Gelsenkirchen. Schalke-Trainer Thomas Reis will im türkischen Belek nicht nur taktische Finesse vermitteln. Darauf legt er in Belek nun den Schwerpunkt.
Im zweiten Anlauf klappt es nun doch. Nachdem der FC Schalke 04 sein Trainingslager in der Türkei im vergangenen Winter kurzfristig wegen der hohen Corona-Gefahr noch hatte absagen müssen, steigen die Profis der Gelsenkirchener an diesem Montag in den Flieger Richtung Süden. Von Düsseldorf geht es nach Antalya, von dort in den Küstenort Belek.
Bis zum 11. Januar werden die Schalker ihr Quartier an der Mittelmeerküste aufschlagen – bei optimalen klimatischen Bedingungen. Knapp 20 Grad sagen die Meteorologen für Belek voraus. Klar ist aber: Die Königsblauen reisen nicht zum Urlaubmachen in die Türkei. Dafür ist die sportliche Lage zu ernst. Als Tabellenletzter liegt Schalke in der Bundesliga schon fünf Punkte hinter dem Relegationsplatz zurück. Ein erneuter Absturz in die Zweite Liga droht.
Intensive Tage für Schalke in der Sonne
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Die Profis werden sich also auf intensive Tage einstellen müssen – obwohl die athletischen Grundlagen für die zweite Saisonhälfte schon im Dezember am heimischen Berger Feld gelegt worden sind. „Wir fangen nicht bei null an, haben einen gewissen Aufbau betrieben“, stellt Trainer Thomas Reis klar. Nicht mit an Bord sind heute Nassim Boujellab (23), dessen Ausleihe zu HJK Helsinki am Silvestertag endete, und Timothée Kolodziejczak (31) – beide spielen in den Planungen des Bundesliga-Letzten keine Rolle mehr. Beiden Spielern wird ein Vereinswechsel nahegelegt.
In Belek geht es für die Mannschaft ums Feintuning. Reis will seine Spielidee noch fester in den Köpfen der Spieler verankern. Helfen sollen dabei auch zwei Testspiele: am Samstag (7. Januar, 13.30 Uhr) geht es gegen den Schweizer Meister FC Zürich, am kommenden Dienstag (10. Januar, 13.30 Uhr) gegen Zweitligist 1. FC Nürnberg.
Schalke will Gegner überrumpeln
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Vor allem die Abläufe im Umschaltspiel – also das Verhalten nach Ballgewinn und nach Ballverlust – sollen einstudiert werden. Schon zu seiner Zeit beim VfL Bochum konzentrierte sich Reis sehr stark auf diese Momente und konnte so in der vergangenen Saison einige Gegner überrumpeln. Dass die Bochumer 2021/22 als Aufsteiger souverän die Klasse halten konnten, lag auch an der Reis-Taktik. Einen ähnlichen Fußball will er künftig auch auf Schalke spielen lassen. „Das Umschaltspiel in beide Richtungen wird mit Sicherheit ein großer Schwerpunkt im Trainingslager sein“, bestätigt der 49-Jährige.
Für diese Spielweise will sich der Klub in der Transferphase mit mindestens einem Neuzugang für den offensiven Flügel verstärken. Die Verpflichtung von Tim Skarke (26/Union Berlin) steht unmittelbar bevor. Beweisen darf sich im Trainingslager schon Mittelfeldspieler Soichiro Kozuki (22), der für gute Leistungen in der U23 mit einem Profivertrag belohnt worden ist. Angedacht ist zudem der Transfer eines weiteren Innenverteidigers.
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Doch genauso wichtig wie Neuzugänge, Taktik und Athletik wird für Schalke in einer schwierigen zweiten Saisonhälfte die mentale Komponente sein. Denn auch unter Thomas Reis wird die Mannschaft Rückschläge hinnehmen müssen. Gefährlich wird schon der Start ins Pflichtspieljahr, wenn zwei übermächtige Gegner warten: Am 21. Januar muss S04 bei Eintracht Frankfurt ran, drei Tage später kommt es zum Duell mit RB Leipzig. Zwei Niederlagen gegen die Champions-League-Teilnehmer wären für den Aufsteiger nicht überraschend.
Schalke braucht besonderen Geist
Doch selbst mögliche Rückschläge dürfen Schalke nicht das Selbstvertrauen und die Zuversicht rauben, ohne die der Klassenerhalt unmöglich sein wird. Die Verantwortlichen der Gelsenkirchener hoffen, dass im Trainingslager ein Geist entsteht, der die Mannschaft in der Bundesliga über sich hinauswachsen lässt. „Wenn wir alle ein paar Tage zusammen im Hotel sind, lernen wir uns noch besser kennen“, sagt Sportvorstand Peter Knäbel.
Auch deshalb war es den Schalkern wichtig, ins Winter-Trainingslager aufzubrechen. Trotz finanzieller Nöte und verhältnismäßig hoher Januar-Temperaturen in Deutschland. Denn auch in der Heimat wird die Witterung in den kommenden Tagen wohl nicht für unbespielbare Trainingsplätze sorgen. Nicht ohne Grund haben sich in Borussia Mönchengladbach, dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen gleich drei NRW-Klubs gegen ein Trainingslager im Winter entschieden.