Gelsenkirchen. Die Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 wurde für den langjährigen Arena-Pfarrer Hans-Joachim Dohm zu einem Fiasko. Antrag wird abgelehnt.
Die beinahe sechsstündige Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 am Sonntag war bemerkenswert. Sie stellte den vollkommenen und endgültigen Bruch des Vereins mit den Protagonisten aus der Ära von Clemens Tönnies dar.
So wurden nicht nur die Vorstände um Christian Heidel, Peter Peters und Alexander Jobst für die Jahre 2019 und 2020 sowie der Aufsichtsrat in seiner damaligen Zusammensetzung nicht entlastet. Beispielhaft war dafür auch die abgelehnte Wahl des langjährigen Arena-Pfarrers und langjährigen Vorsitzenden des Schalker Ehrenrates Hans-Joachim Dohm.
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Diesen Antrag hatte der damalige Aufsichtsrat vor der Jahreshauptversammlung 2021 nach der Abberufung Dohms aus dem Ehrenrat gestellt, er kam aber erst jetzt zur Abstimmung. 727 Mitglieder stimmten mit ja, 1647 mit nein.
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Und das, obwohl der frühere S04-Präsident und bei allen Schalkern höchste Integrität genießende Ehrenpräsident Gerd Rehberg sich zuvor noch in einer Rede dafür stark gemacht hatte. „Er hat viele Verdienste um Schalke 04“, war Rehberg anschließend enttäuscht. „Es war ein demokratischer Prozess, aber man sollte auch Personen, die sich so lange für den Verein engagiert haben, auch dankbar sein.“
Allerdings war die Arbeit von Dohm im Ehrenrat auch nicht unumstritten. „Der Ehrenrat soll ein neutrales Gremium sein, das eine Gerichtsfunktion hat. Es kann aber nicht gleichzeitig bei der Exekutive mitwirken. Dafür gibt es keine Notwendigkeit. Als ich im Aufsichtsrat war, war dies eine Katastrophe – Jochen Dohm hatte da gar nichts zu suchen“, erklärte das ehemalige Aufsichtsratsmitglied Dr. Till Zech, der per Video auf der Veranstaltung, zugeschaltet war. Möglich ist und bleibt das laut Satzung aber.
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Das S04-Mitglied Günther Hein-Reipen kritisierte: „Wir haben heute den alten Aufsichtsrat nicht entlastet. Wir haben uns gerade gefreut, dass Clemens Tönnies nicht als Ehrenmitglied vorgeschlagen wird. Wir haben den ehemaligen Vorstand nicht entlastet. Wenn wir jetzt hingehen, und denjenigen, der das Ganze mit ermöglicht hat, in dem er seine Amtsführung darauf ausgerichtet hat, alles beim Alten zu belassen und jeden, der versucht hat, daran etwas zu ändern mit Sanktionen überzogen hat, dann führen wir das ad absurdum, was wir bisher auf dieser Versammlung gemacht haben.“
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Besonders die Nähe zu Clemens Tönnies fiel dem Pfarrer nun auf die Füße. Auch, dass er im Sommer 2019 nicht härter gegen Tönnies vorgegangen ist, als dieser seine rassistischen Äußerungen getätigt hat. Dohm selbst, inzwischen 78 Jahre alt und gehbehindert, stand nach der Versammlung abseits und alleine an seinem Rollator und haderte mit seiner Umwelt. „Ich bin traurig“, sagte Dohm der WAZ und dem RevierSport. „Die Definition „Schalke ein Leben lang“ muss ich nun dahingehend deuten, dass manch ein Leben wohl kürzer zu sein scheint.“ Er fühlte sich bei der großen Abrechnung der Schalke-Mitglieder in Sippenhaft genommen. Und sagte genau das: „Es zeichnete sich ab, dass die Ultras eh und je dagegen waren, ich wurde in Sippenhaft genommen.“
Die Gründe dafür kenne er nicht. Fehler habe er sich keine vorzuwerfen: „Was habe ich Falsches getan?“, fragte er sich. „Oder andersrum: Wo müsste ich ansetzen, um nachzudenken, ob ich Fehler gemacht habe. Ich habe die Arbeit im Ehrenrat wahrgenommen, wie es die Satzung erfordert hat. Ich habe nebenbei die Behindertenarbeit aufgebaut. Ich habe die Kapellenarbeit gemacht, ich habe ganz viele Spieler begleitet.“
Ex-Schalke-Pfarrer Dohm versteht Abwahl nicht
Er werde das Ergebnis aber akzeptieren müssen. „Ich muss sehen, dass das Schalke ist. Das muss man so sagen. Das ist die Mehrheit von Schalke, die so abgestimmt hat. Es war ja eine eindeutige Mehrheit dagegen.“ Dohm scheint wirklich nicht verstanden zu haben, warum ihm die Mitglieder die Aufnahme ins Ehrenpräsidium verwehrten: „Als Ehrenratsmitglied oben in der Loge wäre es eine Option gewesen, dann auch mit einer entsprechenden Begleitung, weil man als Ehrenratsmitglied ja auch zwei Karten hat. Für mich ist es nur mit meiner Behinderung nicht mehr möglich, ins Stadion zu kommen.“