Albufeira. Schalke hat sein Trainingslager in Portugal hinter sich gebracht. Der erste Winter-Transfer könnte bald folgen. Darko Churlinov soll kommen.

Einmal noch genossen die Profis des FC Schalke 04 am Mittwochvormittag die Sonne der Algarve. Trainer Karel Geraerts bat zum Abschluss des neuntägigen Trainingslagers in Albufeira zu einem Strandlauf am Atlantischen Ozean, bevor am Nachmittag der Flug zurück von Faro nach Düsseldorf auf dem Programm stand. Obwohl Schalke auf dem 14. Platz der Zweiten Liga steht und damit nach 17 Spieltagen so schlecht wie zuletzt vor über 30 Jahren, ging ein harmonisches Trainingslager zu Ende. Eins ohne Drehungen, Überraschungen, Spektakel.

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Wäre die Verpflichtung von Sportdirektor Marc Wilmots nicht gewesen, die zwei Tage lang sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zog, wäre es sogar ein Camp ohne jegliches Großereignis geworden. Es gibt vier Dinge, die ein Trainingslager negativ beeinflussen oder es wenigstens durcheinander bringen könnten: Zugänge, Abgänge, Verletzungen und Trainingsbedingungen. Zu- und Abgänge gab es nicht, nicht einmal Diskussionen darüber, niemand verletzte sich, der Rasenplatz im Hotel, zu dem die Spieler von ihren Hotelzimmern aus laufen konnten, war perfekt. Ebenso wie das Wetter. „Aus sportlicher Sicht will ich gar nicht nach Hause“, sagte Geraerts vor dem Heimflug. Wer tauscht schon gern plus 16 Grad an der Algarve gegen minus fünf Grad im Ruhrgebiet?

FC Schalke 04 verlässt Trainingslager mit einer Warnung

Doch trotz alledem verließen die Schalker Portugal auch mit einer Warnung. Zu sehr hatten sie schon die Sommervorbereitung gelobt, die Euphorie genossen, sich selbstbewusst zum Aufstiegskandidaten Nummer eins geredet. „Wir wollen und werden aufsteigen“, hatte Ex-Trainer Thomas Reis in Österreich kurz vor Saisonstart gesagt. Nur etwas mehr als zwei Monate später war Reis gefeuert, die Stimmung im Keller, statt über einen möglichen Aufstieg wurde über Abstiegsangst geredet.

Schalke-Cheftrainer Karel Geraerts hat im Trainingslager sein Team genau im Auge.
Schalke-Cheftrainer Karel Geraerts hat im Trainingslager sein Team genau im Auge. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO

Mit den mahnenden Worten fing Geraerts an. „Natürlich spüre ich auch eine gute Atmosphäre. Die Mannschaft hat sehr hart gearbeitet. Aber das heißt nicht, dass wir automatisch am 20. Januar gegen Hamburg gewinnen. So funktioniert Fußball nicht. Wir müssen weiter fokussiert bleiben“, sagte Geraerts. Mittelfeldspieler Ron Schallenberg sah das ähnlich – er war im Sommer Teil der so gefeierten Mannschaft. „Wir hatten hier tolle Bedingungen, das Hotel war super, es geht in die richtige Richtung“, sagte er und ergänzte, als er auf die positive Stimmung angesprochen wurde: „Letztendlich ist alles von den Ergebnissen abhängig.“

Zu den Verlierern des Trainingslagers gehören vor allem Stammspieler der ersten Saisonphase, als Reis noch Trainer war. Lino Tempelmann verpasste einen Großteil der Trainingseinheiten wegen einer Knieverletzung. Ron Schallenberg hat seinen Stammplatz an Seguin verloren. „Ich bin jetzt in der Herausforderer-Rolle“, sagte er. Timo Baumgartl kommt am Innenverteidiger-Duo Tomas Kalas/Marcin Kaminski nicht vorbei. Sebastian Polter (Leisten-Operation) war in Gelsenkirchen geblieben und bleibt ein Verkaufskandidat.

FC Schalke 04: Verhandlungen mit Darko Churlinov vor Abschluss

Doch kommt noch jemand bis zum Ende der Transferperiode am 31. Januar? Darüber sprach Geraerts in Albufeira viel mit Wilmots. „Wir hatten gute Unterhaltungen. Ich weiß, dass er an verschiedenen Dingen arbeitet“, sagte Geraerts, der schon im Dezember einen Wunschzettel eingereicht hatte.

Mögliche Zugänge begrüßt er aber erst in der deutschen Kälte. Die Verhandlungen mit dem FC Burnley über eine Leihe mit Kaufoption von Darko Churlinov befinden sich nach Informationen dieser Zeitung auf der Zielgraden. Geholfen haben auch wichtige Kontakte. Schalkes Sportdirektor Marc Wilmots kennt Burnleys Trainer Vincent Kompany gut. In der belgischen Nationalmannschaft spielte Kompany unter Wilmots.

Schalke: Karel Geraerts setzt auf 4-4-2-System

Was sportlich auffiel: Nachdem Geraerts in den ersten Wochen nach seinem Amtsantritt Mitte Oktober viele Formationen und Spieler getestet hatte, scheint er nun seine Stammformation gefunden zu haben. In den beiden Trainingslager-Tests gegen Bundesligist VfL Wolfsburg (2:3) und den spanischen Drittligisten Recreativo Huelva (1:1) setzte er auf das 4-4-2-System mit Mittelfeld-Raute, in dem Schalke in drei Spielen vor der Winterpause unbesiegt geblieben war. Auch die Stammspieler sind dieselben, aus der zweiten Reihe konnte sich kein Herausforderer empfehlen. Wenn der HSV zum ersten Rückrundenspiel kommt, wird es im Vergleich zum 2:2 gegen Fürth vor Weihnachten nur eine Änderung geben: Thomas Ouwejan ersetzt den gesperrten Derry John Murkin.

Schalke-Sportdirektor Marc Wilmots (l.) und der Technische Direktor André Hechelmann (r.) konnten im Trainingslager noch keinen Zugang präsentieren.
Schalke-Sportdirektor Marc Wilmots (l.) und der Technische Direktor André Hechelmann (r.) konnten im Trainingslager noch keinen Zugang präsentieren. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO

Es gab im Trainingslager auch einige Gewinner. Zu ihnen gehört Stammkeeper Ralf Fährmann, der seinen Platz als Nummer eins verteidigen konnte. Marius Müller absolvierte zwar jede Trainingseinheit, musste bei beiden Tests aber passen. „Ich war überrascht, dass er alles mitmachen konnte, aber erst in ein, zwei Wochen ist er spielfit“, sagte Geraerts. Im Mittelfeld ist Paul Seguin inzwischen eine Führungsfigur und bestimmt das Spieltempo – und vorn hat sich das ungleiche T+T-Duo durchgesetzt: Der sympathische Fan-Liebling Keke Topp (19) stürmt neben Kapitän Simon Terodde (35). Von den fünf Knappenschmiede-Spielern, die mitgeflogen waren, hat Jimmy Kaparos die besten Chancen, bei den Profis zu bleiben. „Von ihm habe ich interessante Dinge gesehen“, lobte Geraerts.

Schalke testet am Samstag gegen KAS Eupen

Entspannen von dem anstrengenden Trainingslager dürfen die Schalke-Profis nicht lang. Am Samstag geht es mit einem Testspiel gegen den belgischen Erstligisten KAS Eupen in der Arena (13.30 Uhr) weiter.