Gelsenkirchen. Konstant war in der enttäuschenden Schalke-Saison nur eines. Trainer Geraerts erklärt, warum der Klassenerhalt für ihn kein Grund zu feiern ist.
Nein, leugnen kann und will Karel Geraerts die chaotische Saison beim FC Schalke 04 nicht. „Es gab schwere Momente“, sagte er. „Schon seit Monaten stecken wir im Abstiegskampf und es gab viel Unruhe rund um den Klub.” Nach teilweise peinlichen Niederlagen taumelte der so stolze Traditionsklub zwischenzeitlich am Abgrund. Der Absturz in die 3. Liga war nah. Nach ordentlichen Leistungen in den vergangenen Wochen kann dieses Horror-Szenario aber schon an diesem Dienstag (18.30 Uhr/Sky) auch rechnerisch vermieden werden. Mit einem Sieg gegen den Tabellenletzten VfL Osnabrück wäre der Klassenerhalt perfekt.
Klar ist jedoch: Auf Schalke 04 wartet kein normales Auswärtsspiel. Statt an der Bremer Brücke in Osnabrück findet es im Millerntor-Stadion auf St. Pauli statt. Wegen Schäden an der Dachkonstruktion sperrte die Stadt Osnabrück die Heimspielstätte der Lila-Weißen in der vergangenen Woche. Von ursprünglich Samstag wurde das Spiel auf Dienstag verlegt – inklusive Schlammschlacht zwischen Schalke 04 und dem VfL Osnabrück in der Öffentlichkeit.
Schalke-Trainer Karel Geraerts überrascht von Fan-Ausschluss
Speziell wird allerdings nicht nur der Austragungsort, sondern auch die Atmosphäre. Zuschauer sind auf St. Pauli nämlich nicht zugelassen. Die eifrigen Schalke-Fans, die nach Ankündigung der Spielverlegung am Donnerstag schon Reisen nach Hamburg gebucht haben, müssen draußen bleiben – unterstützen wollen sie die Mannschaft zumindest bei der Busankunft am Millerntor. Gegen 17 Uhr wollen sich einige Dutzend Schalker in Hamburg treffen.
Schalkes Trainer Karel Geraerts fühlt sich mit Blick auf das leere Stadion zurückversetzt in Zeiten der Corona-Geisterspiele. „Es ist eine sehr spezielle Situation“, sagte der 42 Jahre alte Belgier. „Ich werde meine Spieler darauf einstellen.“ Energie aus der Fan-Unterstützung können die Schalker diesen Dienstag nicht ziehen – eine nicht zu unterschätzende Umstellung für die Profis. „Wir alle müssen einen Weg finden, uns selbst zu motivieren. In schweren Momenten sind die Fans eigentlich immer da, dich zu pushen – diesmal sind sie nicht da“, erklärte der Trainer. „Es wird die Mannschaft gewinnen, die mental stärker ist und die Situation besser annehmen kann.“
Klar ist für Geraerts allerdings: Das gewisse Etwas wird am Millerntor fehlen. Die Geisterspiel-Kulisse ärgert Fans und den Trainer gleichermaßen. „Ich war überrascht, dass wir ohne Fans spielen müssen“, erklärte Geraerts, der die Wichtigkeit der Fans noch einmal unterstrichen hat, in dem er sagte, die Anhänger machen jedes Spiel besonders.
Schalke: Konstant war nur die Unterstützung der Fans
Dass die Fans ausgerechnet im womöglich entscheidenden Spiel in Richtung Klassenerhalt fehlen werden, ist so etwas wie die der bizarre Höhepunkt der Schalker-Schrott Saison. Statt um den Aufstieg, den Thomas Reis noch im Sommer 2023 groß ankündigte („Wir werden aufsteigen“) enttäuschte Schalke 2023/24 auf ganzer Linie. Über weite Strecken der Saison stimmte es weder in der Mannschaft noch in der Geschäftsstelle. Etliche Personalwechsel waren die Folge. Bernd Schröder und Peter Knäbel mussten ihre Posten im Vorstand räumen, Trainer Thomas Reis wurde entlassen, Sportdirektor André Hechelmann ebenfalls.
Konstant war auf Schalke in den vergangenen Monaten nur die Unterstützung der Fans. Zwar bröckelte nach desolaten Auswärts-Auftritten zeitweise das Verhältnis zwischen Mannschaft und Kurve, der Support wurde mehrfach eingestellt, doch die Anhänger waren immer da. Und das in großer Zahl. Trotz sportlicher Krise und weiter Reisen nach Kiel, Rostock oder Berlin kamen zu jedem Auswärtsspiel Tausende.
Die inoffizielle Tabelle der Auswärtsfahrer, in der auf Fan-Portalen die Anzahl der Gästefans erfasst wird, führen die Schalke-Fans an. Immerhin ein Erfolg, auf den Schalke stolz sein kann. Der Klassenerhalt, das stellte Trainer Karel Geraerts klar, sei nämlich kein Grund zu feiern. „Es ist natürlich gut, dass wir in der Liga bleiben. Aber der Klassenerhalt ist das Mindeste“, sagte der Trainer. „Wir sollten nicht feiern, sondern bescheiden bleiben und vor allem aus unseren Fehlern lernen, um nicht noch einmal in solche eine Lage zu geraten.“
Schalke 04 – Mehr News und Hintergründe:
- Schalke: Fährmann über Degradierung: „Meine schwerste Zeit“
- Ronaldo auf Schalke in Gefahr: Zuschauer mit Harakiri-Sprung
- Schalke-Poker um Karaman: Tillmann und Wilmots mit Update
- Schalke: So geht es mit den acht Streichkandidaten weiter
- Schalke: Geraerts entscheidet Kapitäns-Frage schnell
- Schalke-Kommentar: Umgang mit Drexler und Baumgartl ist unwürdig