Gelsenkirchen. Schalke 04 gewinnt das Revierderby gegen den VfL Bochum mit 3:1 (1:0). Der Jubel nach dem ersten Sieg ist groß, jetzt geht es zum BVB.
Welche Emotionen ein Fußballspiel freisetzen kann, zeigte sich gestern Abend um 20.22 Uhr in der Veltins-Arena. Als Schiedsrichter Felix Zwayer das Revierderby zwischen Schalke 04 und dem VfL Bochum abpfiff, stürmten alle Schalke-Profis aufs Feld, rannten in die Fankurve, die in Königsblau gekleideten Anhänger feierten, als wäre der Klassenerhalt durch den 3:1 (1:0)-Sieg schon gelungen. Auf der anderen Seite sanken die Bochumer Spieler enttäuscht auf den Rasen. Trainer Thomas Reis stand zehn Sekunden lang regungslos an der Seitenlinie. Die Schalker kletterten durch den ersten Sieg nach dem Wiederaufstieg auf den zwölften Platz, Bochum bleibt punktlos Letzter. Die Krise wird immer dramatischer.
VfL Bochum: Kein Bekenntnis pro Thomas Reis
Nach der sechsten Niederlage im sechsten Spiel weiß Thomas Reis, dass seine Zeit als VfL-Trainer nun beendet sein könnte. Schon vor dem Spiel hatten die VfL-Bosse ein Bekenntnis pro Reis vermieden. „Meine Mannschaft ist mir gefolgt, das sollte jeder heute gesehen haben. Ich gehe normal meiner Arbeit nach, habe weiter Lust, den Bock endlich umzustoßen. Ich bin entspannt, ändern kann ich die Entscheidung eh nicht“, sagte der bitter enttäuschte Reis.
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Vorausgegangen war ein Derby, das sportlich vor 62.041 Zuschauern nicht hochklassig, aber jederzeit spannend und heiß umkämpft war. Die Schalker waren der glückliche Sieger, das gab selbst Frank Kramer zu. „In einem intensiven Spiel hatten wir heute das nötige Quäntchen Glück. Darüber bin ich sehr happy“, sagte Kramer.
Das Spiel bestand aus drei Phasen – in den ersten 20 Minuten bestimmten die Schalker das Spiel, hatten durch Simon Terodde (7./15.) zwei Chancen. „Wir waren zu Beginn sehr gut im Spiel, hatten einen guten Zugriff, sind ruhig mit dem Ball umgegangen, hatten Abschlüsse“, lobte Kramer. Ab der 20. Minute aber drehte sich das Spiel. Die Bochumer konnten sich vom Schalker Druck befreien und hatten eine riesengroße Chance zur Führung. Nach einem Querpass von Kevin Stöger rutschte Simon Zoller am Ball vorbei (35.).
Mitten in der Bochumer Drangphase gingen die Schalker in Führung. Der beste Spieler der Königsblauen, Tom Krauß, hatte im Mittelfeld den Ball erobert und weitergespielt. Einen abgefälschten Schuss von Marius Bülter konnte VfL-Torwart Manuel Riemann nicht festhalten, Dominick Drexler staubte souverän zur 1:0-Führung ab (38.).
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Die Bochumer zeigten sich unbeeindruckt, waren bis zur 70. Minute das bessere Team. „Wir waren in dieser Phase zu passiv“, bemängelte Kramer. Bochum kam durch Philipp Hofmann zum zu diesem Zeitpunkt verdienten 1:1 (54.). „Wir hatten nach dem Ausgleich keine zwingenden Chancen, aber wir waren am Drücker“, sagte Reis.
Sebastian Polter trifft zum ersten Mal für Schalke
Zwei Schlüsselszenen sorgten aber dafür, dass die Schalker in der Schlussphase doch das bessere Ende für sich hatten. In der 67. Minute wechselte Kramer Sebastian Polter als zweite Spitze neben Simon Terodde ein. Und nebeneinander funktionierten die wuchtigen Stürmer. „Wir sind in der zweiten Halbzeit nicht so gut aus der eigenen Hälfte herausgekommen und wollten durch die Einwechslung von Polti das Spiel wieder von unserem eigenen Tor wegbringen“, erklärte Kramer. Ein Konzept, das aufging. Sofort erarbeitete sich Schalke gute Möglichkeiten. Simon Terodde traf zunächst die Latte (71.), eine Minute später wurde ein Flachschuss von Sepp van den Berg im letzten Moment von den Bochumern geblockt.
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In der 73. Minute folgte die zweite Schlüsselszene des Spiels: Schiedsrichter Zwayer gab einen Freistoß für Schalke am Bochumer Strafraum. „Ich habe die Bilder mehrfach gesehen: Das war kein Freistoß“, schimpfte Reis. Selbst Kramer bezeichnete diesen Pfiff als „falsch“ und sagte: „Heute haben wir einmal von einem Fehler profitiert.“ Tobias Mohr schoss den Ball mit viel Karacho in den Strafraum, Bochums Erhan Masovic fälschte ihn unglücklich ab – Eigentor, 2:1 für Schalke. Die Bochumer starteten eine wilde Schlussoffensive, flankten den Ball immer wieder in den Strafraum. Aber sie gingen dabei zu ungestüm vor. Die Schalker konterten effektiv. In der fünften Minute der Nachspielzeit köpfte Polter nach Mohr-Flanke sein erstes Saisontor. „Genau dafür haben wir Polti geholt“, schwärmte Kramer.
Schalke am Samstag beim BVB
Schiedsrichter Zwayer pfiff das Spiel gar nicht wieder an, Schalke jubelte, die Fans bereiteten ihre Profis mit Sprechchören auf das nächste Derby bei Borussia Dortmund vor (17. September, 15.30 Uhr/Sky). Und Thomas Reis? „Individuelle Fehler in Defensive und Offensive haben heute zu diesem Ergebnis geführt“, sagte er. Doch darf er sein Team auf das nächste Spiel gegen den 1. FC Köln (18. September, 17.30 Uhr/DAZN) vorbereiten? „Ich würde gern weitermachen“, sagte er. Ob sein Wunsch erfüllt wird, ist aber noch offen.