Mainz. Mit viel Drama gewinnt Schalke in Mainz. Einige Dinge fielen dabei besonders auf. Auch, dass ein S04-Profi aktuell sogar zu viel will.

Auf der rund dreistündigen Busfahrt zurück nach Gelsenkirchen hatten die Profis von Schalke 04 etwas Zeit, das Erlebte vom Freitagabend zu verarbeiten. Doch mit Blick auf das, was sich in der MEWA-Arena zugetragen hat, dürfte das längst nicht genügen – vielleicht hat Trainer Thomas Reis seiner Mannschaft nach dem 3:2-Sieg gegen Mainz 05 auch aus diesem Grund zwei freie Tage gewährt.

„Das sind Momente, die ich sehr gern mit ins Bett nehme“, sagte Tom Krauß nach dem Spiel „Wenn ich dann da liege, denke ich: ‚Geil, dass ich für diesen Verein spiele.‘“ Doch, dass der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler nach diesem Drama gut schlafen konnte, ist fraglich. Zu viel ist in den 90 Minuten und der XXL-Nachspielzeit passiert. Diese Dinge sind in Mainz besonders aufgefallen.

01: Diese Emotionen sind bundesweit einmalig

Tom Krauß bejubelt sein Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 für Schalke
Tom Krauß bejubelt sein Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 für Schalke © firo

Ohne Drama geht es bei Schalke 04 scheinbar nicht. Beim 1:1 in Augsburg sicherte Marius Bülter den Königsblauen in der dritten Minute der Nachspielzeit einen Punkt, beim 2:1 gegen Bremen schoss Dominick Drexler sein Team in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum Sieg, in Mainz lief sogar schon die 102. Minute, als Bülter zum 3:2 traf. Ohne diese Last-Minute-Treffer wäre S04 schon fast abgestiegen – nun aber ist die Hoffnung zurück und die Chancen auf den Klassenerhalt werden immer besser.

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Die Bilder dieser Gefühls-Explosionen gleichen sich auf den ersten Blick, doch sind alle einmalig. Diese Freude, die auch in Mainz in den Gesichtern der S04-Fans zu sehen war, ist herzerwärmend. Was sich am Freitagabend in Mainz und in der vergangenen Woche in der Arena abspielte, sucht in der Bundesliga seinesgleichen. Selbst Lothar Matthäus als Weltmeister und einstigem Weltfußballer fehlen bei der Beschreibung der Schalker Emotionen regelmäßig die Worte.

02: Die Abwehr steht stabil – selbst über Moritz Jenz spricht niemand

Bislang war die defensive Stabilität von Schalke 04 in der Rückrunde vor allem mit einem Namen verknüpft: Moritz Jenz. In den ersten acht Bundesligaspielen des 24 Jahre alten Innenverteidigers blieb Schalke ohne Niederlage. Als der Winter-Zugang dann verletzt fehlte, hatte das Team wieder Probleme. Doch nach dem ersten Sieg ohne Jenz gegen Bremen (2:1) folgte in Mainz der zweite Erfolg in Serie ohne den Abwehr-Hünen.

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Und ein Schlüssel zum Sieg in Mainz war die stabile Defensive. Sepp van den Berg (bei seinem ersten Startelf-Einsatz seit Oktober) und Marcin Kaminski harmonierten in der Innenverteidigung und ließen das Fehlen von Moritz Jenz vergessen. Auch die Rückkehr von Rechtsverteidiger Cedric Brunner tat den Schalkern sichtlich gut. Der 29 Jahre alte Schweizer machte seine Seite dicht, ohne dabei groß aufzufallen. Aus dem Spiel heraus ließ S04 kaum eine Chance zu – beide Gegentore fielen nach Standardsituationen.

03: Sogar spielerisch hat Schalke zugelegt

Die pure Erleichterung: Schalkes Trainer Thomas Reis und Marius Bülter liegen sich in den Armen.
Die pure Erleichterung: Schalkes Trainer Thomas Reis und Marius Bülter liegen sich in den Armen. © firo

Für fußballerische Glanzlichter konnte S04 in der laufenden Saison kaum sorgen. Dass die Mannschaft von Trainer Thomas Reis mit 31 Toren noch immer die wenigsten Treffer aller Bundesligateams auf dem Konto hat, ist kein Zufall. Stärke der Schalker Mannschaft ist in der Rückrunde eher das aggressive Spiel gegen den Ball.

Aber: In Mainz bewiesen die Schalker, dass auch sie guten Kombinationsfußball spielen können. Bestes Beispiel dafür ist das Tor zum zwischenzeitlichen 2:1, als Tom Krauß, Kenan Karaman und Rodrigo Zalazar die Mainzer Defensive mit wenigen Pässen schwindlig spielten. Ein Ausrufezeichen hat auch Marius Bülter gesetzt, als er seinem Gegenspieler Andreas Hanche-Olsen mit drei Übersteigern die Beine verknotete und dann zum 1:0 einschoss.

04: Heißsporn Rodrigo Zalazar will zu viel

Agierte in Mainz etwas unglücklich: Rodrigo Zalazar.
Agierte in Mainz etwas unglücklich: Rodrigo Zalazar. © firo

Die Momente der Ekstase nach dem 3:2-Sieg in Mainz hat Rodrigo Zalazar sichtlich genossen. Beim Feiern mit den Fans ist der 23 Jahre alte Uruguayer in seinem Element – auch, weil er Schalke 04 in den vergangenen zwei Spielzeiten tief in sein Herz geschlossen hat. Auch die Anhänger lieben den offensiven Mittelfeldspieler, längst ist er ein Fan-Liebling.

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Doch Genie und Wahnsinn wechseln sich bei Zalazar immer wieder ab – auch in Mainz. Spielerisch hatte er einige gute Aktionen, etwa in der Entstehung des Tores zum 2:1, aber fehlerfrei agierte er nicht. Teilweise wirkt es, als wolle Heißsporn Zalazar zu viel. Aufgefallen ist das bei einer Grätsche ins Leere an der eigenen Eckfahne kurz vor der Pause oder bei seinem unnötigen Foul an Dominik Kohr (70.). Den anschließenden Freistoß versenkte Aaron zum 2:2 ins Tor.

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Die Absichten des Schalkers sind zweifelsfrei gut. Er will sich für sein Team in jeden Zweikampf werfen, doch trifft aktuell zu oft unglückliche Entscheidungen.