Gelsenkirchen. Der Neuzugang soll auf Schalke ein Anführer sein und Ko Itakura vergessen machen - noch gelingt dem Japaner das nicht.

Maya Yoshida hat in seiner Karriere schon viel erlebt. 121-mal stand er für die japanische Nationalmannschaft auf dem Platz. Zweimal nahm er an der Weltmeisterschaft teil, zweimal an den Olympischen Spielen. Auch im Winter wird der 34-Jährige die Blue Samurai als Kapitän bei der WM in Katar anführen.

Bevor es für Yoshida allerdings nach Katar geht, muss er sich im Bundesliga-Alltag beweisen – und der ist für den Japaner und seinen Arbeitgeber FC Schalke 04 derzeit alles andere als angenehm. Die vernichtende 0:4-Niederlage bei Bayer Leverkusen am Samstag war bereits die dritte S04-Pleite in Serie. Erstmals steht der Klub in dieser Saison unter den letzten drei der Tabelle. Schalke steckt mitten im Abstiegskampf. In Leverkusen ließen die Gelsenkirchener ihre Bundesligatauglichkeit vermissen.

Schalke-Abwehrchef Maya Yoshida äußert sich selbstkritisch

Auffällig schwach war dabei auch die Defensive, die kein Mittel gegen die schnellen Leverkusener fand. Neben dem völlig überforderten Linksverteidiger Tobias Mohr warf auch die Leistung von Abwehrchef Yoshida Fragen auf – erneut. Denn noch ist der 34 Jahre alte Sommer-Neuzugang nicht in der Liga angekommen. Die Tempo-Defizite des Japaners sind unübersehbar und ein echtes Problem für die Schalker.

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„Es war nicht genug“, sagte Yoshida (WAZ-Note 5,5) zu seiner eigenen Leistung in Leverkusen. Auf dem Rasen versuchte er zwar, die Abwehrkette zu dirigieren, doch wirklich gut gelang ihm das nicht. „Ich hatte schon so viele Partner im Abwehrzentrum“, erklärte Yoshida. „Auch viele junge Spieler. Das ist nicht leicht. Normalerweise muss die Abwehrkette gut eingespielt sein.“

Auch aufgrund von Verletzungen war ein Einspielen aber kaum möglich. Zu Saisonbeginn verteidigte Yoshida im Zentrum zunächst neben Marcin Kaminski (derzeit verletzt), dann neben Malick Thiaw. Nach dessen Wechsel zum AC Mailand rückte Sepp van den Berg (ausgeliehen vom FC Liverpool) neben den Japaner in die Anfangself. Durch van den Bergs Knöchelverletzung ist Leo Greiml nun sein vierter Nebenmann in der Innenverteidigung.

Yoshida fordert eine Reaktion von sich und seinen Schalke-Kollegen

Unrecht hat der Japaner mit seinen Ausführungen dementsprechend nicht. Als Ausrede für Yoshidas schwachen Schalke-Start kann man die vielen Personalwechsel in der Defensive allerdings nicht gelten lassen. Auch die Verantwortlichen der Königsblauen dürften sich mehr vom Routinier versprochen haben. Yoshida sollte auf Schalke ein Anführer sein und den Abgang von Aufstiegsheld Ko Itakura (inzwischen Borussia Mönchengladbach) vergessen machen. Beides ist ihm noch nicht ansatzweise gelungen. Nach dem neunten Bundesligaspieltag ist Yoshida auf Schalke deshalb nicht mehr unumstritten. Trotz der Personalnot im Abwehrzentrum werden die Stimmen nach einer Ablösung des Abwehrchefs zunehmend lauter.

Einen Schritt zu spät: Yoshida (recht) foult Leverkusens Jeremie Frimpong.
Einen Schritt zu spät: Yoshida (recht) foult Leverkusens Jeremie Frimpong. © firo

Äußerlich ließ er sich von der Kritik nach dem Leverkusen-Spiel zumindest nichts anmerken. Als einer der wenigen Schalker stellte er sich nach der Niederlage den Medienvertretern. Dabei war er zwar sichtlich enttäuscht vom Spielverlauf, doch malte mit Blick auf das kommende Ligaspiel gegen die TSG Hoffenheim am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) nicht alles schwarz. Nach der Umstellung auf ein 3-5-2-System nach der Pause sah er die Schalker Defensive etwas gefestigter – trotz zweier weiterer Gegentreffer.

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Auch erste Lösungsansätze hatte Yoshida parat. „Wir müssen uns kleine Erfolgserlebnisse holen. Während der Spiele und in den Trainingseinheiten“, sagte er. Nur so könne die Mannschaft wieder etwas Selbstvertrauen tanken. „Das ist der einzige Weg“. Der Innenverteidiger weiß aus Erfahrung: „Im Fußball können schon kleine Veränderungen eine große Wirkung haben.“

Von sich und seinen Teamkollegen erwartet er im Heimspiel gegen Hoffenheim „zurückzuschlagen“ und „Charakter zu zeigen“. Hoffnung macht ihm dabei auch die jüngere Vergangenheit. Denn schon in den Partien nach dem 1:6 gegen Union Berlin am vierten Spieltag habe die Mannschaft eine gute Reaktion gezeigt. Es folgte ein gutes Spiel beim 1:1 in Stuttgart und der 3:1-Sieg gegen den VfL Bochum. „Diese Mentalität brauchen wir erneut“, stellte Yoshida klar.