Gelsenkirchen. Schalkes zweiter Aufstieg in der Saison 1983/84 geriet nie ernsthaft in Gefahr. Vizekapitän Bernard Dietz erinnert sich und erzählt Anekdoten.
Eigentlich war Bernard Dietz nicht Kapitän der zweiten Aufstiegsmannschaft des FC Schalke 04 im Sommer 1984. Manfred Drexler trug die Binde, bis er sich im März 1984 verletzte und die letzten zwölf Saisonspiele verpasste. Dafür übernahm der erfahrene Dietz. Inzwischen ist Drexler verstorben, deshalb blickte der inzwischen 74-jährige Dietz im Gespräch mit dieser Zeitung auf Schalkes zweite Saison in der 2. Bundesliga zurück.
Schalke: Dietz stieg im ersten Jahr ab
Der große Bernard, genannt "Ennatz", Dietz war im Sommer 1982 zu den Königsblauen gekommen, als er mit dem MSV Duisburg erstmals abgestiegen war. Große Hoffnungen verbanden sich mit diesem Wechsel. Doch schon in seinem ersten Schalke-Jahr ereilte ihn noch einmal dieses sportliche Schicksal. "Dieser Abstieg mit Schalke war nicht zu erklären, wir hatten eine tolle Truppe", erinnert sich Dietz. In der Relegation hatte Schalke gegen Bayer Uerdingen das Nachsehen.
Für Dietz, der 1980 noch Kapitän der deutschen Europameister-Mannschaft gewesen war, stand im Alter von 35 Jahren außer Frage, dass er mit Schalke in die Zweite Liga geht. "Unser einziges Ziel war der direkte Wiederaufstieg", erzählt er. Zur Mannschaft gehörte außer Dietz zum Beispiel Torwart Walter Junghans, zuvor Meistertorwart des FC Bayern und angehender Nationalkeeper, Torjäger Klaus Täuber und der 17-jährige Olaf Thon. "Der Olaf kam damals mit dem Moped zum Training. Du hast schon gespürt: Da wächst einer heran", sagte Dietz. Im Laufe der Saison schaffte Zweitligist Schalke gegen den FC Bayern das legendäre 6:6 nach Verlängerung - Thon erzielte drei Tore.
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Die Schalker starteten unter Trainer Diethelm Ferner souverän mit 15:3 Punkten, schlossen die Saison als Zweiter hinter dem Karlsruher SC ab. In Gefahr war der Aufstieg nur selten. Am vorletzten Spieltag machte Schalke den Aufstieg perfekt, an das letzte Saisonspiel gegen Absteiger Rot-Weiss Essen erinnert sich Dietz genau: Im pickepackevollen Parkstadion spielte sich Schalke in einen Rausch, je näher das Spielende rückte, desto mehr Fans kletterten über den Zaun und versammelten sich am Spielfeldrand. Dietz selbst traf kurz vor Schluss zum 4:0, da stürmten viele Fans aufs Feld. "Der Schiedsrichter sagte direkt danach zu mir: Ennatz, bist du verrückt, den Ball ins Tor zu schießen?", sagt Dietz heute und lacht. Mühsam konnten die Fans wieder zurückgedrängt werden, als aber kurz darauf sogar das 5:0 fiel, brachen alle Dämme und das Spiel wurde kurz vor Schluss abgebrochen. "Ich hatte Angst um meine Gesundheit - mir wurde das Trikot vom Leib gerissen, ich war am Ende froh, dass ich meine Unterhose noch trug", erzählt Dietz. Das Spiel gegen RWE wurde nach Saisonende wiederholt, auch das gewann Schalke. Die zweite Aufstiegssaison endete etwas trostlos vor 10.000 Zuschauern mit einem bedeutungslosen 3:2-Erfolg.
Schalke: Dietz entdeckte Rouven Schröder
Dietz blieb noch bis 1987 im Kader der Königsblauen, bestritt am 8. November 1986 sein 495. und letztes Bundesligaspiel, es war ein 1:2 gegen Mönchengladbach. "Die Schalker Zuschauer wussten: Der Ennatz ist ein Duisburger. Aber ich bin auch ein Ruhrgebietsjunge und mag die einheimischen Vereine. Die fünf Jahre auf Schalke waren sensationell, die Menschen sind im positiven Sinne wahnsinnig dort", sagt Dietz.
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Und einen Bezug zum Profikader hat er auch: Dietz war es, der während seiner Trainerzeit im Nachwuchs des VfL Bochum Rouven Schröder in den Profifußball holte. Schröder war seinerzeit schon 24 Jahre alt und lediglich im Sauerland eine lokale Größe im Amateurfußball und Tennis vor Ort. Erst mit dem Wechsel zum VfL begann seine Karriere. Den Einstieg hat er Dietz zu verdanken - dem Vizekapitän des zweiten Aufstiegs.