Gelsenkirchen. Mit Schalke holte Olli Reck zwei DFB-Pokalsiege und war ganz dicht an der Meisterschaft. Der Experte sagt, welche Hebel Schalke nun umlegen muss.

Zweifacher DFB-Pokalsieger, Meister der Herzen, Torwart-Trainer, Co- und Interimstrainer: Oliver Reck hat bei Schalke 04 alle Höhen und Tiefen miterlebt. Die Realität heißt mittlerweile Zweitliga-Abstiegskampf. „Schalke steht im Moment leider da, wo sie hingehören“, sagt der ehemalige Nationalspieler. Reck ist am Samstag (20.30 Uhr) als Sport1-Experte beim Zweitliga-Duell zwischen Schalke 04 und Aufstiegsanwärter Fortuna Düsseldorf im Einsatz. Im WAZ-Interview sagt Reck, was die Königsblauen tun müssen, um wieder auf Kurs zu kommen.

Herr Reck, Ihre Ex-Vereine Schalke und Fortuna Düsseldorf benötigen beide dringend Punkte. Wer hat im West-Duell die besseren Karten?

Oliver Reck (59): Aus meiner Sicht ist es ein ganz offenes Spiel. Ich sehe den Druck eigentlich mehr auf Schalker Seite. Für Fortuna Düsseldorf wäre ein Unentschieden auf Schalke nicht schlimm. Sie wären dann immer noch gut im Aufstiegsrennen dabei. Diese Ausgangslange spielt der Fortuna eher in die Karten. Schalke hat zuhause im Vergleich zu den Auswärtsspielen zuletzt ganz gut gepunktet, aber Fortuna ist eine Mannschaft, die überall gewinnen kann. Was natürlich der Anreiz für Schalke ist: Wenn sie das Spiel zuhause gewinnen, dann sind sie für diese Saison aus dem Gröbsten raus. Das wäre dann die Basis für die neue Spielzeit.

Schalke-Gegner: Bei Fortuna Düsseldorf passt aktuell alles zusammen

Überrascht es Sie, dass Fortuna Düsseldorf so dick im Aufstiegsgeschäft mitmischt?

Ich hatte die Fortuna da oben eingeplant - dicht an den Aufstiegsplätzen. Ich kenne Trainer Daniel Thioune und weiß, wie er arbeitet. Ich weiß auch, wie Sportvorstand Klaus Allofs tickt und worauf er wert legt. Die Fortuna-Mannschaft ist in der Lage, auch Ausfälle wichtiger Spieler aufzufangen. Bei den Düsseldorfern passt aktuell alles zusammen, aber die Ansprüche sind bei der Fortuna auch sehr hoch.

Gleiches gilt für Schalke 04. Der Klub ist als großer Aufstiegsfavorit in die Saison gegangen, musste das große Ziel dann aber korrigieren und hat viele Personalentscheidungen getroffen.

Man muss ehrlich sagen, dass die Schalker im Moment da stehen, wo sie auch hingehören. Schalke ist mit Thomas Reis in die Saison gegangen. Ich halte ihn für einen guten Trainer. Dann kam irgendwann ein Bruch und der Trainer-Wechsel zu Karel Geraerts. Er kannte - genau wie Schalkes Sportdirektor Marc Wilmots - die 2. Liga nicht. Zudem hat die Mannschaft einfach nicht diese Führungsspieler, die man benötigt. Es ist insgesamt eine schwierige Situation. Stürmer Simon Terodde ist nicht mehr der Jüngste, um alleine vorne weg zu gehen. Der zuküntige Weg muss auf Schalke ein anderer sein.

Schalke: Sprung nach oben geht nicht auf Biegen und Brechen

Was schlagen Sie Ihrem Ex-Verein vor?

Wenn man den Weg mit jungen Spielern - ich denke da an Keke Topp oder Yusuf Kabadayi - geht und es vernünftig erklärt, dann werden es die Schalker Fans verstehen. Die Knappenschmiede ist nicht umsonst überall bekannt und gefürchtet. Da werden immer wieder gute Jungs ausgebildet. Und das muss Schalke nutzen. Die Strategie, verstärkt mit Spielern aus dem eigenen Talentbereich zu arbeiten, halte ich für richtig. Dazu benötigt man natürlich Geduld.

Ein gutes Stichwort. Die Fans des Hamburger SV warten seit sechs Jahren auf die Bundesliga-Rückkehr. Wie lange werden sich S04-Anhänger die 2. Liga antun?

Oliver Reck mit Ex-Knappenschmiede-Chef Mathias Schober (Mitte) und dem früheren Co-Trainer Hubert Neu bei einer Veranstaltung auf Schalke.
Oliver Reck mit Ex-Knappenschmiede-Chef Mathias Schober (Mitte) und dem früheren Co-Trainer Hubert Neu bei einer Veranstaltung auf Schalke. © Bildredaktion NRW | Volker Hartmann

(lacht) Ich hoffe, dass Schalke keine sechs Jahre braucht, um wieder nach oben zu kommen. Der Sprung nach oben geht nicht auf Biegen und Brechen. Fortuna Düsseldorf ist ein Super-Beispiel dafür wie es funktionieren kann. Man muss gezielt arbeiten, die Spieler stärken, ihnen Zeit und Rückendeckung geben. In Düsseldorf lässt man Trainer Thioune in Ruhe arbeiten. Man darf nicht gleich alles verdammen, wenn etwas nicht funktioniert.

Was muss sich auf Schalke ändern?

Zusammenhalt ist das A und O. Zu meiner aktiven Zeit hatten wir mit Rudi Assauer einen Manager, der uns Spieler nach außen immer geschützt hat, der für uns wie ein Fels in der Brandung war. So etwas gibt Sicherheit. Ich erwarte von den handelnden Personen, die jetzt die Geschicke auf Schalke lenken, dass sie ihre Position zum Stärken nutzen. Und was das Personelle angeht: Es muss ein kleiner Umbruch stattfinden. Es müssen ganz gezielt Spieler geholt werden, die zu Schalke passen.

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Welche Eigenschaften müssen Spieler mitbringen, die perfekt zu Schalke passen?

Siegermentalität, Killermentalität und dieses unbedingte Ankämpfen gegen alle Widerstände. Das muss ein Spieler, der auf Schalke erfolgreich sein will, verkörpern. Ich hoffe, dass Schalke da die richtigen Entscheidungen trifft. Sie dürfen jetzt nicht den Fehler machen, ausschließlich Spieler aus dem belgischen und holländischen Markt zu verpflichten.

September 2007: Co-Trainer Oliver Reck gibt beim Schalker Champions League-Spiel gegen Valencia Anweisungen. Cheftrainer Mirko Slomka war in dieser Partie gesperrt.
September 2007: Co-Trainer Oliver Reck gibt beim Schalker Champions League-Spiel gegen Valencia Anweisungen. Cheftrainer Mirko Slomka war in dieser Partie gesperrt. © WAZ | Martin Möller

Sie hatten bereits die wichtige Jugendarbeit in der Knappenschmiede angesprochen und kümmern sich aktuell mit der Firma Neuro4Sports selbst um Talententwicklung. Worum geht es dabei genau?

Wir schauen, wie Talente funktionieren, wir begleiten sie und arbeiten auch mit Nachwuchsleistungszentren von Fußballvereinen weltweit zusammen. Da geht es dann unter anderem darum: Wie gehe ich als Verein mit jungen Spielern um? Ich bin mit in der Firma Neuro4Sports drin und habe großen Spaß an der Aufgabe. Das ist eine richtig spannende Sache.

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