Gelsenkirchen. Schalke will seinen Leistungsträger mit emotionalen Argumenten halten. Ob das gelingt, ist sehr fraglich. Das Geld lockt woanders. Ein Kommentar.
Am Montagabend öffnete Alex Kral den Kurznachrichtendienst Twitter und kommentierte ein Video, das die Medienabteilung des FC Schalke 04 gepostet hatte. Es zeigte 1000 Fans beim Training, Kral schrieb: „Ich bin sprachlos.“ Daneben setzte er zwei Emojis: ein blaues und ein weißes Herz. Tja, aber im Profifußball gibt es nur wenig Platz für Romantik wie diese – und nur wenige Tage später erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass Kral auch in der kommenden Saison für Schalke spielt. Krals Vertrag endet am 30. Juni. Die Nachricht vom bevorstehenden Abgang kommt für die Schalker zu einem ungünstigen Zeitpunkt.
Denn sie richten ihre Konzentration ganz auf das nächste Spiel in Mainz am Freitagabend. Sie bemühen sich darum, endlich auch auswärts zu überzeugen. Nebengeräusche wie ein möglicher Kral-Abgang stören in der Vorbereitung.
Mit Geld und Pokalen kann Schalke nicht mehr locken
Doch nicht nur das: Sie zeigen dem Klub schmerzhaft, dass er bei allem Fokus auf den Abstiegskampf Spielern mit internationalen Ambitionen wenig Perspektive bietet. Kral ist 24 Jahre jung, tschechischer Nationalspieler, hat schon in vier Ländern gespielt. Einer wie er möchte im Europapokal dabei sein – das aber wird bei den finanziell angeschlagenen Schalkern erst einmal nicht drin sein. Schalke kann, selbst im Falle des Klassenerhalts, ehrgeizigen Profis aktuell eher emotionale Argumente bieten – ein schönes Stadion, tolle Fans zu Hause und auswärts, eine fußballverrückte Region. Das große Geld aber gibt es nicht mehr zu verdienen auf Schalke. Und Pokale sind auch erst einmal nicht in Sicht.
Die Zeiten teurer Verpflichtungen sind bei S04 eben vorbei – eine Zukunft als Ausbildungsverein wahrscheinlicher. Nur eins wird sich wohl nie ändern: 1000 Fans beim Training bei Sommerwetter.