternehmen wie der VfL Wolfsburg.
Magath tat aber dennoch genau das, wofür man ihn ja auch einst geholt hatte: Er stellte Schalke weiterhin völlig auf den Kopf. Selbst in seinem Vize-Meister-Team blieb nun fast kein Stein mehr auf dem anderen: Er trennte sich von Kuranyi, Bordon, Asamoah, Westermann oder zuletzt Rafinha – Spieler, die zwar gut oder beliebt waren, die Schalke mit ihren teuren Verträgen aber auch nahezu handlungsunfähig gemacht hatten. Jetzt hat Schalke wieder Spielraum. Aber dafür im Moment noch keine Mannschaft, die wieder so funktioniert wie das Vorjahres-Team. Doch Magath hat Anspruch und Ehrgeiz, das noch zu ändern.
Das Metzelder-Problem
Nicht nur in der vergangenen Saison hatte Schalke eine der stärksten Abwehrreihen der Bundesliga. Das wird, so sieht es zumindest aus, künftig anders sein. Übrig geblieben ist vor Nationaltorwart Manuel Neuer allein Benedikt Höwedes. Auf beiden Außenbahnen wird noch die Besetzung gesucht. Rechts kommen die beiden Neuzugänge Atsuto Uchida und Tim Hoogland in Frage: Der eine ist jedoch ein schmales Handtuch, und der andere ist noch verletzt. Links offenbart der spanische U 21-Nationalspieler Sergio Escudero noch so gravierende Probleme im Rückwärtsgang, dass es vielleicht doch wieder auf Lukas Schmitz hinausläuft. Denn mit Christian Pander kann man nach wie vor nicht planen. Umso wichtiger wäre eine stabile Innenverteidigung – und da sind wir bei Christoph Metzelder.
Auch beim mühevollen 2:1-Pokalsieg beim Drittligisten VfR Aalen war der Ex-Nationalspieler ein Unsicherheitsfaktor. Magath konnte sich das zunächst „auch nicht ganz erklären“ und eröffnete dann den nächsten Schauplatz bei seiner Auseinandersetzung mit Teilen der Fans: „Ich bekomme mit, dass Fans ihn auspfeifen und verbal attackieren. Es könnte sein, dass ihn das beschäftigt.“ Der ehemalige BVB-Profi selbst führte keine entsprechende Klage und erklärte vielmehr, dass er sich in Aalen eine Verletzung am Hüftbeuger des linken Oberschenkels zugezogen habe, die seinen Einsatz am Samstag in Hamburg ungewiss mache. So oder so steht Metzelder aber symbolisch für den Schalker Zustand so kurz vor dem Liga-Start: Bei Magath ist er als Eckpfeiler gesetzt, bei einigen Fans offenbar nach wie vor umstritten, und rein sportlich ist er noch nicht in Bestform.
Metzelder ist der eine, Raul der andere Neuzugang von Real Madrid, der für das neue Schalke stehen soll. Magath ließ es noch offen, ob der Star bis zum Samstag seinen Rückstand aufgeholt haben wird, um in Hamburg zu stürmen. Und weil es auch noch keinen Vollzug bei den Neuzugängen gibt, die noch für die Offensive kommen, droht Schalke ein Start mit vielen Fragezeichen. Denn eigentlich ist die Offensive bisher noch nicht zu bewerten. Wenn es Magath jedoch gelingt, bis zum 31. August noch Wunschspieler wie den Pariser Guillaume Hoarau oder den Wolfsburger Zvjezdan Misimovic zu holen, kann man Vertrauen haben.
Denn Magath hält mit Schalke eine Menge für möglich. Zumindest eigentlich. . .