Mainz. Mit einem Doppelpack sicherte Marius Bülter den 3:2-Sieg des FC Schalke 04 bei Mainz 05. Nach dem Spiel erhielt er sehr viel Lob.
Für Marius Bülter stand die Welt still, als die Spielzeit gerade die 100-Minuten-Grenze geknackt hatte. Der Torjäger des FC Schalke 04 hatte sich den Ball zum Elfmeter zurechtgelegt, 2:2 stand es im Spiel bei Mainz 05. Die Mainzer Fans pfiffen zwar in voller Lautstärke, die Schalker bangten mehr als dass sie anfeuerten, Bülter ließ kein Geräusch an sich heran. So viel hing an diesem Schuss - zwei Punkte mehr im Abstiegskampf, der vorübergehende Sprung auf den 14. Platz, eine beinahe endlose Jubelorgie. "Es gehört Courage dazu, da zu dem Elfmeter anzutreten", sagte Trainer Thomas Reis. "Ganz stark von Bülti, dass er da die Ruhe behält, wenn alle auf einen schauen in der Nachspielzeit", lobte Mitspieler Tom Krauß. Denn Bülter lief an, verlud Torwart Robin Zentner, schob den Ball nach 101 Spielminuten ins rechte Eck - 3:2 (1:0) für Schalke, welch eine Jubel-Explosion.
Schalke-Torjäger Bülter: "Der Druck ist nicht so gering"
Bülter rannte sofort in die Fankurve mit den Schalker Fans, jubelte - es war sein elftes Saisontor. Ein persönlicher Rekord, zudem war das Elfmetertor das späteste Tor der Bundesliga-Geschichte nach elf Minuten Nachspielzeit. "Jedem ist bewusst, um was es für uns geht. Wenn man in der Minute den Elfmeter reinmacht, dann ist der Druck nicht so gering - die Erleichterung aber größer", sagte Bülter.
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Der 30-Jährige sagte das nur wenige Minuten nach dem Abpfiff. Ganz ruhig. Er ist keiner für flotte Sprüche, er wirkte, als hätte er bei einem Kantersieg das letzte, unwichtige Tor erzielt. Dabei war dies bei weitem nicht die einzige Szene, in der er auffiel.
In der 26. Minute tauchte er zum ersten Mal auf, als er auf der linken Seite den Ball erhielt, in den Strafraum dribbelte und wie Cristiano Ronaldo in seinen besten Zeiten nach dreifachem Übersteiger seinen Gegenspieler austrickste. Mit einem Schuss ins lange Eck traf er zum 1:0. "Jedes Tor gibt mir Selbstvertrauen, die Leistung der Mannschaft gibt Selbstvertrauen. Wenn man einen Lauf hat, dann klappen auch mal Dinge, die sonst nicht klappen", sagte Bülter. Sein Trainer Reis formulierte das so: "Wir sind froh, dass er in einer sehr guten Verfassung ist. Er ist nicht immer ein Trainings-Weltmeister, da muss man immer ein wenig anschieben..."
Nach diesem Tor aber versagten Bülter zweimal die Nerven. In der 52. und 97. Minute stand er frei vor Robin Zentner, zweimal schoss er den Torwart an. Er verpasste dadurch zweimal die Entscheidung - es wäre das 2:0 oder 3:2 gewesen. "Dass man mal eine Chance vergibt, kommt vor, deshalb stecke ich nicht den Kopf in den Sand. Nicht nur ich, auch andere hatten gute Möglichkeiten", sagte Bülter - dass er das so locker formulierte, lag aber nicht nur am Happy End.
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Denn er selbst hatte den Elfmeter in der neunten Minute der Nachspielzeit herausgeholt. Nach einem Trikotzupfer von Anthony Caci im Anschluss an eine Flanke sank er auf den Rasen. "Ich habe gemerkt, dass er mich stark am Trikot gezogen hat. Ob das in der Situation hätte sein müssen, weiß ich nicht, ich glaube, ich wäre nicht an den Ball gekommen. Wenn ich die Bilder im Nachhinein sehe, war das Trikot schon ziemlich weit weg von mir. Ich finde, dass man den Elfmeter geben kann, vielleicht war er ein bisschen glücklich." Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck benötigte den Videobeweis, um Cacis Halten zu bemerken.
Bülter schnappte sich sofort den Ball - trotz der Fehlschüsse zuvor und der Fußball-Floskel, dass der Gefoulte nicht selbst antreten soll. "Ich war mir ganz sicher. Ich habe den Elfmeter so geschossen wie die anderen zuvor auch. Dieser Ablauf gibt mir Sicherheit", sagte er.
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Das wichtigste Tor seiner Karriere sei das nicht gewesen, sagte Bülter: "Sicherlich ein wichtiges, aber wir haben noch nichts erreicht." Und einen klitzekleinen Kritikpunkt hatte Reis noch: Bülter, der bereits vier Gelbe Karten gesehen hat, holte sich nicht die Fünfte ab, womit er zwar das Auswärtsspiel beim FC Bayern München verpasst hätte (13. Mai), im wichtigen Heimspiel gegen Frankfurt (20. Mai) aber sicher dabei gewesen wäre.
"Man könnte sagen, er hätte die Karte ziehen sollen, das ist aber nicht passiert", merkte Reis an. Schlecht sei das aber doch nicht, dass Bülter nun in München spielen kann. "Wir wollen in München versuchen, Punkte zu sammeln." Und selbst die großen Bayern werden vor Bülter Respekt haben. Acht Tore in der Rückrunde hat vom FCB kein Spieler hinbekommen.