Gelsenkirchen. Der 22-Jährige hechtet nicht nur durch den Strafraum, sondern schwebt auch zwei Mal pro Monat als Flugschüler über den NRW-Wolken.

Bei den Fans von Fortuna Köln sorgte ein Schalker U23-Spieler zuletzt für permanentes Haareraufen. Radomir Novakovic hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Königsblauen beim 0:0 im Regionalliga-Auswärtsspiel in der Domstadt einen wichtigen Zähler mitnahmen.

Schalkes Novakovic: „Zu Null ist immer gut“

„Zu Null zu spielen, ist für einen Torwart immer gut“, sagt der 22-Jährige lächelnd-locker im Gespräch mit der WAZ. Novakovic rückte beim Köln-Spiel deswegen in den Blickpunkt, weil sich Keeper-Kollege Justin Heekeren mit einer leichten Blessur plagte und deswegen nicht im Kader stand.

„Ich habe mich riesig darüber gefreut, dass ich meine Chance bekommen habe“, sagt Radomir Novakovic, dem von Coach Jakob Fimpel „gute Trainingsleistungen“ attestiert werden.

Fimpel hat deswegen auch keine Bauchschmerzen, anstelle von Justin Heekeren entweder Radomir Novakovic oder alternativ Justin Treichel aufzubieten.

Schalke 04 ist im Torwartsektor gut aufgestellt

Fimpel: „Wir sind im Torwartbereich richtig gut aufgestellt. Das haben wir schon in der Vorbereitung gesehen.“ Novakovic hat bisher fünf Spiele für die Schalker Reserve absolviert – vier Mal stand er in der Rückrunde der letzten Saison zwischen den Pfosten. In dieser noch jungen Saison steht ein Einsatz zu Buche – und der war hervorragend. So etwas wie Druck oder Anspannung verspürt Novakovic nicht.

„Ich habe mit 18 Jahren schon gegen Ajax Amsterdam gespielt“, sagt der Schlussmann. Das Spiel ist ihm in seiner bisherigen Laufbahn besonders in Erinnerung.

Am 19. Dezember 2018 stand er mit Roda Kerkrade im Achtelfinale des holländischen Pokals gegen Ajax und sorgte mit mehreren starken Paraden dafür, dass es zunächst mit 1:1 in die Verlängerung und anschließend ins Elfmeterschießen ging.

Für das Spitzenteam Ajax trafen die Stars Dusan Tadic, Klaas-Jan Huntelaar, Kasper Dolberg und Daley Blind vom Punkt.

De Ligt scheiterte gegen Novakovic vom Punkt

Abwehrspieler Matthijs de Ligt, der mittlerweile beim Rekordmeister FC Bayern München eine neue Ära einläuten soll, vergab seinen Elfmeter, aber auch so reichte es für Ajax Amsterdam knapp mit 5:3 zum Weiterkommen gegen Roda Kerkrade.

„Das war schon etwas Besonderes, als junger Spieler in so einer Begegnung dabei gewesen zu sein. Das war meine bisher beste Torwartleistung – und das gegen solche Top-Leute wie Frenkie de Jong, Matthijs de Ligt oder Klaas-Jan Huntelaar“, blickt Novakovic zurück.

Alleine de Jong (mittlerweile beim spanischen Spitzenverein FC Barcelona unter Vertrag) und de Ligt besitzen inzwischen einen Transfermarktwert von zusammengerechnet 130 Millionen Euro.

Zum Vergleich: Novakovic, der ein Länderspiel für die U19-Nationalelf von Serbien absolviert hat, wird vom Statistikportal Transfermarkt.de aktuell auf 50.000 Euro Marktwert taxiert.

Die nächsten Schritte bei Schalke

Bei Schalke 04 will der gebürtige Mönchengladbacher wichtige Karriere-Schritte machen und sich Stück für Stück verbessern.

„Ich fühle mich hier im Verein richtig“, sagt er und stellt fest: „Ich kann mich super entwickeln und bin Schalke 04 sehr dankbar für die Möglichkeit, hier zu sein.“ Selbst, wenn die Belastung hoch und das Training anstrengend ist, fährt Radomir Novakovic mit guter Laune auf die Vereinsanlage am Berger Feld.

„Wenn man zu Schalke auf das Gelände kommt, dann gibt es kein: Jetzt nicht. Da muss es im positiven Sinn knallen. Ich bin ohnehin ein Feuer-Typ.“ Und ein Herr der Lüfte.

Alles im Griff: Schalkes Torwart Radomir Novakovic bei einer seiner Flugstunden.
Alles im Griff: Schalkes Torwart Radomir Novakovic bei einer seiner Flugstunden. © Foto: privat

Schalkes Torwart geht in die Luft

Novakovic fliegt nicht nur durch den Strafraum, um die Bälle der gegnerischen Angreifer abzuwehren, sondern er fliegt tatsächlich auch hoch hinaus. Der 1,91-Meter-Mann nimmt seit einiger Zeit Flugstunden und kreist zusammen mit einem Fluglehrer über Nordrhein-Westfalen.

„Alleine würde ich nicht fliegen. Es ist gut, wenn jemand dabei ist und sich damit auskennt“, sagt der Keeper mit einem Augenzwinkern.

Ein- bis zweimal im Monat kreist Novakovic mit der kleinen Maschine über den Wolken und genießt von oben die Leichtigkeit des Seins. „Ich mache das hobbymäßig, mir macht das großen Spaß. Und ich mag es, wenn ich die Dinge selbst in der Hand habe“, erklärt der gebürtige Mönchengladbacher.

Dass er als Torwart sowohl der gefeierte Mann, aber dann auch mal der Schuldige sein kann, ist ihm durchaus bewusst. „Das ist unser Leben als Torwart. Heute ist man der Held, morgen vielleicht der Clown. Damit muss man klarkommen“, sagt Radomir Novakovic mit der nötigen Gelassenheit.