Gelsenkirchen. Mit einem Fehlgriff versaute sich Justin Heekeren sein Profidebüt für Schalke 04. Ob er mittelfritig eine Zukunft bei S04 hat, ist fraglich.
Nein, der 8. Oktober 2023 war kein Tag, dem in den Geschichtsbüchern von Schalke 04 ein eigenes Kapitel gewidmet wird. Unter Interimstrainer Matthias Kreutzer verloren die Gelsenkirchener am Sonntag ihr Heimspiel gegen Hertha BSC mit 1:2. Schon, weil einen Tag später in Karel Geraerts ein neuer Trainer und am Dienstag in Matthias Tillmann ein neuer Vorstandsvorsitzender präsentiert wurde, ist dieses Hertha-Spiel bei vielen Schalkern inzwischen schon fast vergessen.
Jedoch nicht bei Justin Heekeren. Der 22 Jahre alte Torwart wird dieses 1:2 mit Sicherheit nie vergessen. Etwas überraschend bekam der ehemalige Oberhausener gegen Hertha von Interimstrainer Kreutzer den Vorzug vor Routinier Michael Langer und durfte in der Arena sein Profidebüt feiern. Damit erfüllte sich für Heekeren ein Kindheitstraum – denn schon als Knirps fieberte er mit den Königsblauen und malte sich aus, irgendwann selbst im Schalke-Trikot in der ausverkauften Arena aufzulaufen.
Schalke-Torwart Justin Heekeren erlebt ein Albtraum-Szenario
Doch trotz dieses erfüllten Traums dürfte Heekeren am Sonntagabend nicht sonderlich glücklich nach Hause gefahren sein. Denn schon in seinem ersten Spiel leistete sich der Torwart einen groben Fehler. Das Albtraum-Szenario eines jeden Debütanten. Einen Schuss von Hertha-Profi Fabian Reese aus kurzer Entfernung bekam Heekeren nicht zu greifen, sodass der Ball durch seine Beine ins Tor flutschte. „Sofern ich das beurteilen kann, sollte man bei einem Schuss aus sechs Metern nicht die Hände, sondern die Füße zur Abwehr nutzen“, sagte Matthias Kreutzer zu dieser Szene. „Aber der Ball geht aus sechs Metern durch die Beine des Verteidigers, das geht natürlich auch alles sehr schnell“, relativierte der Interimscoach.
Für Heekeren dürfte das nur ein schwacher Trost sein – denn nach diesem Fehlgriff gilt sein Debüt als misslungen. Dabei zeigte er während der 90 Minuten beachtliche Ansätze. Auffällig war etwa, wie mutig der 22-Jährige in seinem ersten Profispiel aufgetreten ist. Heekeren stand extrem hoch, war so immer anspielbar und wusste auch mit dem Ball am Fuß etwas anzufangen. Auch seine langen Pässe waren präzise und fanden meist einen Mitspieler. Selbst vom Pressing der Berliner ließ sich der Torwart nicht beeindrucken. „Jeder hat seine Qualitäten mit dem Ball gesehen“, sagte auch Matthias Kreutzer. „Das hat er drauf.“ Auch Heekerens Physis und Präsenz lobte der Interimstrainer.
So war Kreutzer trotz des Patzers auch nach dem Hertha-Spiel noch davon überzeugt, dass seine Entscheidung für Heekeren und gegen Michael Langer die richtige war. „Dazu stehe ich“, sagte er. „Justin ist ein guter Spieler, er hat sehr gut trainiert und auch seine Leistung in der U23 gebracht. Ich bin fest davon überzeugt, dass ihm die Zukunft gehört.“
Hat Justin Heekeren wirklich eine Zukunft auf Schalke?
Zwangsläufig stellt sich allerdings die Frage: Hat Justin Heekeren auch eine Zukunft bei den Profis von Schalke 04? Eine Antwort darauf zu finden, ist schwierig – schon, weil die Schalker auf der Torwart-Position mittelfristig gut aufgestellt sind. Zwar naht beim 38 Jahre alten Michael Langer allmählich die Fußball-Rente, doch in Ralf Fährmann (35) und Marius Müller (30) stehen gleich zwei starke Torhüter im S04-Kader, die den Anspruch haben, die Nummer eins zu sein. Sportlich konnten sowohl Fährmann als auch Müller in den vergangenen Monaten überzeugen. Fährmann zählte in der Rückrunde der Abstiegssaison zu den besten Schalkern, Müller war an den ersten Spieltagen der Zweitligasaison ein sicherer Rückhalt.
Nur weil Fährmann (Probleme an der Achillessehne) und Müller (Sehnenabriss im Adduktorenbereich) derzeit verletzt ausfallen, bekam Heekeren überhaupt die Chance, sich zu zeigen. Doch weitere Gelegenheiten wird er auch unter dem neuen Trainer Karel Geraerts erst einmal bekommen – denn Müller fehlt voraussichtlich noch bis zum Jahresende und eine Rückkehr von Ralf Fährmann bis zum Testspiel an diesem Donnerstag gegen Heracles Almelo (13 Uhr, Parkstadion) scheint unwahrscheinlich.
Vieles spricht deshalb dafür, dass der 22 Jahre junge Heekeren gegen den niederländischen Erstligisten zumindest eine weitere Halbzeit im Tor stehen wird. Sollte es der spielstarke Torwart dabei schaffen, Geraerts ähnlich von sich zu überzeugen wie Matthias Kreutzer, könnten ihm womöglich weitere Einsätze in der Liga winken – vielleicht ja schon im kommenden Auswärtsspiel beim Karlsruher SC am 22. Oktober.
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