Gelsenkirchen. Schalke-Ikone Olaf Thon im Interview: Der S04-Held spricht über einen großen Wunsch, die Knappenschmiede und Perspektiven für die 2. Liga.

Der „Schalker Junge“ Olaf Thon hat in seiner Karriere viele Höhen und Tiefen erlebt. Er weiß aus seiner Zeit beim FC Schalke 04, wie bitter sich ein Abstieg aus der Bundesliga anfühlt und kann deswegen nachfühlen, was in den Spielerköpfen der S04-Mannschaft vorgeht, die vor wenigen Tagen das Saisonziel Klassenerhalt verpasst hat.

Im Interview mit der WAZ sagt Weltmeister Olaf Thon, warum Cheftrainer Thomas Reis für ihn genau der richtige Mann an der Seitenlinie ist und welcher Schalker Spieler ihn positiv überrascht hat.

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© FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Herr Thon, haben Sie den Abstieg von Schalke 04 schon verdaut?

Olaf Thon: Ich habe als Spieler einen Abstieg mitgemacht. Natürlich macht das etwas mit einem. Daran hat man zu knabbern. Schalkes Vorstandsvorsitzender Bernd Schröder hat gerade bei einem Treffen gesagt, dass man nach einem Abstieg in ein Loch fallen kann, aber man muss dann auch wieder aufstehen.

Schalke 04: „Echtes Teamwork“ gezeigt

Hat Sie der Absturz in die 2. Liga überrascht?

Durch die Konstellation war es absehbar, dass es uns trifft. Man muss vielleicht zurückgehen. Das vorletzte Saisonspiel gegen Eintracht Frankfurt war entscheidend. Da hätte Schalke nicht 2:2 spielen, sondern gewinnen müssen. Schalke hat für mich nicht in der Rückrunde, sondern in der Hinrunde versagt. Da wurden zu wenig Zähler eingefahren. Das hat sich trotz einer erheblichen Steigerung in der zweiten Saisonhälfte gerächt. Die Schalker Mannschaft hat für ihre beherzten Auftritte und die späten Siegtreffer gegen Mainz oder Bremen viel Lob bekommen. Es war bestimmt nicht immer Fußball vom Feinsten, den Schalke gezeigt hat, aber echtes Teamwork. Man sieht, dass man mit einer geschlossen auftretenden Truppe etwas erreichen kann. Man darf sich aber nicht in die Tasche lügen: Unter dem Strich ist Schalke abgestiegen. Nach einem Abstieg heißt es oft, dass ein Trainer, der trotz des Negativerlebnisses weitermacht, belastet in die nächste Saison geht.

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Wie sehen Sie die Situation im Fall von Thomas Reis?

Ein Trainer muss zu einer Mannschaft, zu einer Situation passen. Thomas Reis macht es nach meiner Meinung bei Schalke 04 gut. Er ist auf Schalke nicht verbrannt, sondern hat sich einen Bonus verdient, auch wenn das Saisonziel Klassenerhalt nicht geschafft wurde. Er kann jetzt zusammen mit Sportvorstand Peter Knäbel und dem neuen Sportchef André Hechelmann etwas aufbauen.

Schalke: Top-Talent Ouedraogo - gut genug für die Profis?

Kann Schalke auch in der nächsten Saison den direkten Wiederaufstieg packen?

Das Ziel muss sein, so schnell wie möglich hochzukommen. Man wird sehen, wie das auf Schalke läuft. Wie schwer das ist, sieht man am Hamburger SV, der es seit fünf Jahren versucht, wieder in die Bundesliga aufzusteigen.

Viele Fans träumen davon, dass es wieder ein Talent aus der Knappenschmiede auf die Profibühne schafft. Was sagen Sie dazu?

Wenn ich an meine Zeit zurückdenke: Ich habe als 17-Jähriger mein erstes Profi-Spiel für Schalke 04 gegen Charlottenburg absolviert. Ich hoffe, dass es Keke Topp oder Sidi Sané bei Schalke in die Profi-Mannschaft schaffen. Die Knappenschmiede hat, auch wenn sie keinen Deutschen Meistertitel einfahren konnte, ein erfolgreiches Jahr hinter sich. Da müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn kein talentierter Spieler den Sprung nach oben schafft. Der Sprung ist zwar immer noch groß, aber jetzt in der 2. Liga nicht mehr so groß wie in der Bundesliga. Die Chance für Talente ist auf Schalke auf jeden Fall da.

Welcher Spieler hat Sie in letzter Zeit im königsblauen Trikot überrascht?

Henning Matriciani, der seinen Vertrag gerade bis 2026 verlängert hat, ist für mich mit die Überraschung. Er erinnert mich von seiner Art her ein bisschen an Yves Eigenrauch. Matriciani hat es über den Umweg zweite Mannschaft bis zu den Profis geschafft. Er bringt die Komponenten Kampf und Leidenschaft mit. So sind auch die Eurofighter mit den Kampfschweinen Marc Wilmots und Mike Büskens entstanden. Mit unbändigem Einsatz hat man bei den Schalker Anhängern automatisch einen Stein im Brett. Das Fußballerische ist natürlich auch wichtig, aber das kommt dann später.

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Die S04-Anhänger haben das Team trotz des Abstiegs mit viel Applaus und aufmunternden Worten bedacht. Ist die Treue der Anhänger das größte Faustpfand?

Die Konstellation ist jetzt ganz anders als beim Abstieg vor zwei Jahren. Man darf nicht nur alles weiß sehen, sondern muss wissen: Es gibt keinen Mittelweg, sondern nur oben oder unten. Die Erwartungen sind höher. Schalke muss in der neuen Saison gut aus den Startblöcken kommen und sich direkt oben festsetzen.