Leipzig. Der 27. Mai 2023 war ein trauriger Tag für Schalke 04. Unser Reporter war beim Abstieg in Leipzig dabei und schildert Eindrücke vor Ort.

Der Abstieg von Schalke 04 in die 2. Bundesliga ist traurige Gewissheit. Trotz großem Kampf unterlag die Mannschaft von Trainer Thomas Reis mit 2:4 bei DFB-Pokalfinalist RB Leipzig. Nach 34 Spieltagen liegen die Schalker damit auf Rang 17 – und nach nur einem Jahr in der Bundesliga geht es für die Gelsenkirchener wieder runter in Liga 2.

An Emotionen mangelte es am Samstagnachmittag in der Red Bull Arena nicht – vor allem aufseiten der Schalker. Aufgefallen sind dabei auch einige Dinge abseits der Kamera.

Schalke zeigte Geschlossenheit: Der ganze Kader war in Leipzig dabei

Schon rund eine Stunde vor dem Anpfiff bot sich in der Leipziger Arena für Fans ein eher ungewöhnliches Bild: Auf dem Oberrang der Haupttribüne saßen reihenweise Profis von Schalke 04. Zwischen normalen Stadionbesuchern tummelten sich etwa Moritz Jenz, Tom Krauß, Justin Heekeren oder Simon Terodde. Viele der S04-Profis nahmen sich Zeit für die Fans und standen für Fotos und kurze Gespräche bereit.

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Hintergrund des Ganzen war: Der komplette Profi-Kader der Königsblauen ist zum letzten Saisonspiel nach Leipzig gereist. Auch die Spieler, die nicht im Spieltagsaufgebot standen, waren dabei, um das Team vor Ort zu unterstützen – also auch die Verletzten, Gesperrten oder Nicht-Berücksichtigten. Auf der Tribüne saßen sie unmittelbar vor der Pressetribüne, neben „normalen“ Fans.

Während der 90 Minuten fieberten Terodde und Co. heftig mit. Immer wieder sprangen die Schalke-Profis von ihren Sitzen auf, sie jubelten gemeinsam, zitterten mit ihren Kollegen auf dem Rasen und einige von ihnen – wie Tom Krauß – sangen sogar die Fan-Lieder mit.

Schake-Profis vergossen viele Tränen: Tom Krauß komplett aufgelöst

Als der Abstieg von Schalke 04 offiziell war, sanken die Profis auf dem Rasen zu Boden. Es herrschte tiefe Trauer bei allen, die es mit Königsblau halten. Auch die Spieler von der Tribüne kamen auf den Rasen, um Trost zu spenden oder getröstet zu werden. Tom Krauß etwa, dessen Leihvertrag ausläuft, kam schon weinend auf den Platz und war völlig aufgelöst. Doch nicht nur der 21-Jährige wurde von seinen Gefühlen übermannt, auch Routiniers wie Terodde, Sebastian Polter oder Michael Frey weinten.

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Geschlossen stand die Mannschaft nach Schlusspfiff noch rund 20 Minuten vor der Gästekurve. Dort wurde gemeinsam getrauert. Erstaunlich war: Statt Pfiffen gab es ausschließlich positiven Zuspruch der Fans. Die Mannschaft wurde besungen, ihr Einsatz in den vergangenen Monaten wurde von den Anhängern gewürdigt. „Ein Riesen-Dankeschön an unsere Fans, die Champions-League-Niveau haben“, sagte Trainer Thomas Reis, der sich nach Abpfiff sogar vor der Kurve verbeugte.

Die Profis von Schalke 04 stehen nach dem Abstieg vor ihren Fans und weinen.
Die Profis von Schalke 04 stehen nach dem Abstieg vor ihren Fans und weinen. © AFP

Stadion-Regie ohne Fingerspitzengefühl: Kein Trost für Schalke 04

Als die Schalker nach Abpfiff von ihren Fans besungen wurden, schallte ohrenbetäubend laute Party-Musik aus den vielen Lautsprechern in der Leipziger Arena. Dass Schalke 04 soeben abgestiegen war, interessierte bei RB offenbar niemanden. Die eigene Mannschaft wurde für die gelungene Saison, die mit dem dritten Platz endete, gefeiert, Stürmer Christopher Nkunku mit der Torjäger-Kanone geehrt. Sich als Leipziger darüber zu freuen, ist normal und keineswegs verwerflich. Trotzdem fehlte es den Leipzigern in diesen Momenten ein bisschen an Feingefühl.

Denn der Schalker Abstieg wurde gänzlich unerwähnt gelassen. Auch der Stadionsprecher hielt es nicht für nötig, einige aufmunternde Worte in Richtung der weinenden Schalker zu richten. Trotz all der berechtigten Freude über die gute Saison und das anstehende Pokalfinale hätten sich die Leipziger da geschickter anstellen können.