Gelsenkirchen. Schalke-Trainer Thomas Reis überraschte mit einem Torwartwechsel. Warum Ralf Fährmann nun Alexander Schwolow vorgezogen wird: eine Analyse.

Es war eine große Überraschung: Vor dem jüngsten Bundesligaspiel hatte Schalke-Trainer Thomas Reis einen Torhüterwechsel vorgenommen. Reis setzte seinen Stammtorwart Alexander Schwolow im Heimspiel gegen den 1. FC Köln auf die Bank und stellte stattdessen S04-Urgestein Ralf Fährmann zwischen die Pfosten. "Das war eine ganz enge Entscheidung", sagte Reis nach dem 0:0 am Sonntag. Fährmann stand zuvor das letzte Mal im Mai 2022 beim 2:1 im Zweitliga-Auswärtsspiel gegen den 1. FC Nürnberg für Schalke im Tor. Reis wollte so "einen frischen Impuls setzen. Beide haben gut trainiert. Ralle hat immer 100 Prozent Gas gegeben, nie aufgegeben. Er ist Schalker durch und durch. Jetzt bekommt er seine Chance." Statistiken zeigen, dass Reis gute sportliche Gründhatte.

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War dies eine rein emotionale Entscheidung? Oder gibt es andere Faktoren, die für Fährmann sprechen? Eine Analyse von Createfootball liefert Aufklärung.

Schalke-Torwart Alexander Schwolow – die Fakten

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Alexander Schwolows schwache Leistung ist auch statistisch belegbar.

• Schwolow hat in dieser Saison 41 Gegentore kassiert - zu viele davon durch einfache Fehler

Schalkes Alexander Schwolow.
Schalkes Alexander Schwolow. © Firo

• 22 der 41 Gegentore mit maximal 0,2 xG ("Expected Goals", zu deutsch: "zu erwartende Tore"). Es waren schlichtweg viele einfache Tore für den Gegner aus mittlerer und großer Distanz. Bei 19 davon setzte Schwolow nicht mal zum Sprung an.

• Schwolow spielte wenig mit, sowohl mit Ball als auch ohne. Ihn zeichnet ein eher defensives Torwartspiel aus, er kommt selten aus 16er raus bei Gegenangriffen und zeigte sich im Spielaufbau selten anspielbar

• Bewegt sich oftmals zu hektisch auf der Linie und überträgt dadurch Unsicherheit auf die Schalker Abwehr

• Präsentierte sich unsicher bei der Strafraumbeherrschung und fing kaum eine Flanke des Gegners ab

• Konnte in der Folge nur zweimal in 17 Spielen „Zu Null“ spielen

Schalke-Torwart Ralf Fährmann – die Fakten

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Fährmann kassierte in seiner Zeit als Stammtorhüter ein wenig mehr Tore als erwartet, aber zumindest war keine krasse Underperformance erkennbar wie aktuell bei Schwolow

• Fährmann präsentierte sich vor allem aus mittlerer und größerer Distanz deutlich sicherer und er lässt weniger „einfache“ Gegentore zu

Schalkes Ralf Fährmann.
Schalkes Ralf Fährmann. © Firo

• Fährmann ist jedoch auch kein mitspielender Torhüter, er verteidigt sehr defensiv, er verlässt nur selten den 16er und fängt auch in diesem kaum eine Flanke ab

• Dafür schlägt er Schwolow bei fast allen Parametern auf der Linie

• Beim Spiel mit Ball überzeugt Fährmann zwar mit guter Passquote, jedoch mit deutlich weniger progressiven und langen Bällen als Schwolow

• Fährmann strahlte bei seinem Comeback gegen Köln prompt große Sicherheit aus und trug dazu bei, dass die Schalker Abwehr kaum eine Chance zuließ

• Das "Zu Null" gegen Köln im ersten Spiel wird Fährmann und seinen Vordermännern Selbstvertrauen geben

Das Schalke-Fazit: Schwolow bestätigt bei Schalke, dass seine gute Saison 2019/2020 in Freiburg wohl nur ein Ausreißer war, ansonsten hat er auf Schalke bisher unterdurchschnittliches Bundeliga-Niveau gezeigt. „Selbst Fährmann, der zuletzt kaum Spielpraxis hatte, ist ein Upgrade“, urteilt Createfootball. Der Torwartwechsel von Reis sei allein schon als Zeichen wertvoll, ist Fährmann doch sehr beliebt bei den Schalke-Anhängern. Er erzeuge wohl wirklich eine Aufbruchsstimmung.

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