Gelsenkirchen. Mit 2:1 besiegt der FC Schalke 04 den VfB Stuttgart in der ausverkauften Arena und schöpft damit neue Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt.
Die letzten Sekunden fühlten sich für die Fans des FC Schalke 04 an wie eine ganze Saison. Der bange Blick ging zu Schiedsrichter Aytekin – wann, wann endlich pfeift er das Spiel gegen den VfB Stuttgart, diese Abwehrschlacht ab? „Immer wieder S04“ brüllten die Fans unaufhörlich laut. Und um 20.24 Uhr lagen sie sich in den Armen. Mit 2:1 (2:0) rang Schalke den VfB nieder, hat wieder Hoffnung im Abstiegskampf.
Es kribbelte in der ausverkauften Arena schon weit vor dem Anpfiff. Die Schalke-Fans stimmten sich früher mit Sprechchören ein als sonst, das Vereinslied „Blau und Weiß wie lieb ich dich“ lief noch, als die Teams einliefen und so hörten die Spieler die Zeile mit den 1000 Freunden, die zusammenstehen.
So laut war es auf Schalke schon lange nicht mehr
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Und die erste Euphorie-Explosion gab es in der zehnten Minute: Mittelstürmer Michael Frey erhielt den Ball auf der linken Seite, flankte blitzgescheit in die Mitte, dort stand Dominick Drexler und wuchtete den Ball per Kopf zum 1:0 ins Tor, nach 406 Minuten ohne Treffer Torjubel in Königsblau, und was für einer: In gefühlt allen Blöcken der Arena flogen halbvolle Bierbecher, Fans stapelten sich aufeinander, zuletzt war es bei der Aufstiegsfeier im Mai 2022 so laut.
Auch an der Seitenlinie war die Erleichterung groß. Trainer Thomas Reis hatte trotz Personalnot seine 4-3-3-Taktik nicht geändert, die verletzten Außenverteidiger Jere Uronen und Cedric Brunner positionsgetreu durch Henning Matriciani und Mehmet Can Aydin ersetzt. In der durch das Tor gekrönten Anfangsphase fiel nicht auf, dass Schalke ersatzgeschwächt antrat.
Erst nachdem der Torjubel abgeklungen war, spielten auch die von der Kulisse sichtlich beeindruckten Stuttgarter mit. Sie übernahmen die Spielkontrolle, hatten für rund 15 Minuten fast ständig den Ball, den die Schalker etwas zu leichtfertig herschenkten. Gefahr entwickelten die Stuttgarter aber nicht – Wataru Endo (17./26.) und Chris Führich (23.) schossen oder köpften den Ball in die Arme von Schalkes Torwart Ralf Fährmann.
Bülter netzt mit der Hacke ein
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Erst in der 31. Minute kehrte auch Schalkes Offensive ins Spiel zurück – das lag an einem Sprint von Marius Bülter, dessen Querpass Michael Frey nicht verwerten konnte. Es folgte eine neunminütige Drangphase. Tom Krauß (32.) und Rodrigo Zalazar (36.) schossen volley aufs Tor, Stuttgarts Torwart Fabian Bredlow hielt den Ball fest.
Dann brach die 40. Minute an. Rodrigo Zalazar tankte sich mit all seiner Kraft auf der rechten Seite durch, seinen Querpass verlängerte Bülter mit der Hacke ins Netz. 2:0 für Schalke! Wieder stapelten sich die königsblauen Fans übereinander. Die mitgereisten VfB-Anhänger riefen „Aufwachen!“
Und genau das hatten die Spieler vernommen. Deshalb begann die zweite Hälfte mit deutlich überlegenen Stuttgartern, während bei den Königsblauen schon früh das große Zittern um den dritten Saisonsieg begann. Im Spiel nach vorn fiel Schalke zunächst nicht mehr ein als nur Befreiungsschläge, während der VfB zu einigen Ecken und Freistößen kam. Und nun stand Schalkes Torwart Ralf Fährmann einige Male im Mittelpunkt.
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Zunächst wehrte Fährmann einen Schlenzer von Borna Sosa bravourös ab (51.). Zwölf Minuten später stand Fährmann, zu diesem Zeitpunkt seit 422 Minuten ohne Gegentor, erneut im Mittelpunkt. Wieder war es Sosa, der aufs Tor schoss, der Ball flog zentral aufs Schalker Tor, aber durch die Beine des Torhüters – der Anschlusstreffer. Fährmann war aber nicht verunsichert und zeigte nur drei Minuten nach dem Gegentor eine großartige Parade nach einem Schuss von Endo – den Nachschuss konnte Silas nicht nutzen. Der Ausgleich lag in der Luft.
Und das führte zu einer nervenzerreißenden Abwehrschlacht. Der Blutdruck der 62.271 Zuschauer stieg und stieg und stieg, jede Stuttgarter Flanke, jede Ecke, jeder Freistoß sorgte für Verzweiflungsschreie in der Arena, jeder verdaddelte Konterversuch für Entsetzen. Die Schalker spielten auf Zeit so gut es ging. Und nach fünf Minuten Nachspielzeit war es geschafft: Schalke hofft wieder – und fährt nun zum kleinen Derby nach Bochum.