Gelsenkirchen. . Gegen seinen Ex-Klub VfL Bochum gelingt Sebastian Polter sein erstes Tor für Schalke. Was der Stürmer zum Auftritt der Königsblauen sagt.
Am Samstagabend war Sebastian Polter ein gefragter Mann. Der 31 Jahre alte Stürmer von Schalke 04 musste einen regelrechten Interview-Marathon absolvieren, denn alle Journalisten wollten wissen, was nach dem 3:1-Sieg der Königsblauen gegen den VfL Bochum in ihm vorging – denn ausgerechnet im Spiel gegen seinen Ex-Klub war er einer der entscheidenden Spieler der Gelsenkirchener.
„Der Fußball hat ja schon oft solche Geschichten geschrieben“, sagt Polter mit einem Grinsen. Nach seiner Einwechslung in der 68. Spielminute stand er gleich mehrfach im Mittelpunkt. Bei der 2:1-Führung von S04 irritierte er seinen Gegenspieler Erhan Masovic derart, dass er den Ball nach Flanke von Tobias Mohr ins eigene Tor schoss (73.).
VfL-Bochum-Fans beleidigen Schalke-Stürmer Sebastian Polter
In der Nachspielzeit köpfte er nach einem Mohr-Freistoß dann sehenswert zum 3:1-Endstand ein, seinem Gegenspieler Masovic ließ er im Zweikampf keine Chance. „Ich habe gesehen, dass ich im Eins-gegen-eins stehe. Tobi wollte wohl eher, dass ich den Ball sichere, mit meinem Körper und meinem dicken Po“, erklärt der 1,92-Meter-Hüne und lacht. Statt für die Sicherheitsvariante entschied sich Polter dann aber für den Abschluss. Er habe seinem Offensivdrang nachgegeben und wurde dafür belohnt, denn sein Kopfball schlug im Winkel ein. Freudestrahlend jubelte er im Anschluss vor der tobenden Nordkurve und formte ein Herz in Richtung der Tribüne. Gerichtet war es an seine Frau Ilena Kristien, die das Spiel in einer Loge verfolgte.
Für Polter war es der langersehnte erste Saisontreffer – zugleich auch das erste Pflichtspieltor für seinen neuen Klub aus Gelsenkirchen. Nach unglücklichem Start scheint der Stürmer nun tatsächlich auf Schalke angekommen zu sein. Nachdem schon deutliche Kritik am 31-Jährigen laut wurde, konnte er nun beweisen, wie er den Königsblauen helfen kann. Und auch den Fans seines Ex-Klubs VfL Bochum gab er mit dem Tor die passende Antwort. Schon bei seiner Einwechslung gab es viele Pfiffe und sogar Beleidigungen gegen den Angreifer. „Ich habe das nicht gehört“, sagt er zu den Anfeindungen. Er wisse aber, dass es schon zu Saisonbeginn Schmähgesänge der VfL-Fans gegen ihn gegeben habe. „Aber heute waren unsere Fans offenbar zu laut“, antwortet er lässig.
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Dass der Samstagabend für Polter nahezu perfekt endet, war allerdings nicht immer abzusehen. Denn dem großen Jubel ging eine Enttäuschung voraus. Gegen die Bochumer, die er erst in diesem Sommer verlassen hat, hatte er auf einen Platz in der Startelf gehofft. „Natürlich ist eine gewisse Enttäuschung da, wenn man nicht spielt – gerade gegen seine Ex-Kollegen“, erklärt er. „Aber wir sind im Teamsport und da gilt es, das Individuelle auch mal hinten anzustellen. Ich bin niemand, der Stunk macht, sondern versuche von außen anzustacheln.“ Sätze, die Profifußball oft fallen – doch dieser viel benutzten Floskel hat Schalkes Stürmer heute auch Taten folgen lassen.
Schalke-Sportdirektor Rouven Schröder mit Lob für Sebastian Polter
Denn mit seiner Hereinnahme veränderte sich das Spiel der Königsblauen. Nach einer starken Phase des VfL hatte Schalke mit der Doppelspitze aus Polter und Simon Terodde wieder mehr Spielanteile. „Man hat in den letzten Minuten gesehen, was für eine Wucht das entwickeln kann“ beschreibt der Torschütze die Formation mit zwei Angreifern.
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Von der Wucht im Spiel der Schalker schwärmt auch Sportdirektor Rouven Schröder: „Polti hatte eine sehr gute Einwechslung“, lobt der 46-Jährige. „Das ist genau das, was wir uns wünschen: Körper reinstellen in schwierigen Phasen und Freistöße herausholen.“ Auch dank Polter habe sich die Mannschaft aus einem zwischenzeitlichen Tief herausgezogen.
Wie wichtig dieser erste Saisonsieg auch für die Fans war, war in der ausverkauften Arena deutlich zu spüren. Nach dem Schlusspfiff wurde die Mannschaft gefeiert und mit Gesängen auf das Derby bei Borussia Dortmund am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) eingeschworen. Gegen den BVB wollen die Schalker laut Polter an das jüngste Erfolgserlebnis anknüpfen: „Jetzt kommt ein ganz, ganz wichtigen Spiel für die Region und jeden Schalker“, stellt der Neuzugang klar. „Dessen sind wir uns bewusst.“