Dortmund. Das 134. Revier-Derby ist Geschichte, Schalke hat verdient gewonnen, der BVB muss sich auf das Auswärtsspiel in Mönchengladbach konzentrieren. Doch vielen Fans wird dieses Derby noch lange in Erinnerung bleiben, vor allem jenen, denen Fahnen und T-Shirts gestohlen wurden.

Die Dortmunder Polizei ist zufrieden mit ihrem Derby-Einsatz. Nur wenige Festnahmen, keine Ausschreitungen, die über das für ein Derby normale Maß hinausgehen, kein Schalker Marsch zum Stadion – alles im Griff. Schalkes Pressesprecher Thomas Spiegel teilt diese Einschätzung der Polizei. „Unsere Sorgen haben sich nicht bewahrheitet. Die Polizei war jederzeit präsent. Der Transport mit der U-Bahn zur Haltestelle am Stadion wurde uns im Vorfeld leider nicht angeboten“, so Spiegel. Die Schalker hätten lediglich Vorbehalte gegen den Weg vom Bahnhof Signal-Iduna-Park zum Stadion gehabt, nie sei es darum gegangen, unbedingt zum Stadion zu marschieren.

Hooligan-Überfall in der City

Schalker präsentieren die Fahne des Fanclubs
Schalker präsentieren die Fahne des Fanclubs "Grafschaft schwarzgelb". Foto: Steffen Gerber © MSG | MSG

Doch trotz der positiven Bilanz der Polizei, kam es auch bei diesem Derby wieder zu unschönen Vorfällen. Etwa vor dem Spiel, als ein Mob der berüchtigten Hooligangruppe „Gelsenszene“ aus dem Bahnhof ausbrechen konnte und im Bereich der Freitreppe zur Innenstadt auf unbeteiligte Passanten einprügelte. Und natürlich nach dem Schlusspfiff, als einige Fans des FC Schalke im Gästeblock stolz schwarz-gelbe Fan-Utensilien präsentierten.

Ein Betroffener schildert, wie BVB-Fans von Schalkern die T-Shirts unter Androhung von Prügel abgepresst wurden: „Diese Gruppe ging direkt auf einige BVB-Fans zu und drohte, ihnen gewaltsam ihre BVB-Utensilien auszuziehen, bis die meisten mit freiem Oberkörper in der Bahn saßen.“

Fahne "gezockt"

Dem Fanclub „Grafschaft schwarzgelb“ wurde die Fahne gestohlen und nach Schlusspfiff im Gästeblock präsentiert. Auch im Forum der BVB-Fanabteilung berichten zahlreiche Fans von Überfällen bei der Anreise.

"Grußbotschaft" auf der gehackten Schalke-Seite. © Unbekannt | Unbekannt

Schalke-Sprecher Spiegel verurteilt solche Aktionen: „Leider betrifft das aber beide Vereine. Die Blockfahnen, die vor ein paar Jahren von BVB-Fans präsentiert wurden, sind ja auf ähnliche Weise beschafft worden. Dieses Zocken von Fahnen oder Shirts ist armselig. So schafft man lebenslangen Hass.“ Jetzt, so Spiegel, sei es am BVB, die Polizei einzuschalten. Dann würde der FC Schalke die Ermittlungen unterstützen. Die Borussen wollen die Vorfälle prüfen. „Wenn auf Fotos Leute erkennbar sind, werden wir das auch anzeigen“, so Pressesprecher Josef Schneck.

Die Polizei konnte inzwischen schon zwei Schalker Fans ermitteln, die an der Präsentation des Diebesguts beteiligt waren. "Das sind Fans, die in der Vergangenheit schon negativ aufgefallen sind", so Polizeisprecher Manfred Radecke. Unterstützung sei dabei von den Gelsenkirchener Szenekundigen Beamten gekommen, die ihre Pappenheimer schnell anhand von Videoaufzeichnungen identifiziert hätten.

E-Mail-Adressen gestohlen

Fest steht, dass das Verhältnis zwischen Königsblau und Schwarz-Gelb auch nach diesem Derby nicht besser geworden ist. In der Dortmunder Szene brodelt es nach den vielen Diebstählen bei der Anreise zum Derby. Und der System-Administrator des FC Schalke dürfte ebenfalls vor Wut kochen. Denn der Hacker, der am Abend vor dem Spiel die Webseite der Königsblauen kaperte, hinterließ nicht nur eine Grußbotschaft, sondern stibitzte auch noch mehr als 100.000 Mail-Adressen sowie die Benutzerdaten von zigtausenden Usern des Schalker Online-Angebots – und bot sie auf einem Server zum Download an.

So wird das 134. Derby noch ein Nachspiel haben - bei der Polizei.