Sinsheim. Schalke 04 verliert mit 0:2 (0:1) in Hoffenheim und stürzt auf den letzten Platz. Am Tag nach der Pleite spricht Sportvorstand Peter Knäbel.
Es war gegen drei Uhr in der Nacht von Sonntag auf Montag, als der Mannschaftsbus des FC Schalke 04 nach Gelsenkirchen erreichte. Rund vier Stunden hatten die S04-Profis Zeit, das zu verarbeiten, was am Abend in Sinsheim passiert war – auf der einen Seite die euphorische Unterstützung der rund 10.000 mitgereisten Fans, und auf der anderen Seite die bittere 0:2 (0:1)-Niederlage bei der TSG Hoffenheim. Schalke ist wieder Letzter.
Mit im Mannschaftsbus saß Sportvorstand Peter Knäbel, er hatte das in Sinsheim spontan entschieden und nach dem Spiel auf Interviews verzichtet. „Es ging mir um das Zeichen nach innen. Du kannst nicht zur Tagesordnung übergehen und dieses Spiel so stehen lassen“, sagte Knäbel dieser Zeitung am Tag danach. „Hoffenheim hat mehr in das Spiel investiert als wir, das darf uns nicht noch einmal passieren.“ Trainer Thomas Reis formulierte das ähnlich, war wütend, enttäuscht. „Die erste Halbzeit war eines Abstiegskampfes nicht würdig“, sagte er. Hoffenheim siegte durch ein Eigentor von Alex Kral (22.) und einen von Ihlas Bebou verwandelten Foulelfmeter (69.) – nur Torwart Ralf Fährmann war es zu verdanken, dass es beim 0:2 blieb.
Schalke vermisst Moritz Jenz
Es gab deshalb viele unangenehme Themen, die Reis und Knäbel im Bus diskutierten – zum Beispiel, warum die Schalker Mannschaft, die im Februar und März achtmal in Folge unbesiegt geblieben war, jetzt wieder spielt wie ein Absteiger. Viel zu tun hat das mit Innenverteidiger Moritz Jenz, der seit drei Wochen fehlt. „Es gibt Spieler, die können andere besser machen, Moritz gehört dazu. Er wird vermisst, aber wir müssen auch ohne ihn erfolgreich sein“, sagte Knäbel. Diejenigen, die Jenz vertreten, können ihn nicht gleichwertig ersetzen. Für Thomas Ouwejan kam beispielweise in Hoffenheim nach 36 Minuten das Aus – Auswechslung. „Taktische Gründe. Ich habe die Körperlichkeit vermisst“, brummte Trainer Reis.
Knäbel weist Kritik an Schalker Ärzten zurück
Ein großes Thema ist – nicht nur wegen Jenz – die lange Verletztenliste. Acht Profis fehlten zum Beispiel am Sonntag, eine nicht ungewöhnliche Zahl. Kritik an Ärzten und Athletiktrainern wies Knäbel energisch zurück. „Ja, wir haben Verletzte. Und wir beschäftigen uns fast jeden Tag damit, wie wir die Wahrscheinlichkeit, dass sich Spieler verletzen, möglichst reduzieren können. Die Fragen zu einzelnen Spielern kann man aber nicht pauschal beantworten, sondern muss man von Fall zu Fall bewerten. Fakt ist: Die Fachkompetenz unserer Ärzte und Athletiktrainer ist sehr gut.“
Doch das Tagesgeschäft allein beschäftigt Knäbel nicht – steigt Schalke ab, beginnt in rund zwei Monaten die Vorbereitung auf die Zweitliga-Saison. Vorbereitung, Trainingslager, Kader – all das müsste weitgehend dann stehen. Dass Schalke schon jetzt Verpflichtungen verkündet wie noch vor zwei Jahren, als Danny Latza und Simon Terodde unterschrieben, während die Saison noch lief, ist nicht geplant. „Ich sehe die Situation differenzierter als vor zwei Jahren. Wir haben ein ganz anderes Fundament an Spielern. Wir haben nicht den massiven Umbruch. Danny und Simon sollten damals Hoffnung und eine Fantasie auf das geben, was Schalke plant. Das ist uns damals gelungen“, sagte Knäbel.
Mehr News und Hintergründe zu Schalke 04:
- Schalke: Thomas Reis kündigt "Tacheles" an - Knäbel-Sitzung im Bus
- Schalke-Torwart Ralf Fährmann spricht von Finale gegen Hertha
- Schalke: Nur ein Spieler mit Normalform - sieben Mal Note Fünf!
- Über 10.000 Schalke-Fans machen Party bei der TSG Hoffenheim
- Aufgepasst Schalke und VfL: So liefen die vergangenen Abstiegskämpfe
Einzelne Punkte aber verriet Knäbel schon: „Die Kaderplanung wird vorsehen, dass wir vier jungen Spielern aus der Knappenschmiede Kaderplätze geben, um sie sukzessive heranzuführen. Wir haben wirklich spannende Profile.“ Er meint damit zum Beispiel Keke Topp, Mattes Hansen und Assan Ouedraogo aus der U19 und und Taylan Bulut aus der U17. Knäbel selbst schaute sich gestern an, wie Schalkes U17 im Parkstadion das Halbfinale um die Deutsche Meisterstand bestritt.
Auch interessant
Erste Liga? Zweite Liga? Noch sieben Spiele bleiben Schalke, um doch noch mindestens den Relegationsplatz zu erreichen, am Freitag kommt der Vorletzte Hertha BSC nach Gelsenkirchen (20.30 Uhr/DAZN). „Das Trainerteam macht mir Hoffnung. Ich schätze den natürlichen Umgang sowie die nachvollziehbare und klare Konsequenz im Handeln des Trainers. Wir haben schon gezeigt, dass wir aus schweren Niederlagen lernen können. Und ich bin mir sicher: Das wird richtig scheppern am Freitagabend gegen Hertha. Jeder einzelne Spieler ist jetzt gefordert“, sagt Knäbel.
Er selbst wird Entlastung bekommen, egal wie die Saison ausgeht. Einen Nachfolger für den im Oktober zurückgetreten Rouven Schröder wird es geben. „Wir werden das Team Kaderplanung auf jeden Fall um eine Person erweitern“, sagt Knäbel. Das steht aber nicht erst seit dem trüben Ostersonntag in Sinsheim fest.