Gelsenkirchen. . Vor dem Freiburg-Spiel hat Schalke mit Verletzungen zu kämpfen. Für einige Spieler aus der zweiten Reihe ist das die große Chance, sich zu zeigen
Es gibt Aussagen, die altern im schnelllebigen Profi-Fußball schlecht, sehr schlecht sogar. Das musste zuletzt auch Thomas Reis, der Trainer des FC Schalke 04, feststellen. Denn noch vor knapp einer Woche schwärmte Reis von der Personalfülle auf dem Trainingsplatz. Endlich könne er wieder Entscheidungen treffen, sagte er.
Doch jetzt – wenige Tage vor dem Auswärtsspiel beim SC Freiburg (Sonntag, 15.30 Uhr/DAZN) – ist die Situation bei den Königsblauen schon wieder eine komplett andere. Während des 5:2-Sieges gegen Hertha BSC am Freitag haben sich in Tim Skarke (Fleischwunde am Sprunggelenk), Ralf Fährmann (Adduktorenverletzung) und Cedric Brunner (Schulterverletzung) gleich drei Spieler verletzt. In Maya Yoshida (Muskelfaserriss) musste sich schon vor dem Spiel ein weiterer Profi abmelden. Für Reis heißt das: Vier potenzielle Stammspieler fallen für die Partie im Breisgau aus.
Schalke: Besonderes Spiel für Alexander Schwolow
Für die Schalker, die als Vorletzter der Tabelle in der Bundesliga um jeden Punkt kämpfen müssen, ist das eine extrem undankbare Situation. Doch zumindest das Spiel gegen die Berliner hat Hoffnung gemacht – denn auch die zweite Reihe hat funktioniert. Da wäre etwa Marcin Kaminski. Der polnische Innenverteidiger rückte am Freitag für Yoshida in die Startelf, spielte stark und krönte seine gute Leistung sogar noch mit einem Freistoß-Tor in der Schlussminute.
Dabei blickt er auf eine wahre Seuchen-Saison zurück. Nachdem der 31-Jährige in der zurückliegenden Zweitliga-Spielzeit noch gesetzt war, schaffte er es 2022/23 vor dem Hertha-Spiel erst einmal in die Schalker Startelf. Eine Operation am Unterschenkel und eine Krankheit setzten den Linksfuß lange außer Gefecht. Doch als er am Freitag gefordert war, war er zur Stelle – und hat stichhaltige Argumente für weitere Einsätze geliefert. Schon in Freiburg dürfte er wieder eine Option sein.
Im Breisgau sicher in der Startelf stehen wird Alexander Schwolow – und das ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub SC Freiburg, bei dem er seine größten Erfolge gefeiert hat. Dass Schwolow den verletzten Fährmann im Tor ersetzen wird, ist sicher. Und die nötige Erfahrung, um ein solch wichtiges Spiel zu bestreiten, hat er zweifelsfrei. 194 Bundesligaspiele hat der 30-Jährige bereits in seiner Vita stehen – 18 davon für die Schalker. Doch viel Sicherheit hat die Leihgabe von Hertha BSC im S04-Dress nur selten ausgestrahlt, weshalb Trainer Thomas Reis Schwolow zu Beginn der Rückrunde aus dem Tor nahm.
Schalke-Kapitän Danny Latza plötzlich wieder im Rampenlicht
Mental war diese Degradierung definitiv ein harter Schlag für den Torwart. Ob er sich davon wirklich erholt hat, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Aber: Der erste Eindruck war positiv. Bei seinem Comeback gegen Hertha BSC blieb Schwolow fehlerfrei. Auch Trainer Thomas Reis stärkt dem Schlussmann den Rücken und glaubt an dessen Nervenstärke. „Ich bin froh, dass er im Training nie aufgegeben hat“, sagt Reis.
Plötzlich im Rampenlicht steht auch wieder Danny Latza. Der Kapitän, der in der bisherigen Saison nur eine Nebenrolle gespielt hat, startete gegen Herta und lieferte eine gute Leistung ab. Auch gegen den SCF hat er seinen Platz in der ersten Elf fast sicher, da Tom Krauß wegen einer Gelbsperre zum Zuschauen verdammt ist. „Ich habe dem Trainer immer gesagt: Braucht er mich, bin ich bereit“, sagte Latza der WAZ – und gegen die Berliner und deren Mittelfeld-Antreiber Kevin-Prince Boateng hielt Latza Wort und war da.
Schalke: Jere Uronen spielt um seine Zukunft
Gleiches gilt auch für Kenan Karaman. Der 28 Jahre alte Offensivspieler kam gegen Hertha zur Pause für den verletzten Tim Skarke und bereitete das 3:1 durch Simon Terodde mit einem guten Sololauf vor. Damit zeigte Karaman erneut: Er kann für Impulse im Schalker Spiel sorgen. Gelungen ist ihm das auch im Derby gegen den BVB, als er per Kopf zum 2:2 traf. Ähnliches dürfte sich Karaman auch für das Spiel in Freiburg vorgenommen haben.
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Ankommen wird es am Sonntag auch auf die Außenverteidiger – denn Cedric Brunner muss ersetzt werden. Doch wie? Als mögliche Alternativen stünden Mehmet Aydin und Jere Uronen bereit. Der türkische Nationalspieler Aydin könnte Brunner rechts hinten eins zu eins ersetzen, für Uronen müsste Reis die Kette ein bisschen umbauen und Henning Matriciani von links nach rechts schieben – genau das machte er allerdings auch gegen die Berliner, als Uronen für Brunner eingewechselt wurde.
Gut möglich, dass der Finne am Sonntag sogar in der Startelf stehen wird, denn er ist im Vergleich zu Aydin die etwas defensivere Wahl. Spannend sind die kommenden Spiele für Uronen sogar in doppelter Hinsicht, denn der 28-Jährige spielt um seine Zukunft. Derzeit ist er nur von Stade Brest nach Gelsenkirchen ausgeliehen – inklusive Kaufoption. Mit guten Leistungen im Saisonendspurt könnte er sich demnach für eine Weiterverpflichtung empfehlen oder sich bei anderen Klubs in den Fokus spielen.