Gelsenkirchen. Schalke trifft am Freitagabend in Mainz seinen ehemaligen Sportvorstand Christian Heidel wieder. Noch heute wird viel über Heidel diskutiert.

Zum ersten Mal seit seinem Abgang am 14. März 2019 trifft der FC Schalke 04 seinen ehemaligen Sportvorstand Christian Heidel wieder. Zwar gab es seit Heidels Rückkehr nach Mainz im Dezember 2020 zwei Aufeinandertreffen der beiden Klubs in Gelsenkirchen, aber beide Spiele - ein 0:0 im März 2021 und den 1:0-Sieg von S04 im November 2022 - besuchte Heidel nicht.

Doch wie viel Heidel steckt noch in Schalke rund vier Jahre nach seinem Abgang?

Früher auf Schalke, jetzt wieder in Mainz: Christian Heidel.
Früher auf Schalke, jetzt wieder in Mainz: Christian Heidel. © dpa

Die Antwort fällt leicht: nicht mehr viel. Die einzigen Spieler im Kader, die Heidel noch erlebt haben, sind die Torhüter Ralf Fährmann und Michael Langer. Lediglich einen Transfer wickelten die Klubs seit Heidels Rückkehr ab: Niklas Tauer kam im Januar 2022 auf Leihbasis. "Schalke 04 bietet ihm eine gute Perspektive auf höchstem Niveau", sagte Heidel. Freundliche Worte.

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Auch in der Geschäftsstelle und im Staff hat sich fast alles verändert. Mannschaftsarzt Dr. Patrick Ingelfinger ist der einzige, den Heidel geholt hatte, der noch für S04 arbeitet. Der Vorstand ist neu - Heidel hatte noch mit Alexander Jobst und Peter Peters zusammengearbeitet. Der Aufsichtsrat wurde von Clemens Tönnies geleitet, Cheftrainer war Domenico Tedesco. Selbst kleinere Positionen waren anders besetzt - Mediendirektor war zum Beispiel Thomas Spiegel und noch nicht Marc Siekmann.

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Und doch wird auf Schalke noch oft über Heidel geredet, wenn es darum geht, wer den Absturz in die Zweite Liga und den erschwerten Neuaufbau zu verantworten hat. Heidel hatte die sündhaft teuren Verträge zum Beispiel mit Sebastian Rudy abgeschlossen, der nicht nur eine hohe Ablöse kostete, sondern durch das üppige, auch in der Zweiten Liga gültige Gehalt Schalke bis zuletzt belastete, da Heidel eine Ratenzahlung vereinbart hatte. Auch Spieler wie Suat Serdar, Omar Mascarell, Nabil Bentaleb und Yevhen Konoplyanka kosteten zweistellige Millionensummen - große Leistungen gab es nur punktuell.

Da Schalke in Heidels letztem Jahr den Europapokal verpasste, konnten Nachfolger Jochen Schneider und Trainer David Wagner nicht im gewünschten Rahmen shoppen gehen, eine Gehaltsobergrenze war im Gespräch. Da viele Verträge auch nach dem Abstieg galten, musste Schalke einige Spieler entweder unter Wert verkaufen oder die Verträge mit hohen Abfindungen auflösen. Nicht nur das: Die Scouting-Abteilung musste Schalke nach Heidels Abgang komplett neu aufbauen.

Ex-Schalke-Boss Heidel: "Finde es mehr als weit hergeholt"

Heidel selbst hatte die Vorwürfe immer zurückgewiesen. Eurosport sagte er in einem Interview: "Im Februar 2019 habe ich mich aus vielerlei Gründen entschieden zu gehen. Ein Jahr nach meinem Weggang stand Schalke unter David Wagner auf einem Champions-League-Platz, alles war super. Erst dann begann dieser bis heute schwer nachvollziehbare Absturz. Viele Verantwortliche, vier Trainer und unzählige Spieler gingen und kamen. Zweieinhalb Jahre nach meiner Schalker Zeit stieg der Verein dann ab. Deswegen finde ich es mehr als weit hergeholt, wenn es Leute geben sollte, die sagen, das hat Heidel zu verantworten." In seine Zeit, betont Heidel stets, fielen eine Vizemeisterschaft (2017/18), der Einzug ins Europa-League-Viertelfinale (2016/17) und ins Champions-League-Achtelfinale (2018/2019) sowie stets der Einzug mindestens ins Viertelfinale des DFB-Pokals.

Klar ist auch: Allein verantwortlich ist Heidel nicht für den Absturz. Die Corona-Pandemie erschwerte durch die Geisterspiele die finanzielle Situation. Eine hohe Trefferquote bei Zugängen und der Trainer-Auswahl hatte auch Nachfolger Schneider nicht. Zum Beispiel: Wer weiß, ob Schalke abgestiegen wäre, hätte Schneider David Wagner schon in der Sommerpause 2020 freigestellt oder nicht Christian Gross im Dezember 2020 eingestellt. Auch die Frage, ob Schalke mit Fans im Stadion abgestiegen wäre, stellt sich in diesen Wochen oft. Die Unterstützung der Schalker ist enorm.

Das wird auch in Mainz so sein, am Freitagabend, bei diesem pikanten Wiedersehen.