Gelsenkirchen. . Trainer Karel Geraerts ist der neue Hoffnungsträger bei Schalke 04. Schon zum Start ist der neue Coach als Problemlöser gefragt.

Einige Schweißperlen standen Karel Geraerts auf der Stirn als er am Montagvormittag als neuer Cheftrainer des FC Schalke 04 vorgestellt wurde. Schon, weil die ganze Situation für ihn neu war. Erstmals arbeitet der 41-Jährige außerhalb seiner belgischen Heimat – und bei seiner Vorstellung stand er direkt voll im Fokus er Öffentlichkeit. Alle Augen waren auf Geraerts gerichtet, was bei seinem Ex-Klub Royal Union Saint Gilloise anders war. Sehr viel Medienrummel gab es dort trotz des Erfolgs der vergangenen Jahre nicht.

Schon bevor Karel Geraerts am Mittwoch seine erste Trainingseinheit leiten wird, sprach er am Montag erstmals zu seiner Mannschaft. Trotz der 1:2-Niederlage im Heimspiel gegen Hertha BSC sah der Coach am Sonntag „viel Potenzial“ bei seinem Team. Geraerts freue sich auf seine neue Aufgabe und sei geehrt, bei einem Großklub wie Schalke 04 zu arbeiten.

Doch ab sofort ist der Belgier auf Schalke als Problemlöser gefragt – denn an Baustellen mangelt es im Umfeld und in der Mannschaft nicht.

Schalke: Geraerts soll der Mannschaft Selbstvertrauen einhauchen

Die erste und anfangs wichtigste Aufgabe des neuen Trainers ist es, dem Team wieder Selbstvertrauen einzuhauchen. Denn aktuell fehlt dem Großteil des für Zweitligaverhältnisse teuren S04-Kaders jegliche Sicherheit – das war auch im Heimspiel gegen Hertha zu sehen. Unter Druck leisteten sich die Schalker immer wieder einfachste Fehler. Auch deshalb spielt Schalke derzeit auf Rang 16.

Wie Geraerts dem Team helfen will? Durch Gespräche mit den Spielern und harte Arbeit. Wichtig ist dem Belgier dabei die menschliche Komponente: „Wir sind alle keine Roboter, sondern Menschen“, betonte der 41-Jährige mehrfach. „Wir wollen die Siegermentalität implementieren, das ist mein Ziel“, erklärte er.

Schalkes neuer Trainer Karel Geraerts (mitte) bei seiner Vorstellungs-PK mit Sportvorstand Peter Knäbel (rechts) und Sportdirektor André Hechelmann.
Schalkes neuer Trainer Karel Geraerts (mitte) bei seiner Vorstellungs-PK mit Sportvorstand Peter Knäbel (rechts) und Sportdirektor André Hechelmann. © firo

Die Schalker Abwehr muss stabilisiert werden

Mit Blick auf 20 Gegentore in neun Zweitligaspielen ist es ein zentrales Ziel der Schalker, die Defensive schnellstmöglich zu stabilisieren. Gut möglich, dass Geraerts dabei mittelfristig auch die taktische Formation ändert und auf eine Abwehrkette mit drei Innenverteidigern setzt – denn das 3-5-2 gilt als die Lieblingsformation des Trainers. Auch bei Royal Union Saint Gilloise ließ er sein Team meist in dieser Grundordnung auflaufen.

„Wenn ich glaube, das Team fühlt sich im 3-5-2 wohl, dann werden wir das tun. Wenn eine andere Lösung besser ist, machen wir das“, sagte Geraerts über seine Wunsch-Formation.

Noch wichtiger als die Grundordnung ist allerdings, dass bei den Schalkern endlich eine klare Spielidee zu erkennen ist – das war unter Ex-Trainer Thomas Reis zuletzt nicht der Fall. Mit dem Ball fehlte es den Königsblauen an Ideen. „Ich möchte einen gut strukturierten Fußball sehen, aus einer guten Defensive heraus, mit einer hohen Intensität“, erklärte Geraerts seine Ansätze. „Ich möchte Schritt für Schritt meine Philosophie entwickeln.“

Auf solche Fortschritte hofft auf Sportvorstand Peter Knäbel, der davon überzeugt ist, dass Karel Geraerts den Mut habe, Dinge zu entwickeln. „Er hat gezeigt, dass er Potenzial hat. Er hat uns aufgezeigt, wie er bei Union getan hat, auch bei internationalen Spielen.“

Geraerts als Talent-Entwickler gefordert

Entwickeln soll der neue Coach auf Schalke auch die vielen begabten Jungprofis. „Mein Job ist es, Spieler besser zu machen. Wir haben viele Beispiele in der Vergangenheit“, sagte er wie selbstverständlich. Zumindest in Belgien ist ihm das ganz gut gelungen. So verhalf Geraerts Stürmer Victor Boniface bei St. Gilloise (inzwischen Bayer Leverkusen) zu seinem Durchbruch.

Doch wer könnte der Schalker Boniface werden? In Assan Ouédraogo (17) und Yusuf Kabadayi (19) stehen Geraerts zwei spannende Talente zur Verfügung, die gefördert werden wollen. Auch in Keke Topp (19), Bryan Lasme (24) oder Soichiro Kozuki (22) schlummert noch viel Potenzial. Ihnen ist ein nächster Entwicklungsschritt unter dem neuen Trainer zuzutrauen.

Zwei S04-Profis mit viel Potenzial: Yusuf Kabadayi (links) und Assan Ouédraogo.
Zwei S04-Profis mit viel Potenzial: Yusuf Kabadayi (links) und Assan Ouédraogo. © firo

Euphorie muss zurückkehren

Doch nicht nur in seiner Mannschaft, sondern auch im Schalker Umfeld soll und muss Karel Geraerts etwas auslösen. Denn nach zuletzt sehr schwachen Auftritten der Mannschaft ist die Stimmung bei vielen Fans auf dem Tiefpunkt. Während der 1:2-Niederlage gegen Hertha BSC am Sonntag stellte große Teile des Anhangs den Support zwischenzeitlich aus Enttäuschung ein. „Wenn du die letzten Wochen so einen Käse spielst, dann kannst du die Fans verstehen“, sagte Stürmer Sebastian Polter über Pfiffe und ausbleibende Unterstützung.

Klar ist aber: Aufwärts kann es für Schalke nur gehen, wenn Geraerts auch die Fans wieder mit ins Boot holt. Einen ersten Eindruck vom neuen Coach können sich die Fans schon am Donnerstag (13 Uhr) machen, wenn die S04-Profis im Parkstadion gegen den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo testen.

Mehr News und Hintergründe zu Schalke 04: