Gelsenkirchen. Maya Yoshida gehört zu den erfahrensten Profis des FC Schalke 04. Vor dem Mainz-Spiel am Freitag gibt er einen Einblick in sein Seelenleben.
Diese Momente, diese Atmosphäre, diese Lautstärke am Samstagabend war beim FC Schalke 04 selbst für die erfahrensten Profi etwas ganz Besonderes. Maya Yoshida, 34 Jahre alter Abwehrchef, holte seine siebenjährige Tochter nach dem 2:1-Last-Second-Erfolg über Werder Bremen auf den Rasen, zum ersten Mal, seit er bei den Königsblauen spielt. "Das letzte Mal hat sie nach einem Spiel den Rasen betreten, als ich mit Japan bei der Weltmeisterschaft gegen Kroatien ausgeschieden bin - diesmal war der Anlass etwas positiver", sagte Yoshida in einer Medienrunde und schmunzelte danach.
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In den Niederlanden, England und Italien hat Yoshida gespielt, dazu 127 Länderspiele für Japan bestritten, viele davon als Mannschaftskapitän, Schalke ist für ihn auf der Zielgerade seiner Karriere doch eine ganz spezielle Station, obwohl er erst 28 Bundesligaspiele für S04 bestritten hat. Die Bilder des Bremen-Jubels, als die Mannschaft minutenlang Arm im Arm vor der Nordkurve stand, hat er sich genau angesehen. "Auf den Bildern sehe ich richtig alt aus", sagte er dazu mit einem sympathischen Lächeln. Aber dann fand er einige persönliche Worte - bezogen auf seine Vertragssituation. Denn nur wenn Schalke die Klasse hält, bleibt er in Gelsenkirchen. "Wenn wir unser Ziel nicht erreichen und ich die Möglichkeit verpasse, in einem Klub wie diesem zu spielen, werde ich so eine Atmosphäre in den nächsten Jahren nicht wieder erleben", sagte Yoshida nachdenklich und ergänzte: "Ich möchte diese Emotionen nicht verlieren. Es ist wichtig für den Klub, für die Fans, in der Bundesliga zu bleiben. Aber auch für meine Familie. Es ist hart, jedes Jahr in einem neuen Klub, einem neuen Land, einem neuen Haus zu leben. Wir sind bereit, uns niederzulassen. Meine Tochter geht in Düsseldorf zur Schule, sie beginnt die Situation zu verstehen."
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Um das Ziel zu erreichen, hörte Yoshida nicht auf Mannschaftsarzt Dr. Patrick Ingelfinger. Vor drei Wochen hatte er sich einen Muskelfaserriss zugezogen, hatte deshalb zwei Spiele verpasst. Kurz vor dem Bremen-Spiel kehrte er ins Mannschaftstraining zurück. "Der Arzt hat mir gesagt, dass es vielleicht zu früh ist, zurückzukehren. Es würde das Risiko einer erneuten Verletzung geben. Ich habe dieses Risiko auf mich genommen", sagte er. Yoshida hatte gegen Bremen gute und schlechte Momente. Ein guter: In der sechsten Minute blockte er einen Schuss des Bremers Leonardo Bittencourt im letzten Moment. Ein schlechter: Beim Stand von 1:1 vertändelte er in der Nachspielzeit den Ball im Strafraum. Dominick Drexler verhinderte mit einer Rettungstat ein Gegentor - und traf im Gegenzug zum 2:1-Sieg.
Eine Szene, über die Yoshida viel nachgedacht hat. "Danke an Domme. Ich hätte fast alle in die Hölle gebracht in der letzten Minute", erklärte er und lieferte die Begründung für sein riskantes Dribbling im eigenen Strafraum: "Ich habe in den letzten zehn Spielminuten meinen linken Oberschenkel gespürt und wollte deshalb keine langen Bälle mehr spielen. So ist es passiert. Ich hatte ganz viel Glück, um ehrlich zu sein."
Schalke tritt am Freitag beim FSV Mainz 05 an
Ein bisschen Glück, aber auch viel Können wird nötig sein, damit die Schalker im Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) bestehen. Die Auswärtsbilanz ist ein Desaster - von den vergangenen 42 Bundesliga-Partien auf gegnerischen Plätzen gewann Schalke nur eins - das beim VfL Bochum im März (2:0). "Die Auswärtsspiele waren bisher der schwierigste Teil der Saison für uns. Wir müssen uns verbessern - inklusive meiner Person. Auf uns wartet nun ein hartes Spiel", so Yoshida. Das Rezept für einen möglichen Sieg?
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Yoshida nennt dieses: "Wir können in den verbleibenden vier Spielen nichts Grundsätzliches mehr ändern, dafür aber Details, damit sich eine Leistung wie in der ersten Halbzeit gegen Bremen nicht wiederholt. Wir brauchen Teamgeist, Aufopferung, müssen eine Einheit sein - Staff, Fans, Spieler." Viel Kommunikation sei nötig, vor allem mit seinem Partner in der Innenverteidigung. Yoshida hatte bereits Malick Thiaw, Sepp van den Berg, Henning Matriciani, Leo Greiml und Moritz Jenz - Marcin Kaminski ist der sechste. "Er ist sehr erfahren, das macht es etwas einfacher", sagte Yoshida.
Kaminski und Yoshida - zwei erfahrene Innenverteidiger, zwei Familienväter mit ungewisser Zukunft. Wenigstens Yoshida würde in einer Woche erneut gemeinsam mit seiner Tochter einen Sieg feiern: "Nach dem Frankfurt-Spiel hole ich sie vielleicht wieder auf den Rasen."