Gelsenkirchen/ Dortmund. Das Derby am Samstag zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 (0:1) verlief sportlich ja relativ fair – das Nachbeben zwischen beiden Klubs ist aber umso heftiger. Schalke erwartet vom BVB eine Rücknahme der Vorwürfe gegen Manuel Neuer - und beißt in Dortmund auf Granit.

Am Montag beschwerte sich Schalke offiziell beim BVB, dass auf dessen Homepage der Schalker Torwart Manuel Neuer „ungerechtfertigt verleumdet wird” (so Felix Magath). Schalkes Trainer begründete im Gespräch mit dieser Zeitung: „Die Fernseh-Bilder beweisen, dass Manuel Neuer nichts getan hat”. Neuer war von Dortmunder Spielern beschuldigt worden, BVB-Profi Kevin Großkreutz geschlagen zu haben.

Magath beruft sich auf Bilder, die der WDR am Sonntagabend ausgestrahlt hatte und die Manuel Neuer entlasten (wir berichteten). Darauf ist zu erkennen, dass Großkreutz sich nach dem Abpfiff des Derbys auf Neuer zu bewegt hat, der mit dem Rücken zu dem Dortmunder im Mittelkreis stand. Beim Rückwärtsgehen von Neuer kam es zum Körperkontakt. Ein Ellenbogenschlag von Neuer, wie von Großkreutz behauptet, war nicht zu erkennen. Und auch kein gezielter Kopfstoß des Schalkers.

Der 21 Jahre alte Großkreutz hatte nach dem Spiel behauptet: „Er hat mir mit dem Ellenbogen einen gegeben. Mit voller Absicht. Das gehört sich nicht”. Weiter klagte der BVB-Profi, Neuer habe einen „Kopfstoß” versucht, ihn dabei jedoch nicht voll erwischt.

Zorc wollte sich auf keine Diskussion einlassen

Schalke erwartet eine Klarstellung von Dortmunder Seite, weil sich die Anschuldigungen nach den TV-Bildern nicht aufrecht halten ließen. Doch da biss Königsblau auf schwarz-gelben Granit. BVB-Sportdirektor Michael Zorc wollte sich auf keine Diskussion einlassen. Und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte auf Anfrage dieser Zeitung: „Für uns ist dieses Derby schon drei Mal erledigt. Aber wenn unser Kevin Großkreutz das so gesagt hat, dann glaube ich ihm das. Er ist ein anständiger Junge. Wenn das so weitergeht, muss er sich am Ende noch dafür entschuldigen, dass er nach dem Foul von Vasileios Pliatsikas den fälligen Elfmeter nicht bekommen hat”.

Auch auf der BVB-Homepage wurde Manuel Neuer bis gestern Abend nicht von der Anklagebank genommen. Die Dortmunder Spieler Marcel Schmelzer und Nuri Sahin, die sich nach dem Spiel als „Augenzeugen” bezeichnet hatten, wurden weiterhin zitiert, dass Neuer den Spieler Großkreutz geschlagen habe.

Auf Anfrage dieser Zeitung blieben beide bei ihrer Darstellung. „Ich stehe zu meiner Aussage, er hat ihn im Rückwärtsgehen erwischt”, erklärte Sahin, der aber keinen Ellenbogeneinsatz gesehen hatte. Und Schmelzer teilte (per SMS) mit: „Aus meiner Perspektive sah es so aus, wie ich es gesagt habe”. Großkreutz selbst war telefonisch nicht erreichbar: Er ging nicht an sein Handy.

„Haarsträubend” nennt Magath die BVB-Darstellung: „Und darüber haben wir uns auch bei den Dortmundern beschwert”. Schalke kämpft darum, dass bei seinem Vorzeige-Torwart Neuer kein böser Verdacht hängen bleibt und hat deshalb auch den DFB eingeschaltet. Erstes Ergebnis: Der Kontrollausschuss konnte nach dem vorliegenden Beweismaterial „keine Anhaltspunkte für ein krass sportwidriges Verhalten von Neuer” erkennen, wie DFB-Mediendirektor Harald Stenger auf Anfrage mitteilte. Stenger sagte aber auch, es gebe ebenso „keine Anhaltspunkte für falsche Anschuldigungen von Dortmunder Spielern”.

Magath kündigte weiteren Vorstoß in Frankfurt an

Damit gibt sich Schalke nicht zufrieden. Magath kündigte einen weiteren Vorstoß in Frankfurt an: „Wir werden beim DFB nachfragen, wie man sich künftig den Umgang miteinander vorstellt. Ob Spieler weiterhin aus der Luft gegriffene Anschuldigungen gegen Berufskollegen äußern können. Da wollen wir wissen, was Sache ist. Das kann ja nicht im Sande verlaufen”.

Großkreutz gegen Neuer – das Derby hat ein gewaltiges Nachbeben. Und im Grunde genommen hatte es auch schon ein Vorspiel. Und das begann im Sommer, als Großkreutz vom Zweitligisten LR Ahlen in seine Heimatstadt Dortmund wechselte und über die Bild-Zeitung mitteilte: „Ich hasse Schalke wie die Pest”. Worauf der Ur-Schalker Neuer damals konterte: „Ich weiß ja nicht, wie viele Bundesliga-Spiele der schon in seinem Leben gemacht hat.” Das am Samstag gegen Schalke war sein fünftes bisher.

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