Gelsenkirchen. Letzter gegen Erster - alles andere als eine deutliche Niederlage des FC Schalke 04 gegen Rekordmeister Bayern München wäre eine Überraschung.
Immerhin zwei aus dem Profikader des FC Schalke 04 wissen, wie es sich anfühlt, den FC Bayern München in jüngerer Vergangenheit geschlagen zu haben. Am 12. Februar, als der VfL Bochum den Rekordmeister mit 4:2 schlug, war Thomas Reis noch VfL-Trainer und Sebastian Polter Stürmer des Reviernachbarn. Jetzt sind beide Schalker. Für die Fans der Königsblauen waren die Bayern-Spiele zuletzt indes eine trübe Angelegenheit. Aus den vergangenen 21 Bundesliga-Spielen holten sie nur drei Unentschieden, und das bei einer Desaster-Tordifferenz von 8:64.
Schalke-Trainer Reis besiegte die Bayern als Bochum-Coach
Doch wie lässt sich das im Spiel Letzter gegen Erster am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) ändern? Reis’ Antworten darauf sind ausführlich, aber eigentlich umschreibt er nur ein Wort: Aggressivität. Zum Beispiel, wenn er über das 4:2 mit Bochum spricht. „Wir waren damals sehr aktiv. Und genau das ist das, was man gegen die Bayern auf den Rasen bringen muss, um überhaupt eine Chance zu haben. Du musst mutig sein, darfst sie nicht zur Entfaltung kommen lassen, kannst nicht mit einem Köttel in der Buchse auf den Platz gehen. Denn dann hast du schon verloren.“ Dass die Schalker ängstlich auftreten, ist fast auszuschließen. Die Zahlen zeigen, dass die Königsblauen mit allen Mitteln versuchen, aus dem Tabellenkeller zu kommen. Foulten die Schalker im Schnitt 11,7 Mal in den ersten elf Spielen, sind es unter Thomas Reis 16 Fouls. Gab es zunächst 1,8 Gelbe Karten im Schnitt, sind es 2,6 unter Reis. Und auch bei den Fans ist das Selbstvertrauen groß. Nach einem Jahr Erstliga-Abstinenz freuen sich 62.271 Zuschauer in der ausverkauften Arena auf die Rückkehr des Rekordmeisters.
Weitere Infos über den FC Schalke 04
- Schalke-Noten: Henning Matriciani räumt ab und wird gefeiert
- Schalke bindet Top-Talent Assan Ouedraogo
- Kuchen-Ärger auf Schalke? Das sagt Ralf Fährmanns Berater
Und noch etwas macht den Schalkern Hoffnung, auch wenn das niemand offiziell bestätigen mag: Die Schalker spekulieren darauf, dass vor allem die Münchener Nationalspieler mit angezogener Handbremse spielen. Am Sonntagvormittag werden zum Beispiel die zahlreichen deutschen Nationalspieler im Kader zum Treffpunkt des DFB-Teams aufbrechen, eine Woche später steht bereits das erste WM-Spiel gegen Japan auf dem Programm. „Wir wollen zeigen“, erklärte Reis, „dass wir die Bayern zum richtigen Zeitpunkt erwischt haben.“ Die Reise nach Gelsenkirchen nicht angetreten haben Thomas Müller, Sadio Mané und Alphonso Davies. Nicht einmal einen kompletten 20-Mann-Kader wird Bayern-Trainer Julian Nagelsmann wahrscheinlich zusammenbekommen.
Dass Nagelsmann Nationalspieler wie zum Beispiel Joshua Kimmich, Serge Gnabry oder Jamal Musiala erst einmal auf die Bank setzt, glaubt Reis nicht. „Das sind alles Mutmaßungen, ob der eine oder andere Bayern-Spieler mit den Gedanken schon bei der WM ist. Ich glaube, dass Julian die Mannschaft aufstellen wird, von der er der Meinung ist, dass sie die beste ist, um gegen Schalke erfolgreich sein zu können“, sagte Reis. Und wie sieht das Nagelsmann selbst? „Natürlich ist die psychische Situation nicht einfach. Aber das ist für viele Mannschaften so. Natürlich haben wir mehr Nationalspieler als zum Beispiel Schalke. Trotzdem gibt es viele Untersuchungen, dass du ein geringeres Verletzungsrisiko hast, wenn du mit einer größeren Spannung ins Spiel gehst. Die Gier in der Bundesliga hochzuhalten, hilft auch für die Weltmeisterschaft“, sagte der Bayern-Trainer am Freitag. Dass die Schalker seit Reis’ Amtsantritt aber mit mehr Engagement spielen, ist ihm nicht entgangen: „Die letzten zwei Spiele waren gut, die Schalker sind sehr aggressiv auf den zweiten Ball gegangen. Sie sind deutlich aktiver, was das Verteidigen angeht. Sie sind zur unrechten Zeit aus unserer Sicht im Aufschwung. Ich freue mich drauf – toughes Spiel, schönes Stadion, gute Stimmung.“
Auch interessant
Und vier Münchener kehren an alte Wirkungsstätte zurück: Leroy Sané, Eric Maxim Choupo-Moting und Leon Goretzka spielten von 2014 bis 2016 sogar parallel für Königsblau. Und Manuel Neuer? Als Schalke zuletzt gegen die Bayern gewann, am 4. Dezember 2010 war das, stand er noch im S04-Tor.