Gelsenkirchen. Im WAZ-Gespräch schaut Mathias Schober, der Chef der Knappenschmiede des FC Schalke 04, auf seine Trainer. Diese Hoffnung hat der 46-Jährige.

Sowohl die U 19 als auch die U 17 des FC Schalke 04 dürfen in dieser Saison von einem Titel träumen: Die A-Junioren stehen im Halbfinale des DFB-Pokals, die B-Junioren im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft. Im WAZ-Gespräch schaut Mathias Schober, der 46-jährige Chef der Knappenschmiede, auf die beiden Trainer, auf Norbert Elgert (66) und Onur Cinel (37) – jedoch nicht nur auf die.

Was zeichnet Onur Cinel aus?

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Mathias Schober: Onur entwickelt jeden einzelnen Spieler weiter. Er ist ein sehr guter Motivator, manchmal auch hart in seiner Ansprache. Schön zu sehen ist auch, dass Onur im zweiten Jahr in Serie Erfolg mit seiner Mannschaft hat. Er ist ein Top-Trainer, und wir sind sehr froh, dass wir ihn in diesem Altersbereich haben. Er weiß genau, was von Norbert Elgert in der U 19 gefordert wird, daher ist diese Konstellation für uns ein Glücksfall.

Ehemalige Profis arbeiten in der Knappenschmiede des FC Schalke 04

Wie schafft es Schalke 04, ein solches Trainer-Talent langfristig zu halten?

Wir haben ihm die Möglichkeit gegeben, auch noch als Co-Trainer von Österreichs Nationalmannschaft zu arbeiten. Es ist toll, dass er dort seinen Horizont erweitern kann – dass er über den Tellerrand hinausblickt, hilft ja auch der Knappenschmiede. Wir zeigen ihm hier eine Perspektive auf und hoffen, dass er noch lange Trainer bei Schalke 04 bleibt.

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Wie sieht diese Perspektive aus?

Nach der U 17 kommt die U 19. Onur wäre aus unserer Sicht ein toller Nachfolger für Norbert Elgert, wobei ich natürlich hoffe, dass Norbert uns noch viele Jahre erhalten bleibt.

Mathias Schober: „Die Trainerförderung ist ein zentraler Baustein der Knappenschmiede“

Wie wichtig ist es Ihnen, ehemalige Profis als Trainer in die Knappenschmiede einzubinden?

Sehr wichtig, und das wollen wir auch so beibehalten. Wir bauen hier viele ehemalige Profis ein, weil sie für die Identifikation mit Schalke 04 stehen. Mit Tomasz Waldoch, Christian Wetklo, Willi Landgraf und Martin Max haben wir in der U 23 gleich vier Persönlichkeiten im Trainer-Team, die die Werte von Schalke 04 verkörpern. Wir achten darauf, dass sich die Trainertypen innerhalb eines Teams ergänzen. Ideal ist dabei die Konstellation aus einem ehemaligen Profi und einem Trainer, der seinen Schwerpunkt eher in der Spielanalyse hat. Wer da die Rolle als Chef-Trainer übernimmt und wer Co-Trainer ist, spielt keine Rolle.

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Der aktuelle U 23-Trainer Jakob Fimpel ist ein gutes Beispiel dafür, wie Schalke 04 inzwischen nicht nur Spieler, sondern auch Trainer entwickelt.

Die Trainerförderung ist ein zentraler Baustein der Knappenschmiede. Auch Trainern wollen wir eine Perspektive bieten, Jakob ist dafür ein gutes Beispiel, denn er hat als Co-Trainer der U 15 angefangen. Es ist wichtig, den Mut zu haben, diesen Talenten die Chance zu geben. Klar ist aber auch: Wenn man einem jungen Trainer wie Jakob einen Job in der Regionalliga gibt, muss er auch beweisen, dass er es kann – das macht er. Mit seiner Arbeit sind wir sehr zufrieden. Jakob ist seit zehn Jahren auf Schalke, und inzwischen kenne ich ihn fast auswendig. Daher war es für mich fast logisch, dass er seinen Weg als Trainer machen wird. Jetzt trainiert er mit 34 Jahren die U 23. Das ist recht jung, aber er gehört auf dieses Niveau.

Mathias Schober: „Ein, zwei Trainer haben wir immer im Kopf, die andernorts gute Arbeit leisten“

Wird in der Umgebung auch aktiv nach Trainer-Talenten gescoutet?

Marcel Pomplun als Sportlicher Leiter der U 8 bis U 16 ist sehr viel unterwegs, guckt sich unsere Spiele genau an – aber achtet auch auf die Trainer. Da halten wir die Augen offen. Wir haben zwar keine speziellen Trainer-Scouts, doch wir beschäftigen uns immer wieder auch mit Trainer-Talenten und den Möglichkeiten, sie in die Knappenschmiede zu holen. Ein, zwei Trainer haben wir immer im Kopf, die andernorts gute Arbeit leisten. Festzustellen, wie erfolgreich ein Trainer ist, ist aber gar nicht so einfach, denn die Liga-Tabelle hat da oft wenig Aussagekraft. Wichtiger ist es beispielsweise zu sehen, wie viele Spieler den Sprung von der U 13 in die U 14 schaffen. Wenn da ein Trainer ist, der 90 Prozent seines Kaders so gut entwickelt, dass sie in den nächsten Altersbereich kommen, ist das eine starke Leistung.

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Wie funktioniert auf Schalke das Scouting von Talenten unterhalb der U 17-Junioren?

Im Grundlagenbereich – also von der U 8 bis zur U 11 – schauen wir nur auf Spieler aus der Region, damit die Anfahrt nicht zu weit ist. Im Fußballkreis 12 mit Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck schauen unsere Scouts genau hin, da sind wir ganz eng dran und wollen die besten Spieler des Kreises zu uns holen. Je älter die Kinder werden, desto größer wird für uns der Such-Radius. Ab dem Leistungsbereich (U 15 bis U 17) schauen wir national, teilweise sogar international nach guten Talenten.

Ab der U 15 will Mathias Schober die besten Spieler aus Deutschland auf Schalke sehen

Warum sprechen Sie nicht schon früher Top-Talente an, die außerhalb des Einzugsgebietes leben?

Spieler aus dem Ausland kann man erst verpflichten, wenn sie 16 Jahre alt sind. Generell wollen wir ohnehin niemanden, der erst zwölf Jahre alt ist, aus seinem familiären Umfeld reißen. Die entscheidende Phase beginnt mit der U 15. Da wollen wir die besten Spieler aus Deutschland bei uns sehen.

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Wie sehen Sie das Schalker Scouting im nationalen Vergleich aufgestellt?

Ich sehe uns im Scouting gut aufgestellt, auch wenn wir uns noch breiter aufstellen möchten. Andere Klubs sind uns da voraus. Ein, zwei zusätzliche Scouts würden uns schon noch guttun. Aber viele Scouts wollen auch viele Spieler vermitteln. Wenn wir also noch mehr neue Spieler aufnehmen würden, müssten wir mehr von den Jungs abgeben, die wir haben. Da einen Mittelweg zu finden, ist nicht so leicht.