Gelsenkirchen. .
Schalkes Fans sind in Aufruhr, weil Rolf Rojek von seinen Aufgaben als Fan-Beauftragter entbunden wurde. Felix Magath erklärt seinen Kurs und sorgt sich um das Verhältnis zu „einer kleinen Gruppe“.
Es war sicher auch der prasselnde Regen, der am Sonntag auf die Stimmung beim Schalker Training drückte. Lediglich gut zwei Dutzend Fans waren da und drängten sich unter die Regenschirme – nichts zu spüren von der Aufregung, die unter den Anhängern herrscht, die im Schalker Fan-Club-Verband organisiert sind.
Wie ein Lauffeuer hatte sich am Samstag die Nachricht verbreitet, dass Felix Magath den langjährigen Fan-Beauftragten Rolf Rojek von seinem Amt entbunden hat. Magath begründete dies im Gespräch mit dieser Zeitung unter anderem mit einer Interessen-Kollision: Rojek war bislang in zwei Funktionen tätig. Als Fan-Beauftragter ist er dem Verein unterstellt und erhält dafür auch eine Aufwandsentschädigung – als Vorsitzender des Schalker Fan-Klub-Verbandes vertritt er jedoch die Interessen der organisierten Anhänger. Magath hält dies für „keine glückliche Lösung“.
Er habe deswegen vorgeschlagen, dass die Anhänger einen anderen aus ihren Reihen benennen sollten, der von Schalke 04 dann offiziell als neuer Fan-Beauftragter angestellt wird. Nach Informationen der WAZ-Mediengruppe wurden Arthur Saager und Frank Arndt genannt, die dann unter der direkten Aufsicht von Schalke angestellt wären.
„Magath kann und darf nicht das alleinige Sagen haben“
Die organisierten Fans halten dies jedoch für eine Einmischung in ihre Belange. In einer offiziellen Stellungnahme formulieren sie einen geharnischten Protest: „Wir betrachten diese Entscheidung als einen massiven und grundlosen Angriff auf die jahrzehntelang gewachsenen, intakten und durchaus manchmal auch kritischen Strukturen der gesamten Schalker Fanszene.“ Und in einem internen Papier, das dieser Zeitung vorliegt, heißt es: „Magath kann und darf nicht das alleinige Sagen auf Schalke haben.“ Es bestehe die Furcht, dass er einen „Scherbenhaufen“ zurücklassen könnte, wenn er den Verein eines Tages verlassen würde.
Rojek selbst war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. In Fan-Kreisen steht der Verdacht im Raum, dass Rojek auch ein Interview in der Zeitung „Revier-Sport“ zum Verhängnis wurde. Dort hatte er gefordert, dass der Verein die Fans wieder „mehr mit ins Boot nehmen“ müsse. Zuletzt hatte Schalke im Trainingslager sogar die Organisation von Fan-Abenden in die Hände einer externen Agentur gelegt.
Magath: „lediglich kleine Gruppe“
So oder so: Nachdem sich Schalke in der vergangenen Saison noch dafür gerühmt hatte, dass Fans und Verein nach einer schwierigen Zeit wieder zu einer Einheit zusammengewachsen waren, ist das Klima nun nachhaltig gestört. Auch Magath teilt die Befürchtung, dass sich das Porzellan nicht so leicht kitten lassen wird. Er ist jedoch der Überzeugung, dass es sich bei den Anhängern, die seinen Kurs nicht teilen, lediglich um „eine kleine Gruppe“ handelt. „Das sind nicht die Schalker Fans insgesamt, sondern es gibt eine Gruppierung bei den Fans, die auch in den letzten Monaten nicht immer mitgezogen hat.“ Bereits seit etwa Februar/ März spüre er „ein Grummeln“ der Unzufriedenheit.
Diese Fans hätten ein Problem mit der Neuausrichtung des Vereins auf diversen Feldern. So sei seine Idee „problematisiert“ worden, die traditionelle Saisoneröffnung mit dem kommerziellen Ligatotal-Cup auf einen Tag zu legen: „Ich wollte den Fans, die zum Teil von sehr weit anreisen, die Möglichkeit geben, gleichzeitig ein Turnier mit vier Spitzenmannschaften zu sehen.“
Noch kein genaues Meinungsbild
Zudem sei zum Boykott des Testspiels bei Red Bull Leipzig aufgerufen worden – eine Partie, die Schalke eine Gage von 250.000 Euro eingebracht habe. „Wir sind immer noch nicht in einer Situation, dass wir wählen können, wo wir Geld einnehmen“, erklärt Magath und spricht von einer „unschönen Entwicklung“, die Schalke „nicht vertragen“ könne. Er hat den Verdacht, dass aus diesen ihm kritisch gegenüber stehenden Fan-Kreisen auch der Antrieb kam, bei der Jahreshauptversammlung die Satzungsänderung abzulehnen, die ihm noch mehr Macht eingebracht hätte: „Davon gehe ich aus.“
Ob es sich tatsächlich nur, wie von Magath vermutet, um eine kleine Gruppe handelt, ist jedoch fraglich: Immerhin sind im Fan-Klub-Verband etwa 85.000 Mitglieder organisiert – ein genaues Meinungsbild gibt es noch nicht. Die wenigen Fans, die am Sonntag das Training verfolgten, hatten an Magaths Kurs freilich nichts auszusetzen. „Wenn ich sehe, wo Schalke vor Magath stand, dann hat er doch alles richtig gemacht“, meinte Roland Seitz aus Hagen. Und was die Machtfülle betrifft, glaubt Ulrike Ruiz Gonzalez aus Recklinghausen, „war das unter Rudi Assauer doch auch nicht anders.“