Gelsenkirchen. . Auf Schalke hat Niklas Tauer einen schweren Stand – nun geht es für ihn gegen seinen Heimatklub. S04 kann er mit wertvollen Tipps helfen.
Als Thomas Reis über Niklas Tauer spricht, stockt der Trainer von Schalke 04. Beinahe wäre ihm auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei Mainz 05 an diesem Freitag (20.30 Uhr/DAZN) herausgerutscht, dass Schalke mit dem Transfer des 22 Jahre alten Mittelfeldspielers danebenlag – doch Reis schaffte es noch, seinen Satz umzubauen und die Formulierung abzufedern.
Trotzdem ist es kein Geheimnis, dass der Winter-Wechsel von Tauer zu Schalke 04 bislang keine Erfolgsgeschichte ist. Noch immer wartet die Leihgabe von Mainz 05 auf seinen ersten Einsatz für Schalke. Auch, weil sein Start bei den Gelsenkirchenern denkbar ungünstig war: Noch im Januar, wenige Tage nach der Verpflichtung, zog sich Tauer einen Muskelfaserriss zu und fehlte wochenlang.
Schalke-Trainer Thomas Reis leidet mit Niklas Tauer
„Ich bin mit großer Euphorie zu Schalke gekommen und dementsprechend bitter war die Verletzung“, erzählt Tauer nun der WAZ. Das Abenteuer Schalke 04 hatte sich der gebürtige Mainzer zweifelsfrei ganz anders vorgestellt. Doch aufgegeben hat der U21-Nationalspieler nicht. Nach seiner Verletzung hat er sich zurückgekämpft und es zumindest fünfmal in den Spieltagskader geschafft. Dass es trotzdem nicht zu einem Einsatz in der Bundesliga gereicht hat, macht seinen Trainer Thomas Reis fast schon betroffen. „In den letzten Wochen tat es mir ein bisschen leid, weil Niklas am einen oder anderen Spieler vorbeigezogen ist“, sagt der Coach. Zeitweise hat Tauer etwa Eder Balanta (30) aus dem Kader verdrängt. Bei der 0:4-Niederlage in Freiburg sollte die Leihgabe aus Mainz auch eingewechselt werden, wie Reis verrät. Doch da das Trainerteam im Breisgau die fünfte Gelbe Karte von Marius Bülter verhindern wollte, kam in der Schlussphase nicht Tauer, sondern Rodrigo Zalazar. „Da war eigentlich vorgesehen, dass Niklas Tauer Einsatzzeit bekommt.“
Nach dem Freiburg-Spiel wurde der defensive Mittelfeldspieler erneut von „kleinen Zipperlein“ zurückgeworfen, wie Reis erklärt. Doch vor dem Duell mit seinem Heimatverein Mainz 05 ist Tauer fit – und eine Option für den Kader. Ob dort allerdings auch Platz für den 22-Jährigen ist, ist fraglich, schließlich kehren auch Cedric Brunner (29) und Tim Skarke (26) ins Aufgebot zurück.
Schalke-Profi Niklas Tauer ist ein waschechter Mainzer
"Tausch" mit Florian Flick
Als Reaktion auf den Leih-Abgang von Florian Flick (23) zum 1. FC Nürnberg im Januar wurde Niklas Tauer aus Mainz ausgeliehen. Und für Flick läuft es in Franken deutlich besser als für Tauer.
Beim Club ist Flick Stammspieler und Leistungsträger im defensiven Mittelfeld. In zwölf von 13 möglichen Spielen seit seiner Verpflichtung stand er in der Anfangsformation. „Für Flo Flick war der Tausch definitiv sinnvoll“, lobt auch S04-Trainer Thomas Reis. „Es war der richtige Zeitpunkt, ihm die Gelegenheit zu geben, in Nürnberg Spielpraxis zu sammeln, mitzuhelfen, Nürnberg zum Klassenerhalt zu führen.“
Doch schon aus emotionaler Sicht wäre es für Niklas Tauer ein harter Schlag, wenn er an diesem Freitag nicht im Kader steht – denn er ist Mainzer durch und durch. Tauer wurde in Mainz geboren und hat sämtliche Jugendmannschaften der Nullfünfer durchlaufen, ist dort Profi geworden. „Es ist für mich ein besonderes Spiel“, sagt er. „Ich freue mich, viele Leute wiederzusehen.“ Weil er nun erstmals gegen Mainz 05 spielen könnte, musste er sich in den vergangenen Tagen und Wochen schon den einen oder anderen Spruch aus seinem Umfeld anhören. Noch immer ist Tauer eng mit seinen Mainzer Kollegen in Kontakt. „Es kommen regelmäßig Nachfragen von ehemaligen Mitspielern und Verantwortlichen, die wissen wollen, wie es mir geht“, erklärt er.
Fragen bekam er in den zurückliegenden Tagen sicher auch in Gelsenkirchen einige gestellt – denn als Leihspieler kennt er den kommenden Schalker Gegner fast auswendig.
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Den einen oder anderen Ratschlag für seine Schalker Kollegen hat Tauer da sicher parat, schließlich kennt er fast die komplette Mainzer Mannschaft und hat zwei Jahre unter Bo Svensson trainiert. Thomas Reis ist aber bislang noch nicht auf ihn zugekommen, um sich Tipps in der Spielvorbereitung zu holen. Als er von der WAZ nach den Stärken der Mainzer gefragt wird, warnt Tauer vor dem guten Spiel der Nullfünfer gegen den Ball und dem schnellen Umschalten. Immer wieder spricht er auch von dem klaren Plan, den Trainer Svensson den Mainzer Spielern mitgibt: „Er vermittelt den Spielern sehr gut, was er möchte. Die Mannschaft kann auf diese Weise jedem Gegner Schwierigkeiten bereiten. Das haben die vergangenen Wochen gezeigt.“ Bestes Beispiel dafür ist der 3:1-Sieg gegen den FC Bayern im vergangenen Heimspiel – schon dieses Ergebnis zeigt, wie schwer es an diesem Freitag für Schalke 04 werden wird.
Schalke will in Mainz nachlegen
Abschenken darf Schalke das Auswärtsspiel beim drittbesten Team der Bundesliga-Rückrunde trotzdem nicht, denn im Kampf um den Klassenerhalt zählt für Königsblau jeder Punkt. Zumindest die Tatsache, dass Schalke am vergangenen Wochenende gegen Werder Bremen (2:1) erstmals in der laufenden Saison nach Pausenrückstand noch gewinnen konnte, macht Mut, dass auch in Mainz eine Überraschung möglich ist. „Wir haben gegen Bremen gezeigt, wie es geht und wollen jetzt in Mainz nachlegen“, sagt Tauer, der sich für die restliche Saison nur eines noch sehnlicher wünscht als seinen ersten Einsatz für S04: den Klassenerhalt