Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 beklagt zwei schwere Verletzungen. “Extrem bitter“ findet Rouven Schröder das, denn der Kader verträgt keine Ausfälle.

Ihre gute Laune hatten die 50 Fans des FC Schalke 04, die am Montagvormittag das Auslaufen der Profis verfolgten, nicht verloren. Als Gerald Asamoah, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, an ihnen vorbeiging, stimmten sie ein lautes Geburtstagslied an. „Happy birthday to you“ sangen sie laut, und wenigstens in diesem Moment war ein Lächeln im Gesicht des nun 44 Jahre alten Asamoah zu erkennen. Doch die Wahrheit ist: Vor drei schwierigen Pflichtspiel-Aufgaben in Folge dominieren die Sorgen bei den Königsblauen.

Verletzungen trüben Schalker Laune

Zunächst liegt das nicht nur an den Ergebnissen – nach acht Spieltagen stehen die Königsblauen selbst nach der bitteren 2:3-Niederlage gegen den FC Augsburg am Sonntagabend nicht auf einem Abstiegsplatz, nicht einmal auf einem Relegationsplatz. Es sind Verletzungen, die Schalkes Laune trüben. Am Montag ergaben MRT-Untersuchungen, dass Innenverteidiger Sepp van den Berg (schwere Bänderverletzung am Knöchel) und Mittelfeld-Tempomacher Rodrigo Zalazar (Mittelfußbruch) bis zum Jahresende ausfallen.

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Van den Berg und Zalazar sind zwei der Spieler, die Bundesliga-Klasse verkörpern. „Das ist extrem bitter“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder, der weiß, dass der von ihm zusammengestellte Kader keine Ausfälle verträgt. Kein Wunder, dass Schröder schon nach dem achten Spieltag auf Durchhalteparolen setzt: „Wir haben in der Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass wir verletzungsbedingte Ausfälle als Gruppe auffangen können. Das werden wir auch dieses Mal schaffen.“

Zumindest der Einsatzwille der Schalker stimmte

Doch es ist selbst für eingefleischte Schalke-Fans aktuell schwer vorstellbar, dass dies in den Bundesligaspielen bei Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) und gegen die TSG Hoffenheim (14. Oktober) sowie im folgenden Pokalspiel in Hoffenheim (18. Oktober) gelingen kann. Es ist die Spielweise, die wenig Anlass bietet, an eine schnelle Wende zu glauben. Gut war in den ersten acht Spielen lediglich der Einsatzwille der Spieler, der immer stimmte und dafür sorgte, dass die Mannschaft nach allen Niederlagen Applaus erhielt.

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Nach dem Augsburg-Spiel lag aber eine Diskrepanz zwischen dem Eindruck vieler Anhänger, die sich fragten, gegen wen ihr Verein jetzt überhaupt noch gewinnen wolle, und den Analysen der sportlichen Leitung. Rouven Schröder und vor allem Trainer Frank Kramer hoben die positiven Seiten der eigenen Leistung hervor, bezeichneten die Augsburger 2:0-Führung als Produkt der Effizienz des Gegners.

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„Wir haben eine Menge investiert und hatten mehr verdient, als als Verlierer vom Platz zu gehen“, lobte Kramer. „Die Mannschaft hat an sich geglaubt, hat sich nach einem 0:2-Rückstand zurückgekämpft. Das war top, das muss man sagen.“ Nur in Überzahl ab der 70. Minute habe sein Team zu unruhig gespielt. Ähnlich sah das Schröder: „Wir haben voll dagegen gehalten. Die Stimmung war genial, nach dem 2:2 hatten wir das Gefühl, das Spiel dreht sich. Und wir waren getragen vom Publikum ganz nah dran.“

Kein Team hat weniger Ballbesitz als Schalke

Doch allein Kampf und Wucht des Publikums reichen nicht, um in der Bundesliga zu bestehen. Auch eine passende Strategie wäre wichtig – aber wie wenig erfolgreich Schalke unter Kramer ist, zeigen ein paar Zahlen. Keine Bundesliga-Mannschaft hat weniger Ballbesitz als Schalke. In der Anzahl der Torschüsse ist S04 Drittletzter, die Passquote ist nur beim FC Augsburg schlechter, und von den Abstiegskandidaten hat Schalke die schlechteste Zweikampfbilanz.

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Schon bei seinen vorherigen Stationen war eine stabile Deckung die Basis von Kramers Mannschaften. Doch Schalkes Deckung fällt aktuell vor allem durch fehlendes Tempo auf. In der Offensive mag Kramer das sogenannte Umschaltspiel. Das heißt: Schnelle Konter nach Balleroberungen im Mittelfeld. Zu oft werden daraus aber hoch nach vorn gebolzte Pässe, schwer zu verarbeiten für die Offensivspieler. Gegen Augsburg traute sich Kramer was, setzte erstmals Simon Terodde und Sebastian Polter gemeinsam ein – als große, aber langsame Stürmer sind sie für ein Umschaltspiel kaum geeignet.

Terodde trifft, Polter blieb unsichtbar

„Gut“ habe das funktioniert, sagte Kramer dennoch. Und auch Schröder meinte: „Die Doppelspitze hat sich ausgezahlt. Wir waren sehr, sehr wuchtig.“ Eindrücke, die sich von denen vieler Fans unterschieden. Terodde traf, Polter blieb aber weitgehend unsichtbar, brachte nur einen Torschuss zustande, spielte 13 Fehlpässe.

Mut für die kommenden Wochen macht all das nicht. Doch so sehr sich Schalkes Fans um einen erneuten Abstieg sorgen – Lust auf die Bundesliga haben sie weiterhin. Nach Leverkusen fährt am Samstag ein Sonderzug. Dass dieser ausverkauft sein wird, bezweifelt in Gelsenkirchen niemand.