Gelsenkirchen. Schalke kann im Spiel gegen Frankfurt am Samstag auf Moritz Jenz bauen. Er spielte zehn Mal für S04 - dabei gab es nur eine Niederlage.
Nicht alles klappte für Moritz Jenz am Dienstagvormittag beim Training des FC Schalke 04. Beim Abschlussspiel verursachte er ein Gegentor, indem er den heranrauschenden Henning Matriciani anschoss. Und trotzdem gehörte er am Ende zum Siegerteam. Als nach der Einheit das obligatorische Jubelfoto geknipst wurde, trottete Jenz Richtung Kabine. Nicht enttäuscht ob seines Fehlers – es war ja nur ein Trainingsspiel. Er lächelte sogar. Denn nach wochenlanger Leidenszeit ist er wieder gesund und kann jede Einheit von Anfang bis Ende durchziehen. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) kehrt er pünktlich zum vorentscheidenden Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt in Schalkes Startelf zurück.
„Ich bin wieder fit, trainiere mit der Mannschaft und hoffe, dass ich spielen kann – wenn mir der Trainer die Erlaubnis gibt“, sagte der 24 Jahre alte Innenverteidiger. Am 26. Januar war er von Celtic Glasgow gekommen und in der Bundesliga weitgehend unbekannt – in Rekord-Geschwindigkeit wurde er zu einem der formstärksten Abwehrspieler der Liga. Er stabilisierte Schalkes Defensive, die Königsblauen blieben achtmal in Folge unbesiegt.
Dann verletzte er sich: Zerrung im linken Oberschenkel. Die ersten beiden Spiele ohne Jenz verlor Schalke – 0:3 gegen Bayer Leverkusen, 0:2 gegen die TSG Hoffenheim. Für Trainer Thomas Reis und Jenz ergab sich danach ein Vabanque-Spiel: Trainiert er? Trainiert er nicht? Spielt er? Spielt er nicht? Im Heimspiel gegen Hertha BSC (5:2) und für eine Halbzeit beim SC Freiburg (0:4) gingen Reis und Jenz das Risiko ein, um danach festzustellen: Es war falsch. „Ich habe gegen Hertha gespielt, weil ich es unbedingt wollte – obwohl ich nicht hundertprozentig fit war“, sagte Jenz. „Nach dem Freiburg-Spiel haben wir festgestellt, dass ein weiterer Einsatz keinen Sinn ergibt, wenn ich nicht zu 100 Prozent fit bin. Dann kann ich nicht helfen. Es wäre besser gewesen, das auszukurieren.“
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Jenz musste wieder von der Tribüne zuschauen, sah zwei Siege gegen Werder Bremen (2:1) und beim FSV Mainz 05 (3:2), aber auch die 0:6-Demütigung beim FC Bayern München. „Das Resultat war nicht gut. Wir haben gegen einen sehr guten Gegner mit einer hohen Qualität gespielt. Trotzdem waren Gegentore dabei, die wir in der Form nicht kassieren müssen. Das haben wir kurz analysiert“, erzählte Jenz, fügte aber hinzu: „Jetzt müssen wir das München-Spiel aber abhaken. Wichtig ist jetzt Frankfurt.“
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Ihm fällt das leicht, weil er die deprimierende Erfahrung nicht auf dem Münchener Rasen miterlebt hatte. „Frankfurt – auch eine gute Mannschaft, aber mit einer ganz anderen Qualität als Bayern“, sagte Jenz. Den Frankfurter Torjäger Randal Kolo Muani, der noch Chancen hat, die Torjägerkanone zu gewinnen, kennt er aus Frankreich. Am 23. Januar 2022 hatte er mit dem FC Lorient gegen Kolo Muanis FC Nantes mit 2:4 verloren – der Stürmer erzielte dabei ein Tor. „Ein sehr guter Spieler, sehr talentiert. Das wird spannend, ein guter Kampf. Aber man will sich immer mit den Besten messen“, sagte Jenz.
Schalke muss Jenz im Falle des Klassenerhalts kaufen
Doch kann er das auch in der kommenden Saison? Jenz’ Lage ist etwas verzwickt. Gerade erst ist er Vater geworden, wohnt in Düsseldorf, hat sich mit Teamkollegen bei den Königsblauen angefreundet. Er ist sehr angetan von Schalke 04, nach etlichen Wechseln in den vergangenen Jahren würde er gern heimisch werden. Doch so einfach gestaltet sich das nicht unbedingt. Schafft Schalke den Klassenerhalt, ist alles klar: S04 kauft Jenz für vier Millionen Euro von dessen Stammverein FC Lorient, Jenz’ Vertrag wäre bis Juni 2026 gültig. Doch wenn Schalke absteigt? Dann wäre Jenz kaum bezahlbar, zudem zu begehrt auf dem Transfermarkt. Dass er nicht weiß, bei welchem Klub er am 1. Juli – das ist in rund sieben Wochen – unter Vertrag steht, belastet ihn nicht, wie er sagt. „Mich belastet eher, dass wir die Klasse halten wollen. Das ist das Wichtigste“, so Jenz. Was aber dafür spricht, dass er seine Karriere professionell plant: Er wechselte seine Agentur, lässt sich nicht mehr von der kleinen Firma RDF Football beraten, sondern von Sports360 von Volker Struth – eine der bekanntesten Agenturen Deutschlands. „Ich will ein besseres Management haben, bessere Beratung“, lautete seine Begründung.
Seine Zukunft, sagte Jenz aber glaubhaft, sei nicht von vorrangiger Bedeutung: „Das kommt nach der Saison.“ Erst einmal zähle Frankfurt, die Stimmung werde „brutal“. Dass er in der Startelf steht, daran gibt es keine Zweifel. An seinen kleineren Fehlern kann er noch arbeiten. Bis Samstag stehen noch einige Trainingsspiele auf dem Plan.