Gelsenkirchen. Heftige Kritik muss sich in der andauernden Krise des Zweitligisten FC Schalke 04 nicht nur die Mannschaft anhören - auch die Vereinsführung.
Michael Zylka hat eine besondere Vergangenheit beim FC Schalke 04. Als Drei-Tage-Präsident vom 21. bis 24. November 1988 ging er in die Vereinsgeschichte ein. Nur kurz nach seiner Wahl trat er zurück, seinem Klub blieb er treu, saß später im Wahlausschuss, der die Kandidaten für den Aufsichtsrat auswählt, führte ihn zwischenzeitlich sogar an. 2021 war er dann nicht wiedergewählt worden. Inzwischen ist Zylka 73 Jahre alt - auf Facebook veröffentlichte er nun ein ausführliches Statement zur Situation des Vereins.
Zylka hatte selbst das erschütternde Spiel der Schalker beim Karlsruher SC am Sonntag (0:3) im Wildpark gesehen, der Aufstieg, schreibt er, sei "inzwischen unrealistisch", trotz des Trainerwechsels von Thomas Reis auf Karel Geraerts würde "eher der Sturz in die 3. Liga" drohen.
Schalke-Amtsträger laut Michael Zylka überfordert
Zylka kritisierte aber nicht den Trainer oder die Mannschaft. In seinem Beitrag nahm er sich die Vereinsführung vor. "Der fünfte Bundesligaabstieg hat den Club sportlich und vor allem aber wirtschaftlich schwerer getroffen als viele Mitglieder, Anhänger sowie Fans dies wahrhaben woll(t)en", so Zylka. "Wohin dies führen kann, hat man in der Vergangenheit unter anderem bei Vereinen wie Rot-Weiss Essen, Kickers Offenbach, Arminia Bielefeld oder 1860 München gesehen. Die Gefahr, in der sportlichen Bedeutungslosigkeit zu versinken, besteht jedenfalls ganz real. Auch nach mehr als drei Jahren nach dem Ausscheiden von Clemens Tönnies können die heutigen Entscheidungsträger des Vereins kein Konzept für eine positive Entwicklung der Königsblauen vorlegen. Immer nur gebetsmühlenartig auf die Versäumnisse in der Vergangenheit hinzuweisen, hilft nicht wirklich. Besser wissen heißt noch lange nicht, es besser zu machen. Leider kann nicht nur ich feststellen, dass der eine oder andere Amtsträger unseres Clubs mit seiner Aufgabe überfordert ist und aus welchen Gründen auch immer wie mit Pattex festgekleistert an seinem Stuhl klebt."
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Ein weiterer Vorwurf Zylkas betrifft die Sponsoren: "Es werden zurzeit leider zu viele erfahrene und in der Wirtschaft gut vernetzte Schalker aus ideologischen Gründen ausgegrenzt und nicht mal der Versuch unternommen, nach einer gemeinsamen konsensfähigen Lösung zu suchen, die dem FC Schalke 04 wirklich wieder auf die sportlichen und wirtschaftlichen Beine hilft."
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Ähnlich äußerte sich Prof. Dr. Uli Paetzel auf X (vormals Twitter). Der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft gehörte vor zweieinhalb Jahren zu der Gruppe, die Ralf Rangnick als neuen starken Mann installieren wollte und Vorgespräche geführt hatte. "Ein Aufsichtsrat, der alles laufen lässt bei einer schwierigen ökonomischen Lage (auslaufende Sponsoren-Verträge) - es wird schwer werden, die Klasse zu halten, leider. Geballte ökonomische Kompetenz in den Aufsichtsrat, neue Geldgeber einbinden - sonst wird es richtig böse. Auch nach rund drei Jahren nach dem Ausscheiden von Clemens Tönnies können die heutigen Entscheidungsträger des Vereins kein sportliches sowie wirtschaftlich in sich schlüssiges Konzept für eine positive Entwicklung der Königsblauen vorlegen", schrieb Paetzel.
Schalke sucht einen neuen Hauptsponsor, da der Veltins-Vertrag nur bis Juni 2024 gilt. Auch die Premiumverträge mit Böklunder, der Firma von Ex-Boss Tönnies, und Betway enden. Ärmelsponsor Hülsta steckt in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation - auch hier ist eine Zukunft ungewiss. Der neue Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann beginnt am 1. Januar.