Kiel. Schalke 04 verlor das Auswärtsspiel bei Holstein Kiel mit 0:1. Der Vorsprung im Abstiegskampf schmolz wieder. Eine Analyse.

Marius Müller war bedient. „Das ist an allen Ecken zu wenig gewesen. Das war einfach schlecht heute“, sagte der Torwart des FC Schalke 04, nachdem er die nächste Auswärts-Niederlage, die nächste schwache Leistung der Königsblauen erklären musste. Mit 0:1 (0:0) verlor Schalke beim Tabellenzweiten Holstein Kiel, der Unterschied zwischen beiden Mannschaften fühlte sich viel deutlicher an. So deutlich, dass die Kieler Fans Schalke mit „Absteiger! Absteiger“-Rufen verabschiedeten.

Schalke-Trainer Geraerts: „Das war heute nicht gut von uns“

Schalkes Trainer Karel Geraerts hatte nach dem Spiel ein Deja-vu, fühlte sich wie nach dem schlimmen 1:4 beim 1. FC Kaiserslautern zwei Spieltage zuvor. „Das war heute nicht gut von uns, vor allem mit dem Ball“, sagte der Trainer und ergänzte: „Die Situation ist genau dieselbe wie vor zwei Wochen. Wir sind wieder alle enttäuscht, aber wieder geht es weiter. Die Saison ist noch nicht vorbei.“ Ganz und gar nicht, der Vorsprung auf die direkten Abstiegsplätze schmolz wieder auf zwei Punkte.

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Es war die Leistung in der Offensive, die diesmal erschütterte. „Wir haben vorne nicht viel zusammenbekommen. Auch nach dem 0:1 ist keine Druckphase mehr entstanden“, gestand beispielsweise Kapitän Simon Terodde. Torwart Müller wütete: „Wir hatten viele falsche Abläufe, teilweise kopflos die Bälle rumgehauen.“ Warum? Da war er ratlos. Trainer Geraerts analysierte etwas gemäßigter: „Ob die simple Ballkontrolle oder simple Pässe - das haben wir heute nicht so gemacht wie wir es wollten.“

Nur eine dicke Chance erarbeiteten sich die Schalker in den 90 Minuten - und die hatte Derry Murkin in der 24. Minute nach einem Pass von Kenan Karaman. Murkin aber schoss Torwart Timon Weiner an. Und sonst? Nicht immer geben Statistiken einen Spielverlauf passend wieder, diesmal aber schon: Die Kieler hatten mehr Torschüsse (22:7), Ecken (10:4) und Ballbesitz (60:40 Prozent). Und sie hatten die deutlich größere Anzahl an Chancen: Joshua Mees scheiterte gleich dreimal aus bester Position (7., 54., 83.), Shunto Machino hätte vor 15.000 Zuschauern zweimal für die Kieler treffen können (1./58.). Es blieb einem Ex-Schalker, der immer noch Fan der Königsblauen ist, vorbehalten, in der 55. Minute für das Tor des Tages zu sorgen. Nach einer Ecke von Marvin Schulz übersah Schalkes Deckung den freistehenden Steven Skrzybski. Der donnerte den Ball volley ins Netz - Torwart Müller hatte keine Abwehrchance.

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Schalke: Alles zum 0:1 bei Holstein Kiel

Skrzybski verzichtete auf großen Torjubel, und bewies auch in den Interviews ein Schalker Herz. „Am Jubel hat man gesehen, dass es mir sehr schwer gefallen ist. Ich drücke ab jetzt Schalke auch wieder die Daumen“, sagte Skrzybski. Und auch ein weiterer Kieler freute sich nicht nur über den wichtigen Sieg im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg, sondern blickte besorgt auf die schwachen Schalker. „Das war eins der schwierigsten Spiele in meiner Karriere“, sagte Kiels Kapitän Timo Becker, S04-Fan durch und durch. „Mein Herz hängt an Schalke. Es ist hart zu sehen, dass Schalke so weit unten drin steht und dann noch die Spiele nicht gewinnt.“ Beim ersten Schalke-Abstieg in die Zweite Liga 2021 war Becker der einzige Profi, der bittere Tränen vergossen hatte.

Die Schalke-Spieler sahen ein Foulspiel vor dem 1:0 für Holstein Kiel.
Die Schalke-Spieler sahen ein Foulspiel vor dem 1:0 für Holstein Kiel. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Lange nach dem Abpfiff unterhielten sich Skrzybski und Becker mit Schalker Spielern und Betreuern. Die Königsblauen hatten noch eine weite Busfahrt nach Hause vor sich. Die rund 1500 in den Norden mitgereisten Fans hatten sich abermals enttäuscht, wieder einmal ratlos nach Hause geschickt. „Wenn wir die Ecke konsequenter verteidigen, gehen wir vielleicht mit einem 0:0 nach Hause“, sagte Terodde abschließend. So tief ist Schalke schon gesunken - der Verein, der vor fast genau fünf Jahren in der Champions League bei Manchester City spielte, ist chancenlos in Kiel.

Wenigstens zu Hause zeigte Schalke zuletzt ansteigende Form, womöglich hilft das im Spiel gegen den SV Wehen Wiesbaden (Samstag, 13 Uhr/Sky) - die Abstiegsangst ist noch akut. Einer wird aber nicht helfen können. Zugang Brandon Soppy ist noch nicht fit genug für den Kader. „Natürlich hätte ich gern einen Spieler gehabt, der sofort helfen kann. Aber es ist wie es ist“, sagte Trainer Geraerts.

Schalke-Zugang Soppy ist noch nicht fit genug

Sportdirektor Marc Wilmots gab als Ziel den 1. März an, wenn Schalke auf den FC St. Pauli trifft. „Wenn wir einen Spieler im Winter bekommen, ist es unmöglich, dass er topfit ist. Soppy ist nicht verletzt, hat aber Rückstand. Ich alleine habe die Entscheidung getroffen, dass wir warten, bis er richtig fit ist“, sagte Wilmots. Ein Neuer, der nicht spielt: Es passte zu diesem komplett in den Ostseesand gesetzten Spieltag.

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