Leverkusen. Nach der 0:4-Klatsche im Kellerduell bei Bayer Leverkusen kippt die Stimmung bei Aufsteiger Schalke. Der Druck auf Trainer Frank Kramer wächst.

Ein Blick an die Seitenlinie verriet schon vor dem Anpfiff, dass ein besonderes Spiel bevorstehen würde. Ein Dutzend Fotografen postierte sich vor der Ersatzbank von Bayer Leverkusen, weil Xabi Alonso, als Spieler ein Weltstar, sein Debüt als Bayer-Trainer feierte. Das folgende Spiel wirkte nicht so, als ginge es um Bundesliga-Punkte, sondern als hätte sich Bayer einen Sparringspartner aus der Zweiten Liga eingeladen. Mit 4:0 (2:0) besiegte Bayer den erschreckend schwachen FC Schalke 04.

Schalke-Fans fordern Aus von Trainer Frank Kramer

Und während die Leverkusener ihren zweiten Saisonsieg feierten und Alonso sympathisch in einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Spanisch analysierte, erinnerten die Bilder bei den Schalkern an dunkle Zeiten der Vereinsgeschichte. Müde schleppten sich die Spieler in ihre Fankurve. Ihre Leistung war zu keiner Zeit bundesligatauglich. Nichts deutete darauf hin, dass sie in der Lage sind, mehr als die 16 Punkte zu holen, die sie in der Abstiegssaison vor zwei Jahren eingesammelt hatten. Sportdirektor Rouven Schröder verweigerte sämtliche Interviews. Trainer Frank Kramer schritt zwar von Mikrofon zu Mikrofon, aber viel Positives hatte er nicht zu berichten. Im Gegenteil. „Kramer raus“ hatten einige S04-Fans gebrüllt.

Ein schwerer Gang für die Schalke-Profis: Nach dem 0:4 in Leverkusen geht es in die Fankurve.
Ein schwerer Gang für die Schalke-Profis: Nach dem 0:4 in Leverkusen geht es in die Fankurve. © firo

„Mein Thema ist es, das Spiel aufzuarbeiten und zu analysieren. Alles andere ist nicht mein Thema“, sagte Kramer, als er auf seine Zukunft angesprochen wurde und ob er persönlich daran glauben würde, ob er am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) noch Trainer sei, wenn die TSG Hoffenheim nach Gelsenkirchen kommt. Dreimal in Folge hat Schalke nun verloren, steht erstmals seit dem Wiederaufstieg unter den letzten drei Mannschaften der Tabelle.

Die Leistung seiner Mannschaft redete Kramer nicht schön. „Wir waren die klar unterlegene Mannschaft, haben zu oft das Tempo von Leverkusen nicht verteidigen können. Im Ballbesitz waren wir nicht klar genug. Wir sind sehr enttäuscht von dem, was wir auf den Platz gebracht haben“, sagte er. Ähnlich klang das bei Torwart Alexander Schwolow: „Wir hätten es auf allen Ebenen besser machen müssen. Das war heute einfach nicht genug, so ehrlich müssen wir sein. In den entscheidenden Zweikämpfen waren wir oftmals zu spät dran.

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38 Minuten lang hielten die Schalker in Leverkusen das 0:0 – der Spielverlauf erinnerte stark an das Revierderby, als Schalke in Dortmund ebenfalls alles daran setzte, ein torloses Unentschieden über die Zeit zu bringen, in der Offensive aber keinen gescheiten Pass zustande brachte. In Leverkusen kam Schalke in 90 Minuten nur zu drei Ecken und zwei Torschüssen. Eine Chance sprang dabei nicht heraus, nicht einmal eine kleine.

Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Leverkusener ihr erstes Tor erzielen. Zunächst kombinierten sie zwar flott und hatten erhebliche Geschwindigkeits-Vorteile, die Schalker bekamen aber stets noch einen Fuß dazwischen. In der 38. Minute änderte sich das. Der Leverkusener Moussa Diaby lief Florian Flick davon, seinen wenig platzierten Schuss konnte Schwolow nicht abwehren – 1:0. Eine Mitschuld wies Schwolow zurück: „Der war zwar nicht platziert, kam aber mit 120 km/h. Keine Chance.“ Drei Minuten später erhöhte Bayer auf 2:0. Diesmal ließ sich der überforderte Tobias Mohr von Diaby und Jeremie Frimpong überrumpeln, Frimpong schob den Ball ins Netz.

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Die Schalker, überraschenderweise mit der Doppel-Spitze Sebastian Polter/Simon Terodde angetreten, änderten zur Pause ihre Taktik, verteidigten mit Fünfer- statt mit Viererabwehrkette. Doch auch diese Maßnahme von Kramer brachte nichts. In der 52. Minute schoss Diaby den Ball durch die Beine von Verteidiger Leo Greiml, Frimpong hängte Abwehrchef Maya Yoshida ab – 3:0.

Die Leverkusener drosselten daraufhin das Tempo, in den letzten 38 Minuten hatte das Spiel kein Bundesliga-Niveau mehr, sondern wirkte für Leverkusen wie eine Aufwärmübung im Training. Nur einmal kam Bayer noch zielstrebig nach vorn. Amine Adli spielte einen schönen Pass in den Strafraum, dort stand Paulinho frei und erzielte den 4:0-Endstand – auch in dieser Höhe verdient.

Aus für Schalke-Trainer Frank Kramer nicht unvorstellbar

„Wir wissen selbst“, resümierte Torwart Schwolow, „dass wir uns in allen Belangen steigern müssen.“ Ob mit Kramer oder nicht? Das ist offen. Dass bald die Fotografen vor der Schalker Bank stehen, ist nicht mehr unvorstellbar.