Mainz. Schalke führt zweimal beim FSV Mainz und kassiert jeweils den Ausgleich. Dann kommt in der Nachspielzeit der Elfmeterpfiff - und Bülter trifft.
Als Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck das leidenschaftliche Spiel zwischen Mainz 05 und Schalke 04 am Freitagabend abpfiff, sanken die Spieler jubelnd auf den Rasen des Stadions. Sie hatten über weite Strecken eine starke Auswärtsleistung gezeigt, waren aber bis weit in die Nachspielzeit nicht über ein 2:2 hinausgekommen. Es sah nach zwei verlorenen Punkten für die Schalker aus, die zweimal geführt und etliche Chancen vergeben hatten. Doch in der zwölften Minute der Nachspielzeit wurde Marius Bülter am Trikot gezogen. Er trat selbst zum Elfmeter an - und traf. 3:2! Es war der Befreiungsschlag im Abstiegskampf.
Es war von der ersten Sekunde an ganz viel anders als in den vorangegangen, schwachen Auswärtsspielen, als sich die Schalker teilweise wehrlos ergeben hatten. Diesmal stimmten Leidenschaft und Aggressivität, die Profis in Königsblau merkten schnell, dass sie im Gegensatz zu vielen anderen Partien der Saison keinen Temponachteil hatten.
Van den Berg symbolisch für Schalkes Leistung
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Und noch einer hatte Anteil an einer starken ersten Halbzeit: Trainer Thomas Reis hatte Sepp van den Berg für Maya Yoshida in die Innenverteidigung beordert – zuletzt hatte der 21 Jahre alte Niederländer vor rund sieben Monaten in der Startelf gestanden. Doch van den Berg stand diesmal symbolisch für Schalkes Leistung: Er spielte unaufgeregt, nicht nervös, hart, aber nicht unfair.
Lediglich in den beiden Strafräumen passierte vor 33.305 Zuschauern erst einmal nichts – in der Anfangsphase misslangen Schalke drei Ecken und zwei aussichtsreiche Konter. Die erste dicke Chance hatte sogar Mainz. Weil Schalkes Spieler in der 20. Minute einen Pfiff von Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck erwarteten, blieben viele stehen – der Pfiff ertönte nicht, der Angriff ging weiter, Karim Onisiwo schoss ins Eck, doch Torwart Alexander Schwolow parierte bravourös.
Erst nach dieser Szene spielten auch die Schalker schnörkelloser nach vorn – und in der 27. Minute fiel das Führungstor. Van den Berg hatte den Ball erobert, Rodrigo Zalazar spielte den Ball in den Lauf von Marius Bülter, Schalkes Top-Torjäger trickste die Mainzer Abwehr mit vielen Übersteigern im Ronaldo-Style aus und schoss ins lange Eck – 1:0, Bülters zehntes Saisontor. Kenan Karaman (35.) traf den Pfosten, Simon Terodde scheiterte an Torwart Robin Zentner (45.). Als Jöllenbeck zur Pause bat, feierten die mitgereisten Schalker euphorisch – sie hatten wieder einmal ein Auswärts- zu einem Heimspiel gemacht.
Und die zweite Hälfte begann für die Schalker ähnlich gut. In der 48. Minute schoss Rodrigo Zalazar aus 20 Metern Entfernung vorbei, vier Minuten später hatte Bülter, der Mann, der in der Rückrunde zuvor fast jede noch so kleine Chance genutzt hatte, die Vorentscheidung auf dem Fuß. Allein lief er auf das Mainzer Tor zu, scheiterte jedoch an Torwart Robin Zentner.
Auch ein 2:0 wäre zu dieser Zeit verdient gewesen, die Mainzer spielten nach der Pause zwar munterer, kamen aber nur durch Ecken in Schalkes Strafraum. In der 54. Minute fiel so aber das 1:1. Andreas Hanche-Olsen gewann nach einer Ecke das entscheidende Kopfballduell und verlängerte den Ball, Leandro Barreiro stand richtig – Tor. Bitter für die Schalker, die sich nun fünf Minuten lang in den eigenen Strafraum zurückzogen und schwierige Minuten überstehen mussten.
Sie benötigten sechs Minuten, um sich von diesem Gegentor zu erholen – und zauberten dann einen der schönsten Spielzüge der Saison auf den Rasen. Über Rodrigo Zalazar, Alex Kral und Kenan Karaman kam der Ball zu Mittelfeldspieler Tom Krauß, der den Ball aus kurzer Distanz über die Linie wuchtete und sofort in die Schalker Fankurve sprintete. 2:1 in der 60. Minute – noch eine halbe Stunde hatten die Königsblauen bis zum Big Point im Abstiegskampf zu überstehen. Doch es war erneut eine Standardsituation, die Schalke in Schockstarre versetzte. Aaron legte sich in der 70. Minute den Ball in der Nähe der Strafraumgrenze zurecht und schlenzte ihn in den Winkel – 2:2.
Es begann eine hitzige Schlussphase – und zwei Siegchancen hatten die Schalker noch: Der eingewechselte Sebastian Polter scheiterte aber an Torwart Zentner. Und Bülter vergab zunächst noch eine gute Chance in der Nachspielzeit. In der zwölften Minute der Zusatzzeit zog der Mainzer Anthony Caci am Trikot von Bülter. Der fiel schließlich, Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck sah sich die Szene am Monitor an und gab Elfmeter. Bülter behielt die Nerven. Eine unglaubliche Schlussphase.