Sinsheim. Nach der 0:2-Niederlage bei der TSG Hoffenheim herrscht bei Schalke 04 Redebedarf. Trainer Thomas Reis sparte nicht mit Kritik an seinen Profis.
Es ist üblich im Profifußball, dass sich nach einem Spiel, wie auch immer es ausgegangen ist, ein Verantwortlicher in der Mixed Zone stellt. Beim FC Schalke 04 war die Enttäuschung nach der 0:2 (0:1)-Niederlage im Bundesliga-Kellerduell bei der TSG Hoffenheim so groß, dass sich Sportvorstand Peter Knäbel entschuldigen ließ.
Schalke-Trainer Thomas Reis holt zum Rundumschlag aus
Mit dem Mannschaftsbus wolle Knäbel nach diesem gebrauchten Abend nach Gelsenkirchen zurückfahren, ließen die Königsblauen verlauten, bevor er sich äußert, möchte er eine Nacht schlafen. Einer, der nach dem Spiel redete und dabei sehr deutlich wurde, war Trainer Thomas Reis. "Ich glaube, dass es nicht viele Spieler gibt, die über sich selbst sagen können, 100 Prozent gegeben zu haben. Wir werden alles auf den Prüfstand stellen. Da wird Tacheles geredet", kündigte Reis an. Schalke fiel durch die zweite Niederlage in Folge auf den letzten Tabellenplatz zurück - und die Sturm-Schwäche scheint zurückgekehrt zu sein. In den vergangenen drei Partien gelang S04 nur ein Elfmetertor.
In Hoffenheim, und das betonte Reis mehrfach, missfiel ihm vor allem die schlechte Vorstellung in der ersten Hälfte. "In der ersten Halbzeit hat nur eine Mannschaft das Gefühl vermittelt, in der Liga bleiben zu wollen, und das war die TSG Hoffenheim - vor allem im Bereich Zweikämpfe und tiefe Läufe. Wir haben die Leute laufen lassen und waren nicht bereit, die Zweikämpfe rigoros zu gestalten", wütete Reis. "Das war nicht das, was wir im Großteil der Rückrunde gezeigt haben."
Schalke: Ansage von Thomas Reis an Thomas Ouwejan - "mehr Körperlichkeit gewünscht"
Über 10.000 Anhänger der Königsblauen unter den 30.150 Fans hatten für eine Heimspiel-Atmosphäre gesagt, durch ein Eigentor von Alex Kral (22.) und einen von Ihlas Bebou im zweiten Versuch verwandelten Foulelfmeter (69.) war die TSG zum verdienten Sieg gekommen. Während sich die TSG aus der Abstiegszone zu befreien scheint, treffen die Schalker im nächsten Kellerkrimi am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) auf den Vorletzten Hertha BSC.
"Ich tue mich schwer, von Endspiel zu sprechen", sagte Reis. Die Saison wäre danach schließlich nicht zu Ende. Und doch könnte es einen größeren Umbau seiner Startelf geben, die er in der erfolgreichen Phase im Februar und März nur selten geändert hatte. Moritz Jenz (Oberschenkelzerrung) wird sehnsüchtig zurückerwartet. "Wir haben lange versucht, ob es funktioniert - aber er selbst hat noch etwas gemerkt", sagte Reis.
Mehr News und Hintergründe zu Schalke 04:
- Schalke-Torwart Ralf Fährmann spricht von Finale gegen Hertha
- Schalke: Nur ein Spieler mit Normalform - sieben Mal Note Fünf!
- Über 10.000 Schalke-Fans machen Party bei der TSG Hoffenheim
- Aufgepasst Schalke und VfL: So liefen die vergangenen Abstiegskämpfe
Personell könnte es auch zuletzt gesetzte Spieler wie Michael Frey treffen - der Mittelstürmer wartet noch immer auf sein erstes Saisontor, nach inzwischen zwölf Spielen. Vor allem Freys Ausflüge auf die Außenpositionen missfielen Reis enorm. "Er lebt von der Mentalität, will alles reißen", sagte der Trainer. Aber dabei würde er nicht immer richtige Entscheidungen treffen. Zwei Alternativen gibt es - Altmeister Simon Terodde oder U19-Torjäger Keke Topp, dem Reis das Bundesliga-Debüt ermöglichte.
Schalke-Trainer Thomas Reis: "Nur Geleitschutz gegeben"
Doch nicht nur personelle Änderungen verlangt Reis. Zu brav sei sein Team aufgetreten, bemängelte er: "Ich muss schreien, mal fallen, schmutziger sein. In der ersten Halbzeit haben wir nur Geleitschutz gegeben."
Auch darüber dürfte Reis mit Knäbel im Bus geredet haben. Unmittelbar vor der Abfahrt sagte er: "Wir werden da die Analyse machen."