Gelsenkirchen. . Ausgerechnet Sepp van den Berg bringt Schalke gegen Bremen auf Siegkurs. Was er zu seinem Tor, seiner Leidenszeit und den Fans sagt.
Mit einem Dauergrinsen beantwortet Sepp van den Berg am Samstagabend die Fragen der WAZ. Im Gespräch ist dem 21 Jahre alten Verteidiger ist deutlich anzusehen, dass er noch gar nicht realisieren kann, was sich im Bundesligaspiel zwischen Schalke 04 und Werder Bremen wenige Minuten zuvor passiert ist. Denn nach über sechs Monaten Verletzungspause gab der Niederländer sein Comeback – und erzielte kurz nach seiner Einwechslung das 1:1 (81.). Dass die Königsblauen in der Schlussminute tatsächlich noch den 2:1-Siegtreffer erzielen konnten, machte das Bilderbuch-Comeback von van den Berg perfekt. „Ein Märchen“, sagt Trainer Thomas Reis.
Der Niederländer selbst erklärt: „Gerade ist so viel los in meinem Kopf, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es ist so toll, wieder dabei zu sein, endlich wieder zu spielen und sogar ein Tor zu schießen. Es ist wie ein Traum. Ich bin unglaublich glücklich, dass es tatsächlich passiert.“
Denn viel zu jubeln hatte die Leihgabe des FC Liverpool in den vergangenen Monaten nicht. In seinem vierten Einsatz für Schalke verletzte sich van den Berg Anfang Oktober am Sprunggelenk. Mehrere Bänder waren gerissen. Van den Berg musste operiert werden und fehlte den Gelsenkirchenern eine gefühlte Ewigkeit. „Es war bisher eine bittere Saison“, gibt der 21-Jährige zu. „So hatte ich mir das hier natürlich nicht vorgestellt.“ Plan des niederländischen Junioren-Nationalspielers war es eigentlich, sich in der Bundesliga einen Namen zu machen, um sich für seinen Stammverein FC Liverpool zu empfehlen – das gelang ihm bisher nicht.
Schalke-Profi van den Berg: "Das war das wichtigste Tor meiner Karriere"
Am Samstagabend sorgt er endlich für positive Schlagzeilen. Im Trikot der Königsblauen erlebt der Innenverteidiger Momente, die er in seinem Leben wohl niemals vergessen wird. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt van den Berg völlig ungläubig über die Gefühlsexplosion in der Arena nach seinem Tor. „Alle sind ausgerastet, es war die pure Freude. Diese Emotionen sind kaum in Worte zu fassen.“ Da dieses 1:1 gegen Bremen erst das dritte Tor in van den Bergs Profilaufbahn war, wusste er gar nicht, wie er jubeln soll, verrät er mit einem herzhaften Lachen. „Das war auf jeden Fall das wichtigste Tor meiner bisherigen Karriere.“
Möglich gemacht haben die Aufholjagd der Schalker, die durch die Tore von van den Berg und Dominick Drexler (90.+1) gekrönt wurde, auch die Fans, wie der Niederländer erklärt. „Diese Fans sind in den Heimspielen wie ein zusätzlicher Spieler auf dem Feld – gerade in der zweiten Halbzeit standen sie hinter uns und wir hatten diesen Energie-Boost“, sagt van den Berg. Der Sieg sei schon wegen dieser guten Moral verdient.
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Auf dem Papier bringt auch dieser Sieg gegen Werder nur drei Punkte – doch für die Köpfe der zuletzt verunsicherten Schalker Mannschaft ist das 2:1 vielleicht sogar noch mehr wert. Denn dieser Kraftakt in der Schlussphase hat bei den Königsblauen den Glauben zurückgebracht, dass der Klassenerhalt doch noch geschafft werden kann – das gilt gleichermaßen für die Profis als auch für die vielen Fans. Und auch van den Berg ist sicher, dass Schalke 04 auch in der kommenden Saison ein Bundesligist ist. Als er nach den Chancen auf den Klassenerhalt gefragt wird, sagt er, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern: „Klar, wir können es schaffen. Auch die großen Teams lassen Punkte liegen. Wenn wir uns an unseren Plan halten, sind wir eine richtig gute Mannschaft.“
Schalke: Van den Berg gegen Mainz Startelf-Kandidat
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Und verstärkt werden könnte die Schalker Mannschaft womöglich schon am Freitag – im Auswärtsspiel bei Mainz 05 (20.30 Uhr/DAZN) – mit Sepp van den Berg in der Startelf. Trainer Reis öffnet dem Niederländer in jedem Fall die Tür: „Noch ist er zwar nicht bei 100 Prozent, aber er kann eine riesige Qualität haben, wenn er fit ist. Er ist kopfballstark, hat ein gutes Tempo und alle Voraussetzungen.“
Fest steht: Van den Berg selbst brennt auf die letzten vier Bundesligaspiele – und an Selbstvertrauen mangelt es dem Niederländer nach seinem märchenhaften Comeback nicht.