Gelsenkirchen. Bei Marius Müller stehen die Zeichen auf Wechsel statt Verlängerung. Dabei wollte er eigentlich auf Schalke bleiben. Wie es zur Kehrtwende kam.

Garant in der Chaos-Saison, auf dem Weg zum Fan-Liebling, statistisch bester Zweitliga-Torwart – im Laufe der vergangenen Monate hat Marius Müller trotz aller Widrigkeiten sein Glück in Gelsenkirchen gefunden. Sein Wechsel vom beschaulichen FC Luzern zum emotionalen FC Schalke 04 hat sich für den Torwart voll ausgezahlt. Müller verdrängte Klub-Ikone Ralf Fährmann (35) auf die Bank und hatte mit seinen starken Leistungen großen Anteil am Klassenerhalt.

Vieles sprach bis zuletzt dafür, dass Marius Müller ein Gesicht der Schalker Zukunft werden kann, womöglich sogar Kapitän des Klubs. Es ist kein Geheimnis, dass sich Müller mit seiner Familie im Ruhrgebiet wohlfühlt und eigentlich nicht vorhat, Schalke nach nur einem Jahr wieder zu verlassen – doch genau danach sieht es inzwischen aus. Eine Kehrtwende. Rund eine Woche nach Saisonende deutet vieles auf einen Abgang von Marius Müller noch in diesem Sommer hin.

Schalke: Müller-Beben, Transfers, Manga – wir beantworten User-Fragen | 19:04-Talk, Q&A-Sonderfolge

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    Schalke-Torwart Marius Müller: Spur führt zum VfL Wolfsburg

    Die heiße Spur des 30-Jährigen führt aktuell zu Bundesligist VfL Wolfsburg. Die Wölfe bemühen sich schon seit Wochen intensiv um den Torwart. Sie locken mit Erstligafußball, der Perspektive auf einen fairen Konkurrenzkampf mit Neuzugang Kamil Grabara (25, kommt für 13,5 Millionen Euro vom FC Kopenhagen), einem deutlichen Gehaltssprung und mit professionellem Arbeiten in einem ruhigen Umfeld.

    Ebendiese Ruhe ist auf Schalke im Jahr 2024 ein Fremdwort. Wie die WAZ weiß, ist die Stimmung in der Kabine nach dem personellen Tabula rasa auf dem Tiefpunkt. Unabhängig davon, dass viele der (bevorstehenden) Abschiede aus sportlicher Sicht richtig und notwendig sind, hat der menschliche Umgang der Schalker Vereinsführung mit Einzelpersonen im Mannschaftskreis für Erschütterung gesorgt. Mitunter sind sogar Tränen der Enttäuschung im Profi-Leistungszentrum geflossen.

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    In zum Teil sehr kurzen Gesprächen wurde Profis wie Henning Matriciani (24), Lino Tempelmann (25) und Tobias Mohr (28) mitgeteilt, dass sie sich trotz laufender Verträge neue Klubs suchen sollen. Selbst Vereinslegende Mike Büskens (56) hat erst am vergangenen Montag rund um einen Abschiedsbrunch zum Saisonende erfahren, dass sein Vertrag als Co-Trainer nicht verlängert wird. Ein Abschied vor Fans in der Arena wurde ihm trotz seiner Verdienste nicht gewährt, wie er in einem Statement bei Instagram beklagte. Ähnliches gilt für Ersatztorwart Michael Langer (39), der Schalke nach sieben Jahren verlassen muss. Die Enttäuschung ist riesig.

    Nach dem geglückten Klassenerhalt durch den Sieg gegen Osnabrück Mitte Mai feierte Marius Müller noch mit den Schalke-Fans.
    Nach dem geglückten Klassenerhalt durch den Sieg gegen Osnabrück Mitte Mai feierte Marius Müller noch mit den Schalke-Fans. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

    Ben Manga krempelt Schalke 04 um

    Die Botschaft hinter all diesen Personalwechseln, die bis in den Trainer- und Betreuerstab hineinreichen (auch drei Physiotherapeuten und Torwart-Trainer Simon Henzler müssen gehen) ist klar: Der neue Direktor für Kaderplanung Ben Manga (50) darf und soll Schalke 04 komplett umkrempeln. Der raue menschliche Umgang hat allerdings auch bei etablierten Spielern einen Denkprozess angestoßen. Denn Leistungsträger der zurückliegenden Saison wie Tomas Kalas (30), Kenan Karaman (30) oder Marius Müller wissen: Noch gehören sie zu den Glücklichen, die bleiben dürfen und gelobt werden. Aber stimmen ihre Leistungen bald nicht mehr, könnten auch sie unsanft abgesägt und vor die Tür gesetzt werden.

    Aus diesem Grund werden sich Top-Scorer Karaman (13 Tore, neun Vorlagen) und Torwart Müller genau überlegen, ob sie ihre im Sommer 2025 auslaufenden Verträge auf Schalke tatsächlich verlängern. Zwar wurde Müller zuletzt ein Angebot zur Vertragsverlängerung vorgelegt, doch der 30-Jährige lehnte dies ab. Die WAZ kann entsprechende Meldungen des Kicker Sportmagazins bestätigen. In den inhaltlichen Vorstellungen der Vertragsgestaltung liegen der Torwart und die Schalker weit auseinander. Dass sich Schalke und Müller doch noch einigen können, scheint aktuell unwahrscheinlich.

    Schalke: Verkauf von Marius Müller deutet sich an

    Vieles deutet deshalb auf einen Verkauf des Stammkeepers noch in diesem Sommer hin, der den Schalkern eine Summe im siebenstelligen Bereich einbringen soll. Es wäre etwas Geld, mit dem Ben Manga den radikalen Kaderumbau vorantreiben könnte. Auch in eine neue Nummer eins würde der Ex-Frankfurter dann investieren – doch für eine Mini-Summe wirklich einen Stabilisator und Anführer wie Müller zu finden, dürfte schwierig werden. Auch für Ben Manga.