Gelsenkirchen. Peter Knäbel verabschiedete den zurückgetretenen Schalke-Sportdirektor Rouven Schröder mit einer emotionalen Ansprache. Ein Kommentar.

Ungewöhnliche Tage erfordern ungewöhnliche Ansprachen - das wird sich Peter Knäbel, Sportvorstand des FC Schalke 04, gedacht haben, als er am Donnerstagmorgen bei der Vorstellung des neuen Cheftrainers Thomas Reis das Mikrofon ergriff. Nur: Mit seinem minutenlangen Monolog tat er sich keinen Gefallen. Er war denkwürdig, aber in seiner pastoralen Art übertrieben.

Wie ein Pfarrer bei der Predigt

Knäbel verabschiedete den am Mittwoch zurückgetretenen Sportdirektor Rouven Schröder in einer Rhetorik, die mehr an einen Nachruf als an im Profigeschäft sonst übliche warme Auf-Wiedersehen-Worte eines verdienten Mitarbeiters erinnerten. Knäbel redete leise, bewusst mit vielen Pausen zwischen seinen Sätzen - wie ein Pfarrer bei seiner Predigt. Ein Fußball-Manager hat seinen Job aufgegeben - nicht weniger, aber auch nicht mehr. Das hätte Knäbel bei seiner Rede bedenken können.

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© Peter Knäbel und Manager Rouven Schröder

"Ein Gefühl des Verlustes"

Rouven Schröder werde ganz lange fehlen, sagte Knäbel, jeder würde das Gefühl des Verlustes kennen. Er richtete mit Blick in die Kamera direkt Worte an Schröder, begann diesen Teil seiner Ansprache mit: ,Hallo Rouven'.

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Auch weitere Teile seiner Ansprache wirkten weltfremd. Er betonte, es lägen keine Chaos-Tage hinter dem Klub. Schalke ist Letzter, hatte keinen Trainer, einige Kandidaten hatten abgesagt. Der Sportdirektor, das Gesicht des Vereins in den vergangenen 18 Monaten, ist gegangen. Das kann man durchaus Chaos nennen.

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Welches Kalkül hinter seinen Worten steckt, kann nur Knäbel selbst beantworten. Womöglich wollte er kritische Fragen zum Thema Rouven Schröder vermeiden, womöglich den Fans ein Signal geben, den Rücktritt ihres einstigen Lieblings nicht zu kritisch zu nehmen.

Die Art, die Knäbel dafür wählte, kam unangenehm beschönigend rüber. Ja, es waren 18 Monate voller Emotionen, wie er sagte. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass Schröder in den vergangenen Monaten viele Fehlentscheidungen getroffen, den Verein in einer schwierigen Phase verlassen hat. War er der Hauptverantwortliche für den Aufstieg, ist Schröder nun verantwortlich für den sportlichen Absturz. Dieser Teil kam nicht zur Sprache.