Gelsenkirchen. . Der Transfer des türkischen Nationalstürmers ist im Schalker Umfeld nicht unumstritten. Ist Kenan Karaman wirklich eine Verstärkung für S04?

Schalke 04 verstärkt sich mit Kenan Karaman“ – mit dieser Schlagzeile hat der Bundesliga-Aufsteiger am Donnerstag die Verpflichtung des türkischen Nationalspielers verkündet. Nachdem der Vertrag des 28 Jahre alten Stürmers bei Besiktas Istanbul aufgelöst worden ist, konnte Karaman kurz vor dem Ende des Transferfensters noch auf Schalke unterschreiben. Bis Sommer 2025 ist er nun an die Gelsenkirchener gebunden.

Statt mit Besiktas um den Meistertitel zu spielen, wird es für ihn in den kommenden Monaten darum gehen, mit Schalke um den Klassenerhalt zu kämpfen. Sportdirektor Rouven Schröder traut dem neuen Mann dabei eine entscheidende Rolle zu. Gerade in den „engen, entscheidenden Momenten“, wie er es im Zuge der Transfer-Verkündung formulierte.

Doch ist Kenan Karaman wirklich eine Verstärkung für die Schalker? Fakt ist: Die beiden Mittelstürmer Simon Terodde und Sebastian Polter sind noch nicht wirklich in der Bundesliga angekommen. Beide präsentierten sich bislang unglücklich und warten noch auf ihren ersten Saisontreffer. Verlass war in der Offensive bislang nur auf den variablen Marius Bülter (drei Saisontore). Für weitere Tore soll nun auch der neue Mann sorgen. Doch allein ein Blick auf Karamans Karriere-Statistiken zeigt: Ein eiskalter Torjäger ist auch er nicht. Für Besiktas traf er in 35 Pflichtspielen zweimal, in 102 Bundesligaspielen für Hannover 96, Fortuna Düsseldorf und die TSG Hoffenheim kommt er auf 13 Treffer.

Kenan Karaman soll den Konkurrenzkampf auf Schalke vergrößern

Zweifelsfrei hatte Karaman in seiner Karriere auch gute Phasen. Nicht umsonst spielte er noch in der vergangenen Saison mit Besiktas in der Champions League. Ein Knipser, der den Schalkern zehn Tore garantiert, ist er jedoch nicht. Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass sich die Königsblauen kurz vor dem Ende des Transferfensters keine teuren Stars leisten konnten – trotz der Einnahmen aus dem Verkauf von Malick Thiaw zum AC Mailand.

Die Verpflichtung des 1,89 Meter großen Karaman kam im Schalker Umfeld trotzdem nicht bei jedem Fan gut an. „Manchmal ist es ja auch gut, wenn man mit wenigen Erwartungen startet – dann kann man positiv überraschen“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder zur Skepsis über den Transfer. „Wir haben uns natürlich Gedanken gemacht, warum wir Kenan Karaman holen“, ergänzte der 46-Jährige. Intern sei man völlig überzeugt.

Mehr News und Hintergründe zu Schalke 04:

Die Verpflichtung begründen die Schalker in erster Linie mit dem Wunsch nach einem großen Konkurrenzkampf in der Offensive. In Dong-gyong Lee (Vertrag aufgelöst, Wechsel zu Hansa Rostock) und Blendi Idrizi (ausgeliehen Jahn Regensburg) hat S04 kurz vor dem Ende des Transferfensters noch zwei offensive Mittelfeldspieler abgegeben, Karaman soll diese Lücke nun schließen. „Wir brauchen in der Breite einen starken Kader“, sagte Schröder, der den Neuzugang als sehr variabel in der Offensive beschreibt. Karaman könne vorne alle Positionen spielen, heißt es. „Kenan ist ein Herausforderer und erweitert das Spektrum.“

Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder (rechts) mit dem neuen Stürmer Kenan Karaman.
Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder (rechts) mit dem neuen Stürmer Kenan Karaman. © FC Schalke 04

Schalke in Stuttgart wohl noch ohne Neuzugang Kenan Karaman

Auffällig war an den ersten vier Spieltagen, dass es dem Spiel von Schalke 04 an Tempo fehlte – und auch Kenan Karaman ist nicht als Top-Sprinter bekannt. Langsam ist der gebürtige Stuttgarter zwar nicht, doch auf dem Rasen ist Karaman eher ein Kämpfer und Wühler. Trainer Frank Kramer attestiert dem Neuzugang etwa eine „vernünftige Geschwindigkeit“ und lobt das „Durchsetzungsvermögen“ des Stürmers, den er im Übrigen schon lange kennt. Bereits in der zweiten Mannschaft der TSG Hoffenheim trainierte er Karaman in der Saison 2012/13. In elf Regionalliga-Spielen traf Karaman als Teenager damals immerhin zweimal.

Auch interessant

Um die Zweifler auf Schalke verstummen zu lassen, wird Karaman mehr Tore brauchen als während seiner ersten Zusammenarbeit mit Frank Kramer. Für das Bundesligaspiel beim VfB Stuttgart ist der 28-Jährige aber wohl noch keine Option. Erst am Freitag trainierte der Neuzugang erstmals mit seinen Kollegen in Königsblau. Laut Kramer stehe Karaman zwar „voll im Saft“ und sei körperlich in einer guten Verfassung, aber „es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Kaderplätzen und wir müssen sehen, dass wir nicht irgendwelche ganz wilden Sachen durch die Gegend schießen.“ Verstärken kann Kenan Karaman die Schalker also zumindest in Stuttgart noch nicht.