Gelsenkirchen. Das öffentliche Abschlusstraining der Schalke-Profis vor dem Derby beim BVB endet schon nach 50 Minuten. Die Fans geben sich zurückhaltend.
Was gab es nicht schon für lautstarke und farbenfrohe Aufmunterungen. 2015 zum Beispiel legte der Fanklub Ultras Gelsenkirchen mit Pyrofackeln einen Feuerring um den Trainingsplatz, um die Profis des FC Schalke 04 für das anstehende Derby gegen Borussia Dortmund zu motivieren. In anderen Jahren hingen mehrere Banner an Fangzäunen oder Werbebanden. Möglicherweise hatten sich die Verantwortlichen gestern Nachmittag ähnliches erhofft – doch außer einem langen Applaus und leisen Sprechchören nach Trainingsende passierte vor rund 500 Fans nichts Besonderes. Derbyfieber light auf Schalke vor dem Spiel in der Nachbarstadt (heute, 15.30 Uhr/Sky).
Wetter sorgt auf Schalke nicht für Derbystimmung
Doch woran liegt das? Ein simpler Grund war das Wetter. Kurz bevor das Training startete, fegte ein Regengebiet über Gelsenkirchen und setzte viele Straßen und Zufahrtswege unter Wasser. Einige Schalker entschieden sich gar nicht zu kommen, andere kamen erst deutlich später.
Doch diejenigen, die später kamen, wurden nicht komplett zufrieden gestellt. Denn Trainer Frank Kramer beendete das Abschlusstraining bereits nach knapp 50 Minuten. Die Profis absolvierten wenige Übungen und Spielformen, dann war das Training schon wieder vorbei. Nicht wenige Anhänger waren gerade erst gekommen, da sahen sie, wie die Spieler Richtung Kabinengang trotteten. Autogramme, wie sonst nach öffentlichen Trainingseinheiten üblich, schrieben die Spieler diesmal nicht. Es ging gleich weiter in die Kabine und anschließend ins Teamhotel nach Castrop-Rauxel.
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Möglicherweise hält sich das Derbyfieber aber auch in Grenzen, weil die sportliche Ausgangsposition so klar ist. Selbst besonders optimistische Schalke-Fans sind nicht überzeugt davon, dass ihre Mannschaft in Dortmund große Chancen auf einen Sieg hat.
Die Rhetorik der Verantwortlichen ist natürlich anders. „Wir haben es uns ein Jahr lang durch harte Arbeit verdient, dieses Derby spielen zu können und freuen uns jetzt einfach darauf“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder. Von Trainer Frank Kramer kamen mehrere Appelle – an die Profis, an die Fans. Den Profis gab er mit: „Wir werden alles brauchen: Leidenschaft, Leidensfähigkeit, Entschlossenheit.“ Über die Fans sagte Kramer: „Wir wissen, dass viele unserer Fans im Stadion sind und uns lautstark anfeuern werden. Das müssen wir aufnehmen und alles, was vom Gegner kommt, als Herausforderung und Ansporn sehen.“ Über die zu erwartende Derby-Stimmung sagte er: „Wir wollen diese Emotionalität aufnehmen und in positive Energie auf dem Platz umwandeln. Diese positive Energie werden wir auch benötigen, um gegen einen starken Gegner ein gutes Spiel zu machen.“
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7000 Schalke-Fans fahren zum Derby nach Dortmund
Alle Schalker, die heute in der Anfangself stehen, bestreiten ihr erstes Derby. Lediglich die Ersatztorhüter Ralf Fährmann und Michael Langer wissen, wie es ist, im königsblauen Trikot in Dortmund aufzulaufen. BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl sieht darin einen kleinen Vorteil für den BVB: „Ich weiß, wie stark unser Stadion sein kann, wie aufgeladen die Stimmung sein wird. Das macht etwas mit einer Mannschaft, die das nicht kennt. Ich glaube schon, dass der eine oder andere durch den Tunnel laufen und sagen wird: Hoffentlich kommen wir heil wieder raus.“
Rund 7000 Schalker fahren mit. Die werden dann in Dortmund deutlich lauter sein als gestern am Parkstadion.