Gelsenkirchen. Der Österreicher ist nach seinem Kreuzbandriss komplett fit. In der U23 konnte er schon überzeugen. Auch für die Profis ist er bald ein Thema.
Die Fußballer des SC Fortuna Köln dürften am Samstag geschluckt haben, als sie vor dem Regionalliga-Spiel gegen die U23 von Schalke 04 auf den Aufstellungsbogen geschaut haben. Gleich drei Verteidiger aus der Profi-Mannschaft der Gelsenkirchener standen im Kölner Südstadion in der Anfangsformation: Leo Greiml (21), Ibrahima Cissé (21) und Henning Matriciani (22). Dass S04 beim 0:0 gegen die Fortuna ohne Gegentor blieb, lag auch an den guten Leistungen des Profi-Trios.
Doch warum mussten erneut so viele Profis in der U23 ran? Die Antwort ist einfach: Wegen der großen Konkurrenz ist nicht für jeden Spieler Platz im Bundesliga-Kader. Das Trio hat einen schweren Stand unter Trainer Frank Kramer. Gleiches gilt auch für Torwart-Talent Justin Heekeren, der am Wochenende angeschlagen passen musste, nachdem er zu Saisonbeginn stets im Tor der U23 gestanden hatte.
Schalkes U23-Trainer Fimpel schwärmt von Leo Greiml
Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder war es zuletzt ein Anliegen, zu betonen, dass die Profis mit Einsätzen in der Regionalliga nicht bestraft werden. Ganz im Gegenteil. „Spielpraxis bringt Selbstvertrauen. Es soll nicht das Verständnis entstehen: Oh, jetzt musst du runter. Die Spieler sagen selbst: Bevor ich weniger spiele, gehe ich selbst runter. Die U23 hatte einen Top-Start, spielt guten Fußball“, sagte Schröder. Bereits in den vergangenen beiden Wochen kamen regelmäßig Profis in der Regionalliga-Mannschaft zum Einsatz. Die nackten Ergebnisse waren trotzdem ernüchternd. Nach zwei Siegen zu Saisonbeginn gab es gegen den SV Lippstadt es eine 1:3-Niederlage, beim SV Rödinghausen ein 0:2, in Köln zuletzt immerhin ein 0:0.
Doch zumindest in der Domstadt konnte sich ein Profi für höhere Aufgaben empfehlen: Leo Greiml. Der 21 Jahre alte Innenverteidiger aus Österreich kommt nach seinem Kreuzbandriss immer besser in Tritt. Der Neuzugang von Rapid Wien blockte, grätschte, köpfte und dirigierte beim Auswärtsspiel in Köln – und er rettete einmal in letzter Sekunde auf der Torlinie. U23-Trainer Jakob Fimpel stellt im Gespräch mit der WAZ fest: „Leo Greiml war von der Präsenz her richtig gut. Wenn er sich so reinhaut, wie er das beim Spiel in Köln gemacht hat, dann ist das auch ein Signal an unsere Regionalliga-Spieler.“
Für Greiml war es eine Visitenkarte, ein Fingerzeig, dass er nach seiner langen Verletzungspause nun bald bereit ist, in der Bundesliga zu spielen – denn genau deshalb ist das österreichische Top-Talent nach Gelsenkirchen gewechselt. „Leo wird bald an diese Tür anklopfen, denn er hat ganz große Ziele und im Training auch schon gezeigt, wie weit er ist. Er greift an und passt mit seiner Art Fußball zu spielen perfekt zu Schalke 04“, lobte in der vergangenen Woche auch Sportdirektor Rouven Schröder.
Ibrahima Cissé fehlt noch etwas zur Schalker Bundesliga-Mannschaft
Nicht ausgeschlossen, dass Greiml schon in den kommenden Wochen auch eine Chance unter Frank Kramer in der Bundesliga bekommen wird – vor allem, weil es in der Innenverteidigung weiter offene Personalfragen gibt. Rund eine Woche vor dem Ende des Transferfensters gilt ein Abgang von Verteidiger-Juwel Malick Thiaw als wahrscheinlich. Noch liegen S04 aber keine konkreten Angebote vor. Sollte Thiaw Schalke tatsächlich noch verlassen, wäre Greiml ein logischer Ersatz im Profi-Kader.
Das gilt hingegen noch nicht für Ibrahima Cissé. Der 21 Jahre alte Franzose war zuletzt in der U23 eher Mitläufer als Anführer. So weit wie Leo Greiml ist Cissé noch nicht. Kämpferisch konnte der Neuzugang aus Gent zwar in der Regionalliga überzeugen, doch noch ist das Spiel des 1,96 Meter großen Innenverteidigers zu umständlich. Auch die nötige Ruhe in der Spieleröffnung vermissen die Schalker bei ihm noch. Aber: Die laufende Saison ist Cissés erste im Profibereich. „Bei Ibra muss man eine gewisse Geduld mitbringen“, stellt auch Schröder klar. „Er ist noch ein ganz junger Bursche.“
Auch interessant
Schalke: Greiml bekam den Vorzug vor Mehmet Aydin
Etwas mehr Erfahrung im Profibereich hat Henning Matriciani zwar schon gesammelt, trotzdem pendelt er in dieser Saison noch zwischen Regionalliga und dem Bundesliga-Team. Eine Rolle, die der 22-Jährige annimmt, ohne zu meckern. Matriciani ist ein Kämpfer und gibt in jedem Spiel 100 Prozent – egal, ob der Gegner SV Lippstadt oder auch Bayern München heißt. Dass Trainer Frank Kramer Potenzial im flexiblen Defensivmann sieht, zeigen allein die beiden Kader-Nominierung in Köln und gegen Gladbach. Damals bekam er etwa den Vorzug vor dem höher eingeschätzten Mehmet Aydin.
Für Aydin blieb gegen Lippstadt und in Rödinghausen nur ein Platz in der U23. Doch der Rechtsverteidiger wusste trotz der Niederlagen zu überzeugen – sodass er schon in Wolfsburg wieder zum Profi-Kader zählte und als Einwechselspieler zu seinem ersten Bundesligaeinsatz in der laufenden Saison kam. Eine Entwicklung, die auch Leo Greiml, Ibrahima Cissé oder Henning Matriciani Hoffnung machen dürfte