Gelsenkirchen. Hauptsponsor, Ärmelsponsor, Premiumpartner – viele Fragen sind bei Schalke 04 noch offen. Ab dem 1. Juli drohen schwerwiegende Einnahme-Lücken.

Eine Sommerpause, die quälend langen zweieinhalb Monate zwischen dem letzten und dem ersten Spieltag, ist häufig langweilig. Es gibt nicht selten weniger Zu- und Abgänge als Instagram-Bilder der Profis aus dem Urlaub. Beim FC Schalke 04 ist das – mal wieder – ganz anders. Doch nicht nur im Profikader ändert sich fast alles. Die ganze Struktur des Klubs wird umgebaut, ein klassischer „Rebuild“, wie es im US-Sport genannt würde. Auch die Sponsorensuche ist noch nicht abgeschlossen. Im Gegenteil.

Schalke sucht beispielsweise noch einen Trikotsponsor, der aktuelle Vertrag mit Veltins endet am 30. Juni. Auch der Trikotärmel ist inzwischen wieder frei, in der Rückrunde hatte Schalke eine Vereinbarung mit der Gelsenkirchener Firma Mulex. Zudem stehen noch Verhandlungen mit anderen wichtigen Sponsoren aus. Ab 1. Juli drohen schwerwiegende Einnahme-Lücken.

Schalke: Agentur Sportfive sucht neuen Hauptsponsor

Federführend kümmert sich seit 20. Februar die Agentur Sportfive um die Suche, die den Vertrieb der Königsblauen übernommen hat. In einer Mitteilung des Klubs hieß es, das Netzwerk und das Marktwissen von Sportfive würde sich „kurzfristig stabilisierend und mittelfristig positiv auf die Umsätze auswirken“.

Der bis Anfang Mai dauernde Abstiegskampf verzögerte die Suche nach den Haupt-Geldgebern, da lange unklar war, wie und ob es überhaupt auf Schalke weitergeht. Auf Nachfrage dieser Zeitung nach dem Stand der Suche nach einem Hauptsponsor antwortete Schalke in einer schriftlichen Mitteilung: „Unser Partner Sportfive befindet sich mitten in der Akquisephase für alle Sponsoren-Level. Wann ein neuer Hauptsponsor präsentiert werden kann, ist aktuell nicht auf eine Woche oder einen Tag zu prognostizieren. Wir sind überzeugt davon, dass Sportfive eine gute Lösung erarbeiten wird und wir einen neuen Hauptsponsor spätestens vor dem ersten Saisonspiel präsentieren werden.“ Schalkes erstes Zweitliga-Spiel der Saison 2024/2025 steigt zwischen dem 2. und 4. August – ein ganzer Monat ohne Hauptsponsor droht.

Schalkes früherer Aufsichtsratschef Clemens Tönnies engagiert sich mit seiner Firma Böklunder als Premium-Sponsor bei S04.
Schalkes früherer Aufsichtsratschef Clemens Tönnies engagiert sich mit seiner Firma Böklunder als Premium-Sponsor bei S04. © dpa | Guido Kirchner

Ebenfalls am 30. Juni endet einer der lukrativen Verträge mit einem Premiumpartner. Es geht um die Firma Böklunder, die dem langjährigen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Clemens Tönnies gehört. Noch haben sich Tönnies und der Verein nicht auf eine Verlängerung des Vertrages einigen können. Nach Auskunft der Schalker stehen noch Gespräche aus: „Wir befinden uns in Gesprächen mit unserem Premium-Partner Böklunder. Diese führen wir vertraulich und werden keine Inhalte öffentlich kommunizieren, ehe die Gespräche abgeschlossen sind.“

Böklunder hatte den Vertrag zuletzt im Januar 2021 verlängert, mitten im Bundesliga-Abstiegskampf. Die Verlängerung beinhaltete eine sofort fällige Sonderzahlung in Höhe von drei Millionen Euro. Doch trotz dieser Finanzspritze, die zu prominenten Verpflichtung beitrug, gelang es Schalke nicht, den ersten Abstieg noch abzuwenden.

Schalke: Tönnies übte scharfe Kritik - Konter von Hefer

Den alten Böklunder-Vertrag hatte noch der frühere Aufsichtsrat um den langjährigen Tönnies-Vertreter Dr. Jens Buchta abgeschlossen. Nun führt Axel Hefer das Gremium – er bemüht sich darum, den Verein anders zu führen als Tönnies. Beide kennen sich lange, waren aber selten einer Meinung. Auch öffentlich trafen beide schon aufeinander. Im Februar hatte Tönnies dieser Zeitung gesagt: „Die katastrophale Entwicklung der vergangenen drei Jahre treibt doch jedem Schalker Tränen in die Augen. Schalke steht sportlich und wirtschaftlich am Abgrund.“ Es müsse sich grundlegend etwas ändern. Er bot Rat und Tat an.

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Hefer reagierte mit einer scharfen Antwort. Im Dezember 2023 sei es Tönnies nicht um ein Netzwerk oder eine Zusammenarbeit gegangen, sondern darum, mehr Geld in den Sport zu investieren. „Dass das aufgrund der hohen Schulden, die in wesentlichen Teilen vor 2020 gemacht wurden, gar nicht möglich ist, wird dabei gerne unterschlagen. Allein die Zinslast betrug zuletzt rund acht Millionen Euro pro Jahr. Es war genau diese Strategie, den Sport auf Pump zu finanzieren, die den Verein vor drei Jahren an den Rand des Abgrunds gebracht hat“, sagte Hefer.

Schalkes Aufsichtsratschef Axel Hefer
Schalkes Aufsichtsratschef Axel Hefer © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Schalke: So steht Tillmann zum Zoff zwischen Tönnies und Hefer

Bleibt es trotz dieser Scharmützel bei der Zusammenarbeit zwischen Schalke und Tönnies? Für Schalkes Vorstandschef Matthias Tillmann, im Klub oberste Vertriebsinstanz, betonte immer, unabhängig vom Zoff zwischen Hefer und Tönnies zu agieren. „Was da eventuell zwischen Axel Hefer und Clemens Tönnies ist, ist eine Sache zwischen den beiden. Es geht nicht um Einzelpersonen, es geht um Schalke 04“, hatte Tillmann dieser Zeitung im Januar gesagt.

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