Leverkusen/Gelsenkirchen. Nach dem erschütternden 0:4 bei Bayer Leverkusen wächst der Druck auf Schalke-Trainer Frank Kramer. Vorerst darf er aber bleiben.

Als Ralf Fährmann am Sonntagmorgen zum Auslaufen den Trainingsplatz des FC Schalke 04 betrat, traute er seinen Augen kaum. Sein ehemaliger Mitspieler Atsuto Uchida hatte mit einem japanischen Fernsehteam den Weg nach Gelsenkirchen gefunden. Es ging um die WM-Berichterstattung, Japan trifft ja auf Deutschland, nicht um Schalke. Bei den Königsblauen ist aktuell niemandem danach, sich an die goldenen Champions-League-Zeiten in den Zehner Jahren zurückzuerinnern, als Uchida die rechte Seite rauf- und runterrannte. Nach dem erschütternden 0:4 (0:2) bei Bayer Leverkusen wächst die Angst vor dem Abstieg, und Frank Kramer ist nur noch ein Trainer auf Abruf.

Schalke 04: Fans fordern Kramer-Rauswurf

Eine halbe Stunde hatte Uchida warten müssen, bis sich die Schalke-Profis für TV-Bilder blicken ließen – denn die Videoanalyse dauerte diesmal etwas länger. In Anwesenheit von Sportdirektor Rouven Schröder blieb Kramer sachlich. Sehr selbstkritisch hätten sich die Spieler präsentiert, heißt es intern, da hätte eine Ansprache in hoher Lautstärke wenig Sinn ergeben.

Dass Kramer diese Ansprache noch halten durfte, hatten die Verantwortlichen am Samstagabend entschieden. Das Urteil der rund 4000 mitgereisten Schalke-Fans war zuvor eindeutig. „Kramer raus“ riefen die meisten von ihnen schon während des Spiels und noch einmal nach dem Schlusspfiff. Den Schalkern war in Leverkusen nichts gelungen, sie hatten beim Debüt von Leverkusens Trainer Xabi Alonso wie ein Sparringspartner aus einer unteren Liga gewirkt. Zu keiner Zeit zeigten sie Bundesliga-Reife, in dieser Verfassung hat Schalke nichts in der Ersten Liga zu suchen. Problemlos kam Bayer durch Moussa Diaby (38.), Jeremie Frimpong (41./52.) und Paulinho (90.) zu vier Toren und einem auch in dieser Höhe verdienten Sieg.

Schalke trifft nun auf die TSG Hoffenheim

Schalkes Vorstand und Rouven Schröder tauchten direkt nach dem Abpfiff ab, gaben keine Interviews. Ihr Motto: Lieber nichts sagen als zu emotional reagieren. Erst um 21.11 Uhr, rund vier Stunden später, ließen sie über eine Textnachricht an alle Reporter eine Stellungnahme der sportlichen Leitung verbreiten: „Die Leistung unserer Mannschaft hat uns heute maßlos enttäuscht. Der Trainerstab um Frank Kramer, die Mannschaft, wir alle sind nun gefordert, gegen Hoffenheim eine in allen Belangen verbesserte Leistung zu zeigen.“ Eine Chance bekommt Kramer noch – am Freitag (20.30 Uhr/DAZN), wenn die TSG mit Ex-Schalke-Trainer André Breitenreiter kommt.

Doch gelingt es Kramer, der die Fans bisher an keinem Tag überzeugen konnte, die Stimmung zu drehen? Auf die Kramer-raus-Rufe hatte er nach dem Spiel gelassen reagiert: „Mein Thema ist es, das Spiel aufzuarbeiten und zu analysieren. Alles andere ist nicht mein Thema.“

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Die Mängelliste bei den Schalkern ist lang, sehr lang sogar. „Das war sehr enttäuschend. Wir wissen selbst, dass wir es auf allen Ebenen hätten besser machen müssen. Es war einfach nicht genug“, sagte auch Torwart Alexander Schwolow. Bei ihm beginnen die Probleme: Bisher war er noch kein konstanter Rückhalt, diesmal sah er beim 0:1 schlecht aus. Die Abwehr stand neben sich, diesmal vor allem Linksverteidiger Tobias Mohr. Kramer überlegte, ihn beim Stand von 0:0 noch in der ersten Hälfte auszuwechseln. Er machte es aber nicht – ein Fehler. Ebenso dramatisch schwach war die Leistung der Schalker Offensive, die sich keine Chance erarbeitete und nur zwei Schüsse zustandebrachte.

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Schalke: Startelf-Chance für Kral und Mollet?

Doch was macht Schalke Hoffnung? Dass es in dieser Saison in einzelnen Spielen schon besser lief, zum Beispiel gegen Mönchengladbach (2:2) oder in Stuttgart (1:1). Und dass es personelle Alternativen gibt. Hochgelobte Zugänge wie Alex Kral und Florent Mollet dürften jetzt ihre Chance bekommen. Und eine taktische Umstellung von Vierer- auf Dreierkette ist möglich.

Doch sollten diese Maßnahmen am Freitag nicht wirken, dürfte mal wieder ein Trainerwechsel auf Schalke anstehen. Das kam auch zu Uchidas Zeiten schon häufig vor.