Gelsenkirchen. Marius Müller nimmt sich und seine Schalke-Kollegen vor dem Wiesbaden-Spiel in die Pflicht. Taktisch deutet sich eine veränderte Ausrichtung an.

Nein, gelassen geht Marius Müller mit dem Fehlstart des FC Schalke 04 in die Zweitligasaison nicht um. „Uns als Mannschaft kotzt es doch am meisten an“, sagt der Torwart. Das Team ist darum bemüht, es gemeinsam aus der Krise herauszuschaffen. Schon einen Tag nach der bitteren 0:2-Niederlage gegen Holstein Kiel vom Freitag versammelte sich die Mannschaft nach dem Training auf dem Vereinsgelände und sprach sich aus. „Da waren schon ein paar Emotionen dabei“, sagt der 30-Jährige. Zu sehr ins Detail gehen, will Müller allerdings nicht. „Aber es war gut, so viel kann ich sagen.“

Bei dieser Aussprache ist es nicht geblieben. Seit Tagen schreiben und telefonieren die Spieler viel und tauschen sich über die aktuelle Lage im Klub aus. „Wir analysieren konstruktiv, um den Gesamterfolg zu erzielen“, erklärt Müller. „Ich habe wirklich selten erlebt, dass außerhalb des Platzes so viel telefoniert und gemacht wird.“

Schalke-Torwart Marius Müller: "Verteidigen muss für alle Priorität haben"

Im Tor von Schalke 04 ein sicherer Rückhalt: Marius Müller.
Im Tor von Schalke 04 ein sicherer Rückhalt: Marius Müller. © firo

Schon diese Tatsache beweist, wie sehr der Torwart und seine Kollegen um die Wende in der 2. Bundesliga bemüht sind. „Es braucht niemand Angst haben, dass uns alles scheißegal ist“, versichert der Torwart. Schon am Samstag (13 Uhr/Sky), im Spiel beim SV Wehen Wiesbaden, wollen die Schalker ein ganz anderes Gesicht zeigen. „Das müssen wir schaffen. Wir müssen liefern“, bringt es Marius Müller auf den Punkt.

Doch wie will Schalke am Samstag die Wende schaffen? Die blutleeren Auftritte in Braunschweig (0:1) und gegen Holstein Kiel machten nicht viel Hoffnung auf kurzfristige Besserung. Die Personallage mit einigen angeschlagenen Spielern und dem gesperrten Mittelfeld-Chef Ron Schallenberg verschärft die Lage noch zusätzlich. Was genau das Rezept ist, um den Aufsteiger am Wochenende zu schlagen, kann auch Marius Müller nicht sagen. Anders als in den Vorwochen kann sich der Torwart aber vorstellen, dass Trainer Thomas Reis wieder auf eine defensivere Ausrichtung setzt und die Vierer-Abwehrkette tiefer stehen wird. „Wir sollten über Basics kommen, die man in der 2. Bundesliga braucht: Zweikämpfe, Sicherheit und Kompaktheit.“ Das könne alles Weitere auslösen. „Wir müssen zurück zu Schritt eins und zwei gehen und nicht schon bei Schritt vier oder fünf weitermachen. Das Verteidigen muss für alle Priorität haben.“

Marius Müller will seine Schalke-Kollegen mitziehen

Schalkes Torwart Marius Müller.
Schalkes Torwart Marius Müller. © firo

Noch wichtiger als taktische Feinheiten ist für die Schalke allerdings die Einstellung. Jeder Spieler muss an seine Leistungsgrenze gehen, fordert Marius Müller. Er selbst will dabei mit positivem Beispiel vorangehen. Schon seit Saisonbeginn ist Müller der einzige S04-Profi, der konstant gute Leistungen zeigt. Mit starken Paraden hat der 30 Jahre alte Sommer-Neuzugang sein Team zumindest in der 1. Pokal-Runde bei Eintracht Braunschweig (3:1) und beim Liga-Heimsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:0) zu Siegen geführt. All das hat schließlich dazu beigetragen, dass Müller nun dauerhaft den Vorzug vor Ur-Schalker Ralf Fährmann (34) im Tor bekommt – als neue Nummer eins. „Ich bin bereit, anzupacken, das Ding rumzureißen“, sagt Müller.

Der Torwart selbst sieht sich als Führungsspieler sogar in der Verantwortung, einige Teamkollegen mitzureißen, die aktuell viel mit sich selbst zu kämpfen haben. „Ich fühle mich nicht blockiert, will vorangehen mit meiner Persönlichkeit. Hoffentlich können sich dann noch zwei, drei Jungs an meine Anhängerkupplung dranhängen“, erklärt er.

Wie viele verunsicherte Spieler Schalkes Konstante Marius Müller in Wiesbaden tatsächlich mitziehen kann, wird sich zeigen. Doch sollte es beim Aufsteiger tatsächlich für drei Punkte reichen, dürfte es in der darauffolgenden Länderspielpause womöglich etwas weniger Redebedarf innerhalb der Mannschaft geben – weder nach den Trainingseinheiten noch in der Freizeit per Telefon.

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